Daniel Ott Fröhlicher: "Es braucht Leute, die sich engagieren"

Daniel Ott Fröhlicher ist seit Januar Rubigens Gemeindepräsident ad interim. Der gebürtige Basler wohnt seit zwölf Jahren in der Gemeinde, davor lebten er und seine Familie sieben Jahre in Bolivien, eine Zeit die sein Politikverständnis prägte.

Melanie Burkhard, melanie.burkhard@bern-ost.ch

"Es kommt manchmal schon noch vor, dass ich mich ein wenig als Gast fühle", sagt Daniel Ott Fröhlicher. Der Gemeindepräsident ad interim lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern seit zwölf Jahren in Rubigen. Dass es den gebürtigen Basler und seine Familie in die Gemeinde verschlagen hat, ist dem Zufall zu verdanken.

 

"Ich habe nach sieben Jahren in Bolivien eine Stelle bei Swissaid in Bern angetreten. Rubigen ist zum Pendeln nach Bern gut gelegen", sagt Ott Fröhlicher. In Bolivien arbeitete er im Bereich Entwicklungszusammenarbeit. Er habe viel mit indigenen Gruppen gearbeitet und die direkte Demokratie der Schweiz erst dadurch richtig schätzen gelernt. "Diese Gruppen haben auf der politischen Ebene nur sehr wenig Möglichkeiten zur Mitbestimmung. Das hat mir gezeigt, welches Privileg die vielfältigen politischen Beteiligungsmöglichkeiten in der Schweiz eigentlich sind."

 

Aktiver politisieren

Seit seiner Rückkehr 2008 ist Ott Fröhlicher Mitglied der SP. Er sei auch vor seiner Zeit im Bolivien an Politik interessiert gewesen, aber seine Auslanderfahrungen hätten dazu geführt, dass er seit seiner Rückkehr aktiver politisiere.

 

Ab 2013 war Ott Fröhlicher Mitglied der Geschäftsprüfungskommission, seit 2017 ist er im Gemeinderat von Rubigen. "Ich habe eigentlich nicht geplant, Gemeinderat zu werden, das ist mehr so passiert", meint er.

 

Seit Anfang 2020 ist er nun für ein Jahr Rubigens Gemeindepräsident ad interim. Er hat das Amt von dem gesundheitshalber zurückgetretenen Renato Krähenbühl (BDP) übernommen. "Diese Lücke zu füllen, ist keine einfache Aufgabe. Renato hatte das Amt des Gemeindepräsidenten für 13 Jahre inne. So jemanden kann man nicht einfach ersetzen", so Ott Fröhlicher. "Ich habe aber viel Unterstützung von meinen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat. Wir sind ein gut eingespieltes Team, das macht vieles einfacher."

 

Auch sonst schätze er die Zusammenarbeit im Gemeinderat sehr. "Wir machen Sachpolitik und pflegen ein sehr kollegiales Miteinander. Nach den Gemeinderatssitzungen kochen und essen wir noch zusammen."

 

"spannende Zeit in Rubigen"

"Wir haben im Moment eine sehr spannende Zeit in Rubigen, politisch gesehen.", sagt Ott Fröhlicher. Das aktuellste Thema ist die laufende Ortsplanungsrevision. Diese ist zurzeit in der 2. Prüfung durch den Kanton und wird voraussichtlich im Frühjahr 2021 zur Abstimmung kommen. "Die Revision ist für die Gemeinde wichtig, da sich darin auch die Frage widerspiegelt, wie sich Rubigen in Zukunft entwickeln wird", so Ott Fröhlicher. Ihm liege besonders am Herzen, dass Rubigen nicht zu einem Schlafdorf werde. "Dass es hier noch immer ein Angebot an Läden und Vereinen gibt, ist ein Luxus und trägt viel zur Lebensqualität im Dorf bei. Dafür braucht es aber Leute, die sich engagieren, ." Es müssten vor allem auch Junge motiviert werden, sich im Dorf aktiv zu beteiligen, meint er. "Das ist natürlich eine Herausforderung und wir müssen für sie Räume schaffen, wo das möglich ist."

 

Langfristig zu einem aktiven Dorfleben beizutragen und so auch den nachfolgenden Generationen etwas zu geben, reize ihn. "Politik und soziales Engagement allgemein ist ja oft nicht etwas, das man für den Moment tut. Es ist Arbeit, die oft erst langfristig Früchte trägt."

 

Ob er im November wieder für das Amt als Gemeindepräsident kandidieren wird, kann Ott Fröhlicher noch nicht sagen. "Ich bin dabei, mich einzuarbeiten und Erfahrungen zu sammeln."


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Erstellt: 02.03.2020
Geändert: 02.03.2020
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