Gemeindepräsidium: Ein hellgrüner Grüner möchte Münsingen weiterbringen
Beat Moser (Grüne) will Gemeindepräsident werden. Am Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht.
Er steht jetzt ganz vorne an der Brüstung, fünfzehn Meter über dem Boden, und schaut weit hinaus ins Aaretal. Wie ein Kapitän auf der Brücke. Von hier aus habe man sie alle im Blick, sagt Beat Moser. Sie? Er dreht sich zur Dachterrasse des Alterszentrums Schlossgut in Münsingen. «Die herausragenden Merkmale unserer Gemeinde.»
Nein, Beat Moser (Grüne) ist noch nicht Gemeindepräsident. Die Wahl findet erst in drei Wochen statt. Aber die Rolle, die hat er sich schon ein wenig angewöhnt.
Mehr Effizienz, weniger Kosten
«Die Naherholungsgebiete, die Aare, die Verkehrsverbindungen, der Schlosspark», Moser zeigt stolz ins Land. Sein persönliches Highlight aber, das liegt ganz nah. Unter uns. Im Alterszentrum Schlossgut. Er selbst hat als Baukommissionspräsident die kürzlich realisierte Sanierung geleitet. Flexible Wohnstrukturen. Minergie. Sonnenkollektoren. Wärmeverbundanschluss. Und erst noch sinkende Betriebskosten. «Das Schlossgut ist heute ein Rolls-Royce unter den Alterszentren», sagt Moser.
Und was hier gelang, das will der Finanzfachmann nun auf die gesamte Gemeinde ausweiten. Zum einen in ökologischer Hinsicht: Moser möchte Hauseigentümer zu Sanierungen ermuntern. Der Anreiz: Wenn Hausbesitzer den Papierkram an ein Energiebüro übergeben, übernimmt die Gemeinde einen Teil der Kosten für das Planungs- und Bewilligungsprozedere. «Wer heute vor dem Behördenmarathon zurückschreckt, könnte so zu einer Sanierung bewegt werden. Davon kann auch die regionale Wirtschaft profitieren», sagt Moser. Das Geld sei vorhanden.
Zum anderen will er auch in der Gemeinde das «Betriebsklima» verbessern. Das heisst: «Gemeinsam vorangehen, statt sich gegenseitig bekämpfen, wie es zuletzt zwischen Volk und Verwaltung der Fall war.» Die Politik müsse vermehrt einen Schritt auf das Volk zu machen, findet Moser. «Hinhören. Analysieren. Verschiedene Lösungsvorschläge anbieten.» Er will die tiefen Gräben im Dorf zuschütten. Also Münsingen heilen? Nein, sagt Moser. «Nicht heilen. Weiterbringen.»
An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. «Ich kann das. Ich bin ein guter Integrator», sagt er und verweist auf sein Netzwerk. Der 54-Jährige bekleidet zahlreiche Ehrenämter im sozialen Bereich, ist Fasnächtler, wirkte acht Jahre im Parlament mit und engagiert sich in diversen Vereinen. Er hat es auch diesen Verbindungen zu verdanken, dass seine Kandidatur von der SP, den Freien Wählern und selbst von der SVP unterstützt wird.
Wie hält er es mit den Grünen?
So wahnsinnig grün sei er ja sowieso nicht, hätten SVPler ihm nach seinem Besuch bei der Partei anerkennend zugeraunt, erzählt Moser. Tatsächlich: Grün ist für ihn primär eine Frage des schonungsvollen Umgangs mit Ressourcen. In anderen politischen Schlüsselthemen denkt er klar bürgerlich. Bei der Abschaffung der Wehrpflicht etwa legte Kompaniekommandant Moser ein Nein in die Urne. Und wie hat er es mit der Adoption durch homosexuelle Paare? Eine schwierige Frage, sagt der vierfache Vater Moser. «Bei Frauen wäre es für mich vielleicht vorstellbar. Aber bei Männern.» Er denkt nach. «Eher nicht.»
Ein gewisses Unbehagen kann Moser bei diesen Fragen nicht verbergen. Nicht, dass er sich fürchtet, seine grünen Wähler zu vertäuben. Die Sache ist eher die, dass die angesprochenen Themen die Gemeindepolitik kaum tangieren. Und um die geht es ihm. Für seine Kandidatur hat er sogar seinen Job als Leiter Finanzen und Rechnungswesen bei Emch Aufzüge in Bern gekündigt. Nur eineinhalb Jahre nachdem er die Stelle antrat. Ein ungewöhnlicher Bruch in einer ansonsten von Beständigkeit bestimmten Biografie.
Er habe sich diese Kandidatur lange überlegt, erklärt Moser. «Ausschlaggebend war, dass sich mir hier erstmals die Chance bietet, nicht nur einen Bereich zu leiten, sondern die Gesamtverantwortung für eine Organisation zu tragen. Diese Herausforderung fasziniert mich.» Und wenn er die Wahl verliert? «Ich habe einen Plan B», sagt Moser. Dann nickt er. Mit jener ernsten Zuversicht, die man sonst nur von langjährigen Gemeindeoberhäuptern kennt.