Gelesen: Der Beruf war ihre grosse Liebe

In schönstem Emmentaler Berndeutsch erzählt Ilse Vögeli in ihrem neuesten Buch von ihrem "Troumbruef": Die 78-Jährige aus Grosshöchstetten war "Wochen-, Säuglings- und Kinderkrankenschwester".

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ

Sie, die ledig blieb und selber nie Kinder hatte, schreibt, wie sie nach der Ausbildung in grossbürgerlichen Haushalten Kinder betreute. So lernte «Mademoiselle Vogeli» in den Fünfzigerjahren als junge Frau Paris, Südfrankreich und Rom kennen. «I der Familie het me druf gluegt, das i jede Namittag ir perfekte Usgangstracht mit em höchredrige änglische Chinderwage, die beide Buebe rächts u linggs dervo i Laggschüelene, wysse Söckli, blaue Hösli, wysse Hemmli, derzue der Lassie-Hung ar Liine, dür Alleene u Pärk vor Stadt bi ga spaziere», schreibt sie im «Troumbruef.»

 

Diese Spaziergänge waren nur ein kleiner Teil ihrer Arbeit. «Mademoiselle» wusch Windeln und Geschirr, schlief mit dem Nachwuchs im gleichen Zimmer, pflegte, spielte, las vor und war oft rund um die Uhr beschäftigt.

 

Ilse Vögeli nennt die Beziehung zu ihrem Beruf «e Liebesgschicht». Sie liebte die Kleinen, begleitete sie sorgsam. Mit einigen Familien steht sie bis heute in Kontakt. Die strenge Schwester hat ihre Liebe aber nicht ausschliesslich Beruf und Kindern gewidmet.

 

Auf den letzten Seiten erzählt sie von ihrer ersten grossen Liebe zu Cesare, einem dunkel gelockten Italiener. Aber sie ging zurück in die Schweiz: «No nie isch es mi so hert aacho, e Steu z verlaa. U doch isch der Wunsch nach Veränderig u ere nöie Useforderig stercher.»

 

[i] My Troumbruef. E Liebesgschicht. Ilse Vögeli. Weberverlag.ch, 29 Franken.


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Erstellt: 06.01.2014
Geändert: 06.01.2014
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