Für Frauen und Familien: Gutshof Enggistein wird zum Rückkehrzentrum
Ende 2018 schloss das damalige Durchgangszentrum auf dem Gutshof Enggistein. Bald werden hier aber wieder Asylsuchende einziehen. "Die ideale Nutzung", findet Eigentümer Jürg Reusser.
Der Kanton Bern will Familien mit Kindern und alleinstehende Frauen künftig in separaten Asylzentren unterbringen, wie die Sicherheitsdirektion des Kantons Bern mitteilt. Im Februar werde darum in Enggistein mit einem Rückkehrzentrum für abgewiesene Asylsuchende die erste solche Unterkunft eröffnet. Dies geschieht im Zuge der Schliessung des zunehmend von Familien und Frauen genutzten Rückkehrzentrums Biel-Bözingen.
Besser für Familien und Frauen eingerichtet
Die Unterkunft in Enggistein habe eine Gesamtkapazität von 120 Plätzen, werde bedingt durch die Covid-Massnahmen aber vorerst nur zu rund 60 Prozent ausgelastet werden. "In diesem Zentrum werden nur Familien mit Kindern und alleinstehende Frauen untergebracht und betreut. Durch die räumliche Trennung von alleinstehenden Männern wird der besonderen Situation von Familien und Frauen noch besser Rechnung getragen", so der Kanton.
Mit dem Betrieb von eigenen Zentren für die Unterbringung von Familien mit Kindern und alleinstehenden Frauen sei es möglich, sowohl die Betreuung als auch die infrastrukturellen Gegebenheiten spezifischer auszurichten. "Bereits bestehende Angebote wie Aufenthaltsräume und Spielzimmer können im Rückkehrzentrum Enggistein konzentriert und mit weiteren Möglichkeiten, wie zum Beispiel Aufgabenzimmern und Aufenthaltsräumen nur für Frauen und Kinder, ergänzt werden", schreibt die Sicherheitsdirektion.
Neue Schüler:innen für Worb
Die schulpflichtigen Kinder würden die Regelklasse in Enggistein und an anderen Schulstandorten der Gemeinde Worb besuchen. "Die bisher im Rückkehrzentrum Biel-Bözingen lebenden deutschsprachigen Kinder werden ihren Schulbesuch also an den Schulen Worb fortsetzen."
Betreuung durch neue Dienstleisterin
Die Betreuung im neuen Rückkehrzentrum Enggistein werde die Dienstleisterin ORS sicherstellen. "Ein Betreuungsteam steht rund um die Uhr im Einsatz."
"Die Sicherheitsdirektion wird einen regelmässigen Informationsaustausch zwischen der Gemeinde Worb, der ORS und den kantonalen Behörden gewährleisten", so der Kanton. Zusätzlich werde in regelmässigen Abständen und unter Einbezug der Kantonspolizei ein "Runder Tisch" zur Klärung wiederkehrender Fragen abgehalten.
Eigentümer: "Ruhiger ohne alleinstehende Männer"
Gutshof-Eigentümer Jürg Reusser freut sich, dass wieder Leben in der Unterkunft einkehrt. "Es ist die ideale Nutzung des Hauses", sagt er. Er habe auch über ein Bed and Breakfast nachgedacht. "Aber es muss auch einvernehmbar sein mit dem Landwirtschaftsbetrieb." Asylsuchende seien eine gute Lösung, womit er Erfahrungen habe. "Durch Frauen und Familien gibt es eine sanftere Nutzung. Ohne alleinstehende Männer wird es ruhiger. Alkohol wird weniger ein Problem sein", sagt Reusser. Spielende Kinder würden auf dem Gutshof nicht stören.
Zudem habe er mit dem operativen Geschäft nun nichts mehr zu tun. "Dass die ORS das jetzt macht, ist eine grosse Erleichterung", sagt Reusser. Das Zentrum sei mit nur noch einem Gebäude neu auch kleiner als vorher.
Sanierung in Gang
Bis das Zentrum eröffnet werden kann, muss aber noch saniert werden. "Alles muss gemacht werden. Die sanitären Einrichtungen und die Küche werden erneuert und in den Zimmern gibt es neues Laminat", so Reusser. Die Beanspruchung bei der Nutzung durch Asylsuchende sei sehr gross. Wann das Zentrum genau in Betrieb genommen werde, richte sich nach dem Abschluss der Sanierung. Im Sommer solle es eine offizielle Eröffnung durch den Kanton geben.