Fussball - Davids Chrampf, Goliaths Glück
Der Schweizer Meister Basel gastierte im Cup den FC Münsingen. 4100 Zuschauer sorgten im temporären Stadion für eine wunderbare Atmosphäre.
Ruedi Kunz, Der Bund
Ein Extrazug, vollgepackt mit Fussballfans, eine Völkerwanderung Richtung Sandreutenen, Zuschauer, die auf der Autobahnbrücke den Match verfolgen: So etwas kommt in Münsingen höchstens alle Schaltjahre einmal vor. Am Samstag ist einer dieser seltenen Tage, die dem FC Münsingen ein volles Stadion, viel Medienpräsenz und ungezählte Stunden freiwilliger Arbeit bringen.
150 Männer, Frauen, Junioren und Juniorinnen sind aufgeboten worden, um beim grössten Klubanlass aller Zeiten eine gute Figur abzugeben. Sie helfen in den Festwirtschaften, bei der Eintrittskontrolle, im Sicherheitsdienst oder sonst wo, wo Freiwillige gebraucht sind. «Für uns findet die Champions League heute statt», sagt OK-Chef Andreas Zwahlen in Anspielung auf den FCB, der am Mittwoch in London gegen Chelsea antritt.
In Erinnerungen kramen
Was bei einem Match von dieser Grössenordnung nicht fehlen darf: ein abgesperrter Bereich für geladene Gäste. Die Münsinger haben ein kleines Festzelt unter die Bäume gestellt, welche den Weg zwischen Haupteingang und Klubhaus säumen. Hier haben sich eine Stunde vor Matchbeginn Klubsponsoren, Ehrenmitglieder und ehemalige Spieler eingefunden. Unter ihnen: 11 Mitglieder jenes Teams, welches 1996 im Schweizer Cup gegen den FCB nach einem umstrittenen Kampfspiel 1:3 verlor, nach Verlängerung. Philippe Bruttin hat sich als einziger FCM-Torschütze einen Ehrenplatz in den Klub-Annalen gesichert. Selbstverständlich erinnere er sich noch an den Treffer kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit, sagt er in breitem «Zürideutsch» (Anm. der Red.: Bruttin lebt seit acht Jahren in Winterthur). «Huber hatte keine Chance gegen meinen Flachschuss.»
Mario Scheidegger hingegen hat keine besonderen Erinnerungen an jene Partie: «Die Aufstiegsspiele sind bei mir viel präsenter geblieben.» Stefan Gäggeler, ein anderer 96er-Held, hat nicht lange Zeit, im VIP-Zelt herumzuhängen. Die Pflicht ruft. «Ich bin fürs Cash-Management zuständig.» Um für allfällige Sprints zwischen Inkassobüro und Aussenstellen gewappnet zu sein, hat er sich in den Klubtrainer gestürzt.
Einen Sack Flöhe hüten
Als sich die beiden Equipen einlaufen, sind die drei Tribünen und der Erdwall entlang der Autobahn bereits gut belegt. Die prognostizierten 4000 Zuschauer sind längst keine Fantasiezahl mehr.
Am Spielfeldrand warten 22 aufgeregte und entsprechend unruhige F-Junioren auf ihren Einsatz als Einlaufkids. Trainer René Strahm hütet den Sack Flöhe, so gut es geht. «Nicht nur die Kinder sind nervös», verrät er.Dann geht es endlich los. Auf den Rängen geben die gesangserprobten Basler ganz klar den Ton an, wogegen auf dem Platz die Verhältnisse viel ausgeglichener sind, als erwartet. Von einem Klassenunterschied ist nichts zu spüren in der ersten Halbzeit. Der FCM verteidigt sich nicht nur mit viel Geschick, sondern wagt selber etwas. Zanni scheitert mit einem Kopfstoss an Vailati («Den darf ich auch machen», wird der Routinier später selbstkritisch sagen»), einmal schiesst er weit darüber.
Zur Pause lobt Basel-Präsident Bernhard Heusler den mutigen Auftritt der Gastgeber. Mit den eigenen Leuten ist er selbstredend nicht zufrieden: «Wir müssen zulegen.» Ein bisschen besser spielt der FCB in Hälfte zwei. Zwingend sind seine Aktionen aber weiterhin nicht. Und schon gar nicht überzeugend. Am Schluss schaut ein magerer 1:0-Sieg der Basler heraus. Einer mit fahlem Beigeschmack wohlbemerkt, denn Kochs Foul an Streller geschah mit grosser Wahrscheinlichkeit ausserhalb und nicht im Strafraum.
David Degens Unlust
«Wir haben brutal gut gespielt und haben es nicht verdient, wegen eines ausgesprochen hart gepfiffenen Penaltys zu verlieren», bringt Patric Gasser die Gefühlslage der Verlierer auf den Punkt. Er hat sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff Strellers Trikot gesichert. Nun bestürmen mindestens 20 Knirpse, von denen ein jeder das verschwitzte Kleidungsstück möchte, den FCM-Captain.
Kein Glück beim Leibchentausch hat Verteidiger Patrick Funaro: David Degen mag ihm sein Arbeitshemd nicht aushändigen. Als Funaros Onkel das erfährt, wünscht er den Ex-YB-Akteur ins Pfefferland. Ohnehin ist er nicht gut auf die Basler zu sprechen. Er begreife nicht, wieso sich so viele Leute um den Wichtigtuer Murat Yakin scharten, mault er. Basels Coach wird vor dem Klubhaus von Fans belagert, die Autogramm- und Fotowünsche erfüllt haben wollen. Yakin schreibt und lässt sich mit Teenies ablichten – Arroganz sieht anders aus.
Neuer Zuschauerrekord
An der Pressekonferenz übt sich Yakin in der Kunst der Harmonie. Er dankt dem FCM für die vorzügliche Organisation «eines wunderbaren Fussballfestes». FCM-Trainer Feuz adelt er mit den Worten: «Kurt stellt immer gut organisierte Teams auf.» Bei Feuz schwankt die Gefühlslage stark. Einerseits sei er «enorm stolz», wie sich das Team präsentiert habe. «Es war mutig und hat dem FCB das Leben schwerer gemacht, als ich erwartet habe». Andererseits sei er «traurig und enttäuscht, konnten wir keine Verlängerung erzwingen.» Er sei wohl der Einzige, der nicht zufrieden nach Hause gehe nach dem friedlichen Anlass.
Ganz sicher zufrieden ist der Klubkassier: 4100 Zuschauer sind auf die Sandreutenen gekommen – eine Rekordkulisse. Und da auch die Festwirtschaft gute Umsätze vermeldet, werden die Münsinger ganz bestimmt etwas auf die hohe Kante legen können.
150 Männer, Frauen, Junioren und Juniorinnen sind aufgeboten worden, um beim grössten Klubanlass aller Zeiten eine gute Figur abzugeben. Sie helfen in den Festwirtschaften, bei der Eintrittskontrolle, im Sicherheitsdienst oder sonst wo, wo Freiwillige gebraucht sind. «Für uns findet die Champions League heute statt», sagt OK-Chef Andreas Zwahlen in Anspielung auf den FCB, der am Mittwoch in London gegen Chelsea antritt.
In Erinnerungen kramen
Was bei einem Match von dieser Grössenordnung nicht fehlen darf: ein abgesperrter Bereich für geladene Gäste. Die Münsinger haben ein kleines Festzelt unter die Bäume gestellt, welche den Weg zwischen Haupteingang und Klubhaus säumen. Hier haben sich eine Stunde vor Matchbeginn Klubsponsoren, Ehrenmitglieder und ehemalige Spieler eingefunden. Unter ihnen: 11 Mitglieder jenes Teams, welches 1996 im Schweizer Cup gegen den FCB nach einem umstrittenen Kampfspiel 1:3 verlor, nach Verlängerung. Philippe Bruttin hat sich als einziger FCM-Torschütze einen Ehrenplatz in den Klub-Annalen gesichert. Selbstverständlich erinnere er sich noch an den Treffer kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit, sagt er in breitem «Zürideutsch» (Anm. der Red.: Bruttin lebt seit acht Jahren in Winterthur). «Huber hatte keine Chance gegen meinen Flachschuss.»
Mario Scheidegger hingegen hat keine besonderen Erinnerungen an jene Partie: «Die Aufstiegsspiele sind bei mir viel präsenter geblieben.» Stefan Gäggeler, ein anderer 96er-Held, hat nicht lange Zeit, im VIP-Zelt herumzuhängen. Die Pflicht ruft. «Ich bin fürs Cash-Management zuständig.» Um für allfällige Sprints zwischen Inkassobüro und Aussenstellen gewappnet zu sein, hat er sich in den Klubtrainer gestürzt.
Einen Sack Flöhe hüten
Als sich die beiden Equipen einlaufen, sind die drei Tribünen und der Erdwall entlang der Autobahn bereits gut belegt. Die prognostizierten 4000 Zuschauer sind längst keine Fantasiezahl mehr.
Am Spielfeldrand warten 22 aufgeregte und entsprechend unruhige F-Junioren auf ihren Einsatz als Einlaufkids. Trainer René Strahm hütet den Sack Flöhe, so gut es geht. «Nicht nur die Kinder sind nervös», verrät er.Dann geht es endlich los. Auf den Rängen geben die gesangserprobten Basler ganz klar den Ton an, wogegen auf dem Platz die Verhältnisse viel ausgeglichener sind, als erwartet. Von einem Klassenunterschied ist nichts zu spüren in der ersten Halbzeit. Der FCM verteidigt sich nicht nur mit viel Geschick, sondern wagt selber etwas. Zanni scheitert mit einem Kopfstoss an Vailati («Den darf ich auch machen», wird der Routinier später selbstkritisch sagen»), einmal schiesst er weit darüber.
Zur Pause lobt Basel-Präsident Bernhard Heusler den mutigen Auftritt der Gastgeber. Mit den eigenen Leuten ist er selbstredend nicht zufrieden: «Wir müssen zulegen.» Ein bisschen besser spielt der FCB in Hälfte zwei. Zwingend sind seine Aktionen aber weiterhin nicht. Und schon gar nicht überzeugend. Am Schluss schaut ein magerer 1:0-Sieg der Basler heraus. Einer mit fahlem Beigeschmack wohlbemerkt, denn Kochs Foul an Streller geschah mit grosser Wahrscheinlichkeit ausserhalb und nicht im Strafraum.
David Degens Unlust
«Wir haben brutal gut gespielt und haben es nicht verdient, wegen eines ausgesprochen hart gepfiffenen Penaltys zu verlieren», bringt Patric Gasser die Gefühlslage der Verlierer auf den Punkt. Er hat sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff Strellers Trikot gesichert. Nun bestürmen mindestens 20 Knirpse, von denen ein jeder das verschwitzte Kleidungsstück möchte, den FCM-Captain.
Kein Glück beim Leibchentausch hat Verteidiger Patrick Funaro: David Degen mag ihm sein Arbeitshemd nicht aushändigen. Als Funaros Onkel das erfährt, wünscht er den Ex-YB-Akteur ins Pfefferland. Ohnehin ist er nicht gut auf die Basler zu sprechen. Er begreife nicht, wieso sich so viele Leute um den Wichtigtuer Murat Yakin scharten, mault er. Basels Coach wird vor dem Klubhaus von Fans belagert, die Autogramm- und Fotowünsche erfüllt haben wollen. Yakin schreibt und lässt sich mit Teenies ablichten – Arroganz sieht anders aus.
Neuer Zuschauerrekord
An der Pressekonferenz übt sich Yakin in der Kunst der Harmonie. Er dankt dem FCM für die vorzügliche Organisation «eines wunderbaren Fussballfestes». FCM-Trainer Feuz adelt er mit den Worten: «Kurt stellt immer gut organisierte Teams auf.» Bei Feuz schwankt die Gefühlslage stark. Einerseits sei er «enorm stolz», wie sich das Team präsentiert habe. «Es war mutig und hat dem FCB das Leben schwerer gemacht, als ich erwartet habe». Andererseits sei er «traurig und enttäuscht, konnten wir keine Verlängerung erzwingen.» Er sei wohl der Einzige, der nicht zufrieden nach Hause gehe nach dem friedlichen Anlass.
Ganz sicher zufrieden ist der Klubkassier: 4100 Zuschauer sind auf die Sandreutenen gekommen – eine Rekordkulisse. Und da auch die Festwirtschaft gute Umsätze vermeldet, werden die Münsinger ganz bestimmt etwas auf die hohe Kante legen können.