Fussball - Freys emotionaler Abschied bei YB

Am Dienstag war Michael Frey noch einmal im Stade de Suisse, gestern reiste er zum neuen Klub Lille.

Fabian Ruch, Berner Zeitung BZ

Mit einem 7:1-Sieg verabschiedete sich Michael Frey fussballerisch aus der Schweiz. Derart hoch siegte die nationale U-21-Auswahl am Montagabend in Lugano gegen Lettland – und Frey stand zusammen mit den vier YB-Akteuren Yvon Mvogo, Grégory Wüthrich, Florent Hadergjonaj und Leonardo Bertone in der Startformation.

Die Partie war Freys Start in eine stressige Woche. Am Dienstagmorgen bestand der 20-Jährige die Autoprüfung, am Mittag verabschiedete er sich von seinen früheren Mitspielern bei den Young Boys und ging mit ihnen noch einmal essen. Zudem stattete er auch der Geschäftsstelle von YB einen Besuch ab. Der Abschied aus dem Stade de Suisse fiel dem Youngster nicht leicht, und als er ging, sagte er: «Man sieht sich, man hört sich, man liest sich.»

«Platz ist dort gleich gross»

Eher überraschend hatte Michael Frey ja am letzten Tag des Transferfensters, am 1. September, einen Vierjahresvertrag beim französischen Spitzenklub Lille unterschrieben, die Young Boys erhielten rund vier Millionen Franken Ablösesumme. Danach reiste der Angreifer für eine Woche zum U-21-Nationalteam, ehe er vorgestern Zeit fand, sich in seinem Heimstadion zu verabschieden.

Frey, der sich immer besonders stark zu den Young Boys und Bern bekannt hatte, wurde von enttäuschten YB-Fans im Internet scharf kritisiert. Er war in den letzten Tagen für Journalisten lange nicht erreichbar, gab aber im YB-TV ein kurzes Interview. «Ich habe kein schlechtes Gewissen», sagt Frey einmal, und es sei schon ein komisches Gefühl, den Jugendverein zu verlassen. «Das ist emotional, Bern wird immer in meinem Herzen sein, aber es geht im Leben immer weiter.» Und dann platziert er, der in Münsingen noch bei den Eltern im Kinderzimmer wohnte, einen für ihn typischen Spruch: «Bei mir dreht sich den ganzen Tag alles um Fussball. Und ich gehe nach Lille, um Fussball zu spielen, der Platz und der Strafraum sind dort gleich gross wie hier.»

Michael Frey ist wild entschlossen, die Möglichkeit in Lille zu packen. «So eine Chance erhält man vielleicht nie mehr», meint er, «und ich lebe nur einmal.» Am Samstag, dem 30. August, wurde er über Lilles Offerte informiert, am Abend beriet er sich mit seiner Familie und entschied, den Schritt ins Ausland bereits zu wagen. Am Sonntag dann sass er in Basel bei der 1:3-Niederlage der Young Boys vorerst auf der Bank, einen Tag später absolvierte er den Medizintest in Lille und unterschrieb den Vertrag, der ihm ein deutlich besseres Salär als in Bern garantiert.

Nachfolger Tabakovic?

Gestern schliesslich reiste Frey mit dem Zug nach Lille, heute beginnt er mit der Arbeit, und man darf gespannt sein, wie sich der kampfstarke, robuste, selbstbewusste Youngster in neuer Umgebung schlagen wird. Bei YB wird Frey durch den Franzosen Guillaume Hoarau ersetzt. Und vermutlich holen die Young Boys in der Winterpause den an den FC Wil (Challenge League) ausgeliehenen Torjäger Haris Tabakovic zurück. Der 20-Jährige wurde am Montag im U-21-Länderspiel zur Pause beim Stand von 3:0 für Frey, der nicht getroffen hatte, eingewechselt – und schoss noch zwei Treffer.


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Erstellt: 11.09.2014
Geändert: 11.09.2014
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