Fussball-CH-Cup - Routine in charmantem Rahmen

1:6 – im Cup-Viertelfinal ist für Münsingen Endstation, Basel ist ein achtsamer Favorit. 4000 Zuschauer bilden eine würdige Kulisse beim Saisonhöhepunkt.

Moritz Marthaler, Berner Zeitung BZ
Das Grinsen kann er nicht verbergen, Kurt Feuz, auch wenn der Schlusspfiff, der die 1:6-Niederlage besiegelt hat, erst wenige Minuten zurückliegt. Chancenlos bleibt Münsingen im Cup-Viertelfinal gegen Basel, bärbeissig ist Münsingen-Trainer Feuz’ erster Kommentar an der Pressekonferenz («früher schrieben sie noch in Notizblöcke»), doch der erfahrenste Coach im Schweizer Klubfussball hat die Niederlage längst analysiert, erkannt, vielleicht auch schon verarbeitet. «Da hat viel gefehlt», sagt Feuz, «unser Respekt war vielleicht zu gross, und Basel hat uns in keiner Weise unterschätzt.» Feuz also, mit 30 Amtsjahren der Schweizer Trainer-Guru, sitzt da neben FCB-Coach Paulo Sousa, dem einstigen Weltfussballer – und neben dem vifen, funkelnden Feuz wirkt der kantige, starre Sousa wie eine Wachsfigur. Seine Worte fallen wie immer knapp und nüchtern aus: «Das war sehr seriös. Wir bewegen uns weiter in die richtige Richtung.»

Sehr seriös – ein gutes Motto für die gesamte Veranstaltung. Ob das arg von Niederschlag gebeutelte Terrain auf der Sandreutenen bespielbar bliebe, war schon in den Tagen zuvor ein Politikum, am Nachmittag um 14 Uhr nimmt Schiedsrichter Alain Bieri die erste von vielen Beurteilungen vor. Dass die Aaretaler ihr Spiel über die Bühne bringen können, ist für sie evident. Zig Extraschichten flossen in die Vorbereitung, über 170 zusätzliche Helfer mobilisierten OK-Präsident Mathias Hauswirth und sein Team in den Tagen und Wochen vor der Partie. «Seit der Auslosung im Dezember sind wir eigentlich pausenlos dran», erzählt Hauswirth. Für den FC Münsingen ist es nicht nur der erste Viertelfinal im Schweizer Cup, mit Basel wartet auch gleich noch der grösstmögliche Gegner. Fast zeitgleich mit dem Anpfiff wird in den Medien der mit Spannung erwartete Jahresumsatz 2014 des Schweizer Fussballgiganten veröffentlicht. Mit 105 Millionen Franken hat Basel als erster Schweizer Klub die magische Grenze eines dreistelligen Millionenbetrags durchbrochen, die Maschinerie läuft und ist auf Jahre hinaus gut geschmiert. Klar, auch dem FCB bleiben nach Abzug der Ausgaben noch rund 15 Millionen Franken Gewinn, doch alleine davon liesse sich der Spielbetrieb des FC Münsingen wohl auf 30 Jahre hinaus finanzieren – exakt so lange, wie Trainerfuchs Feuz bei den Bernern bereits im Amt ist.

30 Minuten vor Anpfiff sind finanzielle Missverhältnisse Makulatur, es ist die Zeit, zu der noch alles möglich ist. Der Basler Fanzug trifft etwas verspätet ein, auch der eine oder andere heimische Gast muss sich noch orientieren, charmante Namen wie «Belpbergkurve» erleichtern die Orientierung auf der kaum wiederzuerkennenden Sandreutenen. Charmant ist ohnehin fast alles, was die findigen Fussballfreunde für ihr Spiel des Jahres improvisiert haben – einschliesslich des Presseräumchens für die über 70 Medienschaffenden, wo die fehlende Internetverbindung mit wärmendem Heissgetränk kompensiert wird. Das einsetzende Schneetreiben passt zum Punschduft in der Nase, sowieso duftet und raucht und riecht es fast weihnachtlich.

Weihnachtlich mutet auch die spendierfreudige Aktion von Münsingen-Goalie Lars Müller an, als er gegen Ahmed Hamoudi etwas ungelenk eingreift und dieser mit dem Nachschuss das 1:0 erzielt. Das Gegentor nach sechs Minuten wiegt schwer, Basel hat Raum und bleibt unnachgiebig. «Man hat gemerkt, wie ernst sie uns nahmen», sagt Münsingens Luca Lavorato später. Und die rucklige Unterlage erweist sich nur als vermeintlicher Vorteil des Unterklassigen. Basel tut sich keine Minute schwer damit, lässt den Ball beachtlich laufen. Der Japaner Yoichiro Kakitani und Breel Embolo erhöhen auf 3:0, bevor die Hausherren überhaupt zum ersten Abschluss kommen.

2013 war das grosse Basel ja bereits einmal zu Gast in Münsingen. 4100 Leute waren da und sonnten sich in spätherbstlichen Septemberstrahlen, «auf solche Bedingungen konnten wir diesmal natürlich nicht zählen», erklärt Organisator Hauswirth den mit 4000 Fans aber nur leicht tieferen Zuschaueraufmarsch. Mit dem charmanten Rahmen, der man der sehr routinierten Darbietung des FCB bot, dürfen die Münsinger sicher zufrieden sein. Und: «ein kleines Soll haben wir ja erfüllt, ein Tor ist uns geglückt», sagt Lavorato und strahlt doch ein wenig. 0:6 steht es bereits, als der eben eingewechselte Christian Plüss für Münsingen den Ehrentreffer markiert. Der 1.-Ligist hat sein Gesicht gewahrt. Feuz wirds freuen, und am Wochenende «muss ich sie wieder aufstellen»: Der FC Münsingen startet bei Sursee in die Rückrunde.

Cup-Viertelfinals

FCZ gewinnt Derby gegen GC, Sion setzt sich gegen Aarau durch

Zürich bezwingt GC im Viertelfinal 1:0 nach Verlängerung, Sion schlägt Aarau 2:1.

Cupsieger Zürich steht im Halbfinal. Im Derby gegen das schwer kriselnde GC setzte sich Urs Meiers Team 1:0. Das goldene Tor eines lange ereignislosen Duells markierte Francisco Rodriguez. In der 96. Minute zahlte sich der Aufwand des FCZ aus. Franck Etoundi schüttelte seinen überforderten Gegenspieler Levent Gülen ab, Joker Francisco Rodriguez, mit 19 der Unerfahrenste der Fussball-Familie um den Wolfsburg-Star Ricardo, vollendete die Vorarbeit zum 1:0. Ausgerechnet der jüngste Akteur auf dem Platz setzte der 46-jährigen FCZ-Cup-Flaute gegen GC ein Ende. Seit dem letzten Erfolg im Oktober 1969 hatte der FCZ gegen die Hoppers sechs teils epochale Niederlagen – etwa ein 5:6 nach 5:2-Führung im Halbfinal 2004 – zu verkraften.

Sion ungefährdet weiter

Der FC Sion hat auch den sechsten Cup-Viertelfinal in diesem Jahrhundert gewonnen und steht nach dem 2:1 gegen Aarau im Halbfinal. Durch die Tore von Moussa Konaté und Edimilson Fernandes führten die Walliser schon nach 27 Minuten 2:0. Aarau gelang erst in der Nachspielzeit das zu späte Anschlusstor.

Die guten Eindrücke in der Super League bestätigte Sion auch im Cup. Dem neuen Trainer Didier Tholot ist es in wenige Wochen gelungen, eine gut organisierte Mannschaft zu formen, die in den Routiniers Veroljub Salatic und Reto Ziegler im Mittelfeld zwei starke Führungsspieler hat. In Tholots 4-4-2-System kommen aber auch aufstrebende Talente zur Geltung. Und so avancierte der 18-jährige Edimilson Fernandes zum Matchwinner. Der Sion-Junior und Cousin von Nationalspieler Gelson Fernandes bereitete das Führungstor von Sturmpartner Moussa Konaté mit einer perfekten Flanke vor (3.) und erzielte das 2:0 mit einem Flachschuss aus 18 Metern (27.). si

Auslosung Halbfinals

Buochs/St. Gallen - Basel Zürich - Sion Spieldaten: 8. April Der verschobene Viertelfinal Buochs - St. Gallen ist am 11. März

Zur Bildergalerie: CH-Cup FC Münsingen gegen FC Basel auf Sandreutenen...

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Erstellt: 05.03.2015
Geändert: 05.03.2015
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