GGR Worb: Die Geburt einer Maus, ein neues Büro und ein Abschied

Der Grosse Gemeinderat von Worb hat am Montag zwei Sparmassnahmen beschlossen, ein neues Büro gewählt und einen Gemeinderat verabschiedet. Für Emotionen sorgte ein Geschäft, das eigentlich unbestritten war.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Gemeinderat Markus Lädrach (FDP) sprach aus, was wohl einigen Ratsmitgliedern durch den Kopf gegangen war, als sie das Resultat der gemeinderätlichen Sparrunde zur Kenntnis nahmen: Der Berg hatte eine Maus geboren.

 

Gemeindefinanzen: Zwei Massnahmen sollen sparen helfen

Der Berg: Ein Budget 2021 mit einem Defizit von 2,2 Millionen, eine Referendumsandrohung, die erst im letzten Moment zurückgezogen wurde,  und das Versprechen des Gemeinderats, die Ausgaben der Gemeinde unter die Lupe zu nehmen.

 

Nach knapp einem Jahr Suchen nach Sparmöglichkeiten und der Konsultation der Worber Ortsparteien dann die Maus: Dem Grossen Gemeinderat (GGR) wurden zwölf Sparmassnahmen vorgelegt, davon drei zur Umsetzung und fünf zum Prüfen. Vier hatte der Gemeinderat selber verworfen, was der GGR noch bestätigen musste. Auch hat sich mittlerweile der Druck etwas entschärft. Die Rechnung 2021 wird voraussichtlich positiver abschliessen als geplant, das Budget 2022 rechnet bereits wieder mit einem kleinen Überschuss.

 

Eine der Sparmassnahmen lehnte der Rat auf Antrag der SP ab: Auch in Zukunft kann die Gemeinde bedürftigen Familien etwas an die Zahnbehandlung der Kinder zahlen. Keine Mehrheit fand dagegen der zweite Antrag der SP, die Überbrückungsrenten für Gemeindeangestellte beizubehalten. Hier verweigerte die GLP ihre Zustimmung, und der Vorschlag des Gemeinderats wurde angenommen, die Renten werden gestrichen. Einstimmig Ja sagte der Rat zu einer Anpassung des Friedhofreglements, die die Verwaltung etwas entlasten soll.

 

Prüfen wird der Gemeinderat im Rahmen einer Verfassungsrevision die Protokollführung im GGR, die Kommissionen und die Kreditkompetenzen von Gemeinderat und GGR. In Frage gestellt ist auch die Ferienbetreuung für Schulkinder. Aus der Prüf-Liste strich der GGR auf Antrag der SP die Reduktion der Anzahl Parlamentsmitglieder von 40 auf 30.

 

Zentrum Alter: Emotionen trotz Einigkeit

Für Emotionen sorgte das Pilotprojekt Zentrum Alter Worb. Und dies obwohl sich eigentlich alle einig waren, dass es um drei Jahre verlängert werden soll. Die Emotionen betrafen denn auch nicht den Inhalt der Vorlage, sondern das Vorgehen des Gemeinderats. Die ehemalige und zukünftige Gemeinderätin Lenka Kölliker (FDP) echauffierte sich über die Botschaft des Gemeinderats. Dort waren viele Ziele des bisher dreijährigen Pilotversuchs als nicht erfüllt beschrieben. Unter anderem wurde die vorgesehene 40-Prozent-Stelle eines/einer Altersbeauftragten noch nicht geschaffen.

 

"Ich habe das Projekt zwei Jahre begleitet, und wenn ich die Botschaft lese, ist das ein anderes Projekt", so Kölliker. Sie zählte auf, was während ihrer Amtszeit alles gemacht wurde dafür. Die Botschaft sei respektlos gegenüber den Verantwortlichen. Emotional wurde auch Tiziano Carvagna (SP). "Man wird dem Thema nicht gerecht, wenn man das in der letzten halben Stunde des GGR-Jahres behandelt." Was das eigentliche Geschäft angeht, waren sich alle einig: Die Verlängerung wurde einstimmig beschlossen.

 

Michael Suter höchster Worber

An der letzten Sitzung des Jahres wählt der GGR jeweils sein Büro. Präsident und damit höchster Worber wird 2022 Michael Suter (FDP). Erste Vizepräsidentin wird Catarina Jost-Pfister (GLP). Sie rutschte ausser Plan in den Büro-Turnus und ersetzt darin den zurückgetretenen Jürg Santschi (Mitte). Als zweiten Vizepräsidenten wählte der GGR Guido Federer (SP), als ersten Stimmenzähler Stefan Zingg (SVP) und als zweiten Andy Marchand (FDP).

 

Der scheidende Präsident Bruno Fivian begrüsste seinen Nachfolger Suter, dieser verabschiedete wiederum Fivian und den abtretenden Gemeinderat Markus Lädrach (FDP). Suter würdigte Fivian als "ruhig, bedacht, trocken aber treffsicher und feinfühlig." Gemeinderat Lädrach bezeichnete er als "vorbildlichen Milizpolitiker", der "konsequent Sachpolitik" betrieben habe, aber auch sehr gesellig sein könne. Lädrach wiederum sagte, er freue sich auf etwas mehr Freizeit, die er nutzen wolle, um fitter zu werden.

 

Alle drei, der scheidende und der kommende GGR-Präsident sowie der abtretende Gemeinderat bekamen Schnaps geschenkt.

 

[i] Die GGR-Beschlüsse vom 13.12.2021:

1. Geschäftsprüfungskommission: Ersatzwahl

Als Ersatz von Rolf Stöckli (EVP) wird Christopher Cetin (EVP) in die Geschäftsprüfungskommission gewählt.

2. Vorschau 2022: Kenntnisnahme

Die Vorschau 2022 wird zur Kenntnis genommen.

3. Informatik an den Schulen; Einführung von one-to-one-Computing: Genehmigung, Kreditbewilligung

Die Einführung von one-to-one-Computing für Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse wird genehmigt. Die jährlich wiederkehrenden Ausgaben für die Beschaffung von Laptops gelten als bewilligt und dürfen den Betrag von 100'000 Franken nicht überschreiten.

4. Überprüfung Leistungsabbau und Aufgabenverzicht; Weitverfolgung von Sparvorschlägen: Genehmigung

Der Grosse Gemeinderat beauftragt den Gemeinderat mit der Umsetzung und Prüfung von verschiedenen Sparaufträgen.

5. Zentrum Alter Worb; Verlängerung Pilotprojekt um drei Jahre: Kreditbewilligung

Die Verlängerung der Projektphase für ein Zentrum Alter Worb für die Jahre 2022 bis 2024 wird genehmigt. Für die Verlängerung der Projektphase wird ein dreijähriger Verpflichtungskredit von 50'000 Franken pro Jahr bewilligt.

6. Konstituierung des Rates für das Jahr 2022

Präsident: Suter Michael (FDP)
1. Vizepräsidentin: Jost-Pfister Catarina (glp)
2. Vizepräsident: Federer Guido (SP)
1. Stimmenzähler: Zingg Stephan (SVP)
2. Stimmenzähler: Marchand Andy (FDP)


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Erstellt: 15.12.2021
Geändert: 15.12.2021
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