Freimettigen - Privilegierte Wohnlage für Frösche

Die Biotope bei der ARA Oberes Kiesental wurden saniert und neu angelegt. Bereits paaren sich Grasfrösche in den Teichen. Die Verantwortlichen hoffen auf zahlreiche weitere Tierarten.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ

Wenn das keine privilegierte Wohnlage für Amphibien ist: Links neben  den drei Teichen plätschert die renaturierte Chise, hinten und vorne sind Feuchtwiesen angesät, rechts führt der Weg zur ARA vorbei. Weit und breit gibt es weder Wohnhäuser noch stark befahrene Strassen. Die ehemalige Fischzucht auf dem Gemeindegebiet von Freimettigen ist der ideale Standort für Biotope, deren Bewohner anderorts vom Verkehr plattgefahren werden. Hier passiert das nie.

        

Während dreier Jahrzehnte hat sich der Konolfinger Lehrer Werner Weber mit Schulkindern um den Unterhalt der Weiher gekümmert. Heute ist er pensioniert, schaut aber noch regelmässig vorbei. Zuständig für die Anlage ist jetzt der Garten- und Landschaftsgestalter Christian Bay. Unter seiner fachlichen Anleitung übernimmt der Jägerverein den Unterhalt. Diesen finanziert der ARA-Verband Oberes Kiesental. Geld kommt auch vom kantonalen Renaturierungsfonds, vom Ökofonds Energie Thun und vom Wasserbauverband Chisebach.

        

Verlandung abgewendet

        

Der Wolfmattbach speist die mit Kiesdämmen unterteilten Weiher. Diese drohten nach 30 Jahren zu verlanden. Der Einsatz von Schaufeln und Rechen konnte dem natürlichen Prozess nicht Einhalt gebieten. Deshalb wurden im letzten Herbst das Wasser und eine dicke Schlammschicht abgesaugt. «Da hatte sich einiges angesammelt», sagt Werner Weber, der mit Christian Bay auf Besichtigungstour ist.  Damit weniger Blätter in die Teiche fallen, wurden zu nahe stehende Bäume gefällt, das Unterholz gestutzt. Die Biotope wurden neu geflutet, die Umgebung mit grobem Kies aufgefrischt, Pflanzen angesät. Im Moment sieht es noch etwas kahl aus. «Wir haben absichtlich nur wenig angepflanzt, damit sich standortgerechte Pflanzen dort niederlassen, wo es ihnen passt», sagt Christian Bay.

        

Grasfrösche laichen bereits

        

Die vergangenen warmen und sonnigen Tage liessen bereits wieder Algen im Wasser wuchern. An einer Stelle liegt Laich von Grasfröschen, den ersten Amphibien, die im März in den Weihern ihre Paarungsrituale feiern. Nach dem Laichen verschwinden sie in der krautigen Ufervegetation und machen anderen Tieren Platz: Gelbbauchunken etwa, die sich gern in seichten, schlammigen Tümpeln niederlassen, ebenfalls für die Fortpflanzung.  Für die Unken baute der Naturliebhaber Heinrich Berger am Ufer der Weiher ein paar kleine Tümpel. Bay hofft, dass sich auch Geburtshelferkröten (Glögglifrösche), Molche  und Erdkröten  niederlassen werden.  Er  verweist auf  Steinhaufen, in denen sich gerne Eidechsen und Ringelnattern verkriechen. Aber nach einer so tief greifenden Sanierung braucht es einige Zeit, bis  die Tiere merken, dass ihnen ein neuer Lebensraum zur Verfügung steht  – an privilegierter  Wohnlage.


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 13.03.2014
Geändert: 13.03.2014
Klicks heute:
Klicks total: