Frauenstimmrecht in der Region: Nur in 14 Gemeinden sagten die Männer Ja

Am Sonntag vor 50 Jahren sagte das männliche Stimmvolk Ja zum Stimmrecht auch für Schweizer Frauen. BERN-OST hat sich die damaligen Resultate der Gemeinden der Region angesehen. Und geschaut, wie es in den Gemeinderäten und Gemeindeparlamenten sowie bei den Gemeindepräsidien heute aussieht mit der Beteiligung der Frauen.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Die gute Nachricht zuerst: Auch wenn nur die Bürger der Region abgestimmt hätten, hätte es gereicht. 61,9 Prozent der Männer sagten Ja. Beim Ja bleibt es auch, wenn man die stadtnäheren Gemeinden Bolligen, Stettlen und Vechigen weglässt: Im eher ländlichen Amt Konolfingen stimmten immerhin noch 55,7 Prozent Ja.

 

Nicht nur grosse Gemeinden dafür

Erwartungsgemäss höhere Ja-Anteile gab es in den grösseren Gemeinden – aber nicht nur. Mit 75,2 Prozent Ja am fortschrittlichsten war das Stimmvolk in Bolligen. Gefolgt von Worb (68,7%), Grosshöchstetten (67,8%) und Biglen (67,6%). Auch die Münsinger (66,4%) und  Konolfinger (57,8%) sagten Ja. Aber auch in kleinen Gemeinden kam es vor, dass die Männer ihren Frauen zutrauten, mitzubestimmen. Zum Beispiel in Freimettigen, wo von 52 abgegebenen Stimmen 30 Ja waren (57,7%). Insgesamt schaute in 14 der damals 32 Gemeinden ein Ja heraus.

 

Schlusslicht Häutligen

Die Mehrheit der Gemeinden sagte allerdings Nein zum Frauenstimmrecht. Mit Abstand am wenigsten Zustimmung fand die Vorlage in Häutligen mit einem Ja-Anteil von 17 Prozent und in Bleiken mit 22,9 Prozent.

 

Kein Gemeinderat ohne Frauen

Und 50 Jahre danach? Auch für heute gibt es eine gute Nachricht. Keine der heute 28 Gemeinden (vier gingen in Fusionen auf) wird aktuell von einem reinen Männergremium regiert.

 

Die Männer sind aber in 25 der 28 Gemeinden in der Mehrheit, in acht Gemeinden sitzt nur eine einzige Frau im Gemeinderat. Nur in Bolligen (5 Frauen, 2 Männer), Bowil (3 Frauen, 2 Männer) und Konolfingen (4 Frauen, 3 Männer) sind mehr Gemeinderatssitze von Frauen besetzt.

 

Insgesamt gibt es in Bern-Ost 178 Gemeinderät*innen, davon 59 oder rund ein Drittel Frauen (Gemeindepräsident*innen sind mitgerechnet). Gar nicht einmal so schlecht steht das Schlusslicht von 1971 da. In Häutligen sind zwei der fünf Mitglieder des Gemeinderats weiblich.

 

Sechs Gemeindepräsidentinnen in Bern-Ost

Sechs Gemeinden, das sind 21,4 Prozent, haben eine Gemeindepräsidentin. Darunter sind die obgenannten Bolligen und Bowil, wo Frauen im Gemeinderat die Mehrheit haben. Doch auch in Brenzikofen, Grosshöchstetten, Mirchel und Vechigen steht eine Präsidentin an der Spitze.

 

Kein leuchtendes Vorbild sind die beiden grössten Gemeinden Münsingen und Worb. Beiden steht ein Präsident einem mehrheitlich männlichen Gemeinderat vor. In Münsingen sind drei von sieben Gemeinderät*innen Frauen, in Worb gar nur eine von sieben.

 

Grosse Männermehrheit in Gemeindeparlamenten

Auch der Frauenanteil in den Parlamenten bleibt weit unter dem der Kantonshauptstadt (68,8%), der Bundesversammlung (39%) und sogar des Berner Grossen Rates (35%). In Worb beträgt er bei 40 Mitgliedern 25 Prozent, in Münsingen bei 30 Mitgliedern 27 Prozent.


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Erstellt: 10.02.2021
Geändert: 10.02.2021
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