Fussball - Münsinger Aufstiegsträume

Schon seit 30 Jahren spielt der FC Münsingen in der 1. Liga. Eine Konstanz, die in der Schweiz ihresgleichen sucht. Elfmal qualifizierten sich die Aaretaler seit 1988 auch für die Aufstiegsspiele - eine imposante Bilanz, auch für Trainer Kurt Feuz.

Adrian Lüpold, Berner Zeitung BZ

1988 stieg der kleine Landclub Münsingen sensationell in die 1. Liga auf – es war der Höhepunkt eines unglaublich anmutenden, vierjährigen Aufschwungs, der eng mit dem Namen Kurt Feuz verknüpft ist. 1984 hatte der Ex-NLA-Fussballer Feuz (über 200 Spiele für YB und St. Gallen) die Aaretaler in den Niederungen der 3. Liga als Spielertrainer übernommen. Innerhalb von nur vier Jahren formte der Kirchberger den FCM zu einem der besten Amateurclubs der Schweiz.

30 Jahre später agiert Münsingen nach wie vor in der 1. Liga – eine Konstanz, die ihresgleichen sucht und die kein anderer helvetischer Verein vorweisen kann. Viel Wasser ist seither die Aare heruntergeflossen, Hunderte verschiedene Fussballer trugen in all den Jahren das rot-schwarz gestreifte Trikot des FCM. Doch einige Dinge sind geblieben: Die karge Infrastruktur auf dem Sportplatz Sandreutenen mit den spartanischen, engen Kabinen und dem hübschen kleinen Clubhäuschen. Und natürlich Trainer Kurt Feuz, der inzwischen zu einer lebenden Legende im hiesigen Fussball avanciert ist und wegen seiner Vereinstreue mit Manchester Uniteds Übertrainer Sir Alex Ferguson verglichen wird.

Elfmal in der Aufstiegsrunde

Auch in dieser Spielzeit steht der mittlerweile 65-jährige Feuz mit seiner Equipe in der Aufstiegsrunde – zum sage und schreibe elften Mal in den letzten 30 Jahren (siehe Grafik). Insgesamt siebenmal klopfte der FCM dabei in den letzten drei Jahrzehnten an die Pforte zur ehemaligen Nationalliga B oder zur Challenge League. Seit Einführung der Promotion League im Jahr 2012 qualifizierte sich Münsingen zudem viermal für das Playoff zur Promotion League. Indes: In insgesamt zehn Versuchen resultierte bislang kein einziger Aufstieg. Ein Umstand, der sich in diesem Frühsommer ändern soll. «Wir wollen dieses Jahr unbedingt aufsteigen. Diese Mentalität ist in den Köpfen der Spieler drin. Die Mannschaft ist deshalb bereit», erklärt Feuz. Allerdings gilt es bei all den verpassten Chancen auch zu relativieren: Eine Promotion in die zweithöchste Spielklasse (NLB oder Challenge League) wäre für den kleinen Verein damals nicht verkraftbar gewesen. Mit anderen Worten: Der Club konnte und wollte aus monetären und strukturellen Gründen eine Promotion gar nicht stemmen. «Wir hätten bei einem Aufstieg in die Nationalliga B wegen unserer fehlenden Infrastruktur nach Thun ins Lachenstadion oder nach Bern ins Neufeldstadion ausweichen müssen. Dies hätte dem Verein die Seele geraubt, zudem wäre dies finanziell für uns schlicht und einfach nicht stemmbar gewesen», sagt Feuz.

Die Hürde Promotion League

In den letzten vier Jahren scheiterte Münsingen jeweils dreimal auch in der Aufstiegspoule für die drittklassige Promotion League, die der Verband 2012 als Bindeglied zwischen der professionellen Challenge League und der 1. Liga installierte. Dass es mit der Promotion jeweils nicht klappte, lag indes an hausgemachten Gründen. Einige Akteure wollten eine Liga höher agieren, andere hingegen lieber nicht. «Die Mannschaft war tatsächlich geteilter Meinung, so ist es dann natürlich schwierig, gegen ambitionierte Gegner in einer Barrage zu bestehen», meint Feuz. Doch die Spieler des aktuellen Kaders sind sich einig, peilen nun den Aufstieg gemeinsam an. Und die Ausgangslage gestaltet sich nach dem Hinspiel der ersten Qualifkationsrunde durchaus gut: Münsingen verlor am letzten Mittwoch in Meyrin 1:2, kam kurz vor Ende der Partie jedoch noch zum so wichtigen Auswärtstreffer durch den routinierten Defensivakteur Daniel Mumenthaler, der das Fanionteam nach Ende der Saison verlassen wird. «Es war kein optimaler Match von uns. Wir sahen zu Beginn des Spiels schlecht aus, konnten uns in der zweiten Halbzeit steigern und hätten bei besserer Chancenverwertung auch zwei oder drei Tore erzielen können», sagt Feuz.

Offensiver agieren

Im Rückspiel (heute, 18 Uhr) will Feuz offensiver agieren, «um die robuste, aber auch anfällige Defensive der Genfer unter Druck zu setzen». Gelingt es den Aaretalern, Meyrin auszuschalten, kämen sie eine Runde weiter und würden sich für die ultimative Barrage mit Hin- und Rückspiel von nächster Woche qualifizieren (Gegner: Solothurn oder Lancy). Dann wäre der Aufstieg nur noch zwei Spiele entfernt. «Wir nehmen einfach Schritt für Schritt, blicken sicher nicht zu weit voraus», sagt Feuz. Die bodenständigen Münsinger sind keine Träumer, sondern lassen auf dem Feld Taten folgen. Und das sind die besten Voraussetzungen, in dieser Saison Historisches zu schaffen.


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Erstellt: 02.06.2018
Geändert: 02.06.2018
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