Gefährlicher Einstieg am Bahnhof Bowil: Noch immer keine Änderung in Sicht
Vor rund einem Jahr hakte der Bowiler Gemeinderat bei der SBB nach: Tut sie etwas, um die gefährliche Ein- und Ausstiegssituation am Bahnhof zu entschärfen? Dort überschneidet sich das ausfahrende Zugtrittbrett mit einer provisorischen Stufe, welche den Höhenunterschied vom Perron zum Zug ausgleichen soll. Ein Jahr später ist noch alles gleich.
Die Situation am Bowiler Bahnhof macht Gemeindepräsident Moritz Müller Sorgen. Gehbehinderte und Leute mit Kinderwagen könnten ohne fremde Hilfe nicht ein- und aussteigen. Die Sturzgefahr sei gross.
SBB vertröstet auf 2023
„Die SBB machen uns aber keine Hoffnungen, dass sich in naher Zukunft etwas ändert“, sagt Müller. Die SBB würde sie lediglich auf 2023 vertrösten. Bis dahin soll das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) umgesetzt sein.
Die Planung der SBB dafür sei weit fortgeschritten und werde im Detail noch mit dem Bundesamt für Verkehr abgestimmt, sagt die SBB auf Anfrage. Sie halte sich an die gesetzlichen Vorgaben und Fristen.
Müller sucht Unterstützung
Müller mag nicht abwarten. „Für uns ist die Situation untragbar“, sagt er. Er werde an jeder Gemeindeversammlung darauf angesprochen. Selber etwas unternehmen könne die Gemeinde aber nichts: „Die Gemeinde darf das bestehende Provisorium nicht selber ausbauen, seitens der SBB ist es auch nicht vorgesehen, dass die Gemeinde diese dafür bezahlen könnte“, sagt Müller.
Er hat sich deshalb an das Bundesamt für Verkehr gewendet. „Die Anfrage lief aber ins Leere. Sie sahen das Problem nicht“, so Müller. Mit der Behinderten-Selbsthilfeorganisation ProCap hat er sich auch in Verbindung gesetzt, wartet noch auf eine Antwort. „Sie machten mir aber schlechte Hoffnungen, da die SBB noch bis 2023 Zeit habe“, sagt Müller.
Warten auf einen Unfall?
Er ist ungeduldig, bereits vor der Nachfrage von BERN-OST überlegte er sich den offensiven Gang vor die Medien. Sauer stösst ihm immer noch die Antwort eines SBB-Vertreters auf, welcher den Bahnhof Bowil vor über einem Jahr begutachtete: „Ich fragte ihn, was denn bei einem Unfall passieren würde. Er meinte, es müsste zuerst einer passieren, dann schaue die SBB weiter.“
Die SBB dementiert dies: „Dieser Vorwurf entbehrt jeglicher Grundlage und entspricht nicht in der geringsten Art und Weise der Haltung der SBB. Im Gegenteil: Die Sicherheit steht für die SBB in allen Bereichen an absolut erster Stelle.“
Die Umsetzung des BehiG läuft
Sie betont, dass sie intensiv an der Umsetzung des BehiG arbeite. Mit 422 Bahnhöfen seien mehr als die Hälfte der SBB-Bahnhöfe barrierefrei, wovon 73 Prozent der Reisenden profitierten.
Im Zuge der Umsetzung des BehiG plant die SBB bauliche Massnahmen: „Dazu gehören Perronerhöhungen, Teilerhöhungen oder Lösungen mit Rampen oder Liften“, so die SBB.
Lösung für Bowil noch offen
An den baulich nicht angepassten Bahnhöfen setze die SBB die gesetzlichen Vorgaben mit Ersatzmassnahmen um. „Diese sehen beispielsweise vor, dass das Bahnpersonal den Reisenden mit eingeschränkter Mobilität Hilfestellung vor Ort anbietet oder eine alternative Busverbindung für die barrierefreie Weiterreise angeboten wird“, schreibt die SBB.
Wann genau aber welche Massnahmen in Bowil umgesetzt würden, sei noch offen.
[i] Siehe auch Newsbericht "Bahnhof Bowil: Gemeinde macht Druck bei den SBB" vom 17.12.2016