Massanfertigung: Feuerwehr Wichtrach mit neuem Grosslüfter
Seit einigen Wochen besitzt die Feuerwehr Wichtrach ein neues Gerät. Ein sogenannter Grosslüfter hilft künftig auch an Orten mit eingeschränkten Wasserressourcen, das Feuer in Schach zu halten. Vizekommandant Michael Eberhart sagt, was der Lüfter kann und warum er eine aussergewöhnliche Anschaffung ist.
Im Gebiet, für welches die Feuerwehr Wichtrach zuständig ist, hat es abgelegene Orte, an denen es nicht unendlich Wasser gibt. Brennt es dort, ist es gut, wenn man beim Löschen mit weniger Wasser auskommt als sonst. Unter anderem aus diesem Grund hat die Feuerwehr Wichtrach sich entschieden, einen Grosslüfter anzuschaffen.
"Mit dem Lüfter kann man benachbarte Objekte schützen", sagt Michael Eberhart, der als Projektleiter zusammen mit seiner Beschaffungsgruppe hauptverantwortlich für die Anschaffung des Geräts war. Einerseits kann man damit Hitze und giftige Gase aus Räumen blasen, andererseits aber auch zwischen einem brennenden und einem Nachbargebäude einen Wassernebel erzeugen, um eine Schutzlinie zu erstellen. So wird das noch unversehrte Gebäude gekühlt und davor bewahrt, ebenfalls Feuer zu fangen. "Mit dem Grosslüfter braucht es im Schnitt nur etwa 400 statt 1200 Liter Wasser pro Minute", sagt Eberhart.
Weil der Grosse nicht immer kommt
Dass Wichtrach im Besitz eines solchen Geräts ist, sei ungewöhnlich. "Die kleinen Feuerwehren haben jeweils kleine Lüfter. Die Stützpunktfeuerwehren im Kanton Bern grosse Mobile Grossventilatoren (MGV)", sagt Eberhart. Während der Propeller der kleinen Lüfter einen Durchmesser von etwa 45 Zentimetern habe, sei derjenige der Stützpunktfeuerwehren über einen Meter gross und auf einem Fahrzeug montiert. Der Propeller des Wichtracher Lüfters habe mit 85 Zentimetern Durchmesser eine mittlere Grösse. "Der grosse Lüfter wird je nach Ereignisgrösse automatisch alarmiert. Aber bei einem mittleren Einsatz kommt er nicht automatisch. Da können wir mit unserem Lüfter bereits etwas gewinnen." Mit der Anschaffung habe die Feuerwehr also eine Lücke geschlossen.
Den Lüfter habe die Feuerwehr komplett aus dem eigenen Budget finanziert. Wieviel er gekostet hat, will Eberhart aber aus Rücksicht auf den Konstrukteur nicht sagen. "Solche Anschaffungen sind dem Beschaffungswesen unterstellt. Und mit der Entwicklung der heutigen Rohstoffpreise kann ich keinen aktuellen Preis nennen."
Geländegängige Spezialanfertigung
Den Lüfter hat die Feuerwehr Wichtrach speziell für ihren Gebrauch bauen lassen. "Wir haben überlegt, was wir brauchen und sind schnell darauf gekommen, dass er nicht fix auf einem Fahrzeug sein kann", sagt Eberhart. Der Lüfter müsse auch über Feldwege und durch schmale Gassen gebracht werden können. Darum sei er jetzt auf einem kleinen Raupenfahrzeug montiert, wie es etwa von Landschaftsgärtner:innen eingesetzt werde. "Es ist ein auf unsere Bedürfnisse massgeschneidertes Gerät, das es bisher kein zweites Mal gibt. Das Konzept ist aber nicht exklusiv und der Konstrukteur kann es weiter anbieten." Das Ganze wird auf einem Anhänger so nah wie möglich an den Einsatzort transportiert. "Wir können ihn auch auf zirka 1.5 Meter anheben, wenn wir an einer erhöhten Stelle hineinblasen müssen." Zudem könne der Lüfterkopf innerhalb von einem 30-Grad-Winkel verstellt werden.
Betrieben wird der Lüfter mit Benzin. "Bei vollem Tank beträgt die Betriebsdauer durchschnittlich drei Stunden", sagt Eberhart. Der Lüfter bewege in einer Stunde 220‘000 Kubikmeter Luft. "Er bläst also stark. Wenn er auf Vollgas läuft und man davorsteht, muss man sich ‚fei e chli häbä’. Das ist aber auch das Gefährliche daran."
Auch andere Feuerwehren sollen profitieren
Noch hat die Feuerwehr Wichtrach den neuen Grosslüfter nicht im Ernstfall eingesetzt. "Wir müssen uns noch darauf ausbilden. Damit zu arbeiten wäre sonst zu heikel", sagt Eberhart. Neben ihm lernen im Moment weitere Feuerwehrmitglieder den Umgang mit dem Lüfter. Gerade vor wenigen Tagen übte die Feuerwehr dessen Einsatz im Falle eines Ereignisses in einem Tunnel. "Sobald wir mit der Ausbildung so weit sind und den Lüfter in den Dienst nehmen, bieten wir ihn auch den umliegenden Feuerwehren im Sinne von nachbarschaftlicher Hilfeleistung an. Dies aber nie in Konkurrenz zu den ordentlichen Mittel gemäss kantonalem Alarmstufenplan", sagt Eberhart.
Demnächst soll auch die Öffentlichkeit das Gerät zu Gesicht bekommen. "Wenn wir einen Anlass oder eine Übung im Dorf haben, wollen wir die Bevölkerung dazu einladen", sagt Eberhart. Konkret geplant sei aber noch nichts.