Krebsrisiko: So aufwändig schützt sich die Münsinger Feuerwehr
Bald können die Münsinger Feuerwehrleute direkt nach dem Einsatz duschen – so unspektakulär das klingt, so wichtig ist es für den Schutz vor Krebs. Denn nach dem Löschen eines Feuers sind sowohl die Ausrüstung wie auch die Feuerwehrleute mit Schadstoffen verunreinigt. Die Feuerwehr Münsingen setzt darum die sogenannte Schwarz-Weiss-Trennung ein. Dominic Burgherr, Mitarbeiter Bevölkerungsschutz der Gemeinde Münsingen, erklärt, was es damit auf sich hat, und wie diese Trennung in Münsingen bald noch konsequenter umgesetzt werden kann.
In den letzten Jahren habe sich gezeigt, dass Feuerwehrleute ein hohes Risiko hätten, an Krebs zu erkranken. "Darum sollten sie sich möglichst rasch nach dem Einsatz reinigen", sagt Dominic Burgherr. Mittels der sogenannten Schwarz-Weiss-Trennung solle das Gesundheitsrisiko gemindert werden. Diese teilt die Orte, an denen sich die Feuerwehrleute aufhalten, in schwarze, schmutzige und weisse, saubere Bereiche. "Im Feuerwehrmagazin und im Auto sollte es sauber sein und nicht nach Rauch riechen", sagt Burgherr.
Umziehen auf dem Brandplatz
Rückt die Feuerwehr auf einen Alarm mit Feuer und Rauch aus, nimmt ein Logistikfahrzeug ein spezielles Modul mit. "Darin befinden sich Ersatzuniformen, zusätzliche Atemschutzausrüstung und Reinigungsmaterial", sagt Burgherr. "Wer beim Einsatz mit Rauch kontaminiert wurde, zieht sich noch auf dem Brandplatz bis auf die Unterwäsche aus und wechselt in eine saubere Uniform." Dafür sind Kisten mit je einem kompletten Set in der nötigen Kleidergrösse vorbereitet. "Danach ist man wieder weiss und geht ins Auto, das auch weiss ist", so Burgherr. Der letzte Schritt sei dann das Duschen.
"Die schmutzigen Uniformen werden in Säcke verpackt und luftdicht verschlossen", so Burgherr. Im Falle der Feuerwehr Münsingen werden die Kleider anschliessend in die Wäscherei des Psychiatriezentrums Münsingen (PZM) gebracht. "Das Reinigungspersonal schützt sich auch und wäscht die Sachen unter Einhaltung von Sicherheitsvorschriften." Danach sind die Uniformen wieder einsatzfähig und kommen zurück ins Feuerwehrmagazin.
Andere Ausrüstungsteile wie die Atemschutzflasche und der Helm werden direkt auf dem Brandplatz gereinigt. "In Becken mit Reinigungsmittel werden sie grob, aber gut gewaschen", so Burgherr. Zurück im Magazin werden die Gerätschaften im Wasch- und Trocknungsraum gründlich gereinigt und getrocknet.
Umsetzung ist aufwändig
Um die Schwarz-Weiss-Trennung konsequent umsetzen zu können, braucht es einerseits zusätzliches Material. "Wir haben mehr Uniformen als Leute, damit nach einem Brand alle wieder einsatzfähig sind", sagt Burgherr. Sie trügen zum Beispiel auch zwei paar Handschuhe, um das Verschmutzen der Hände zu verhindern. "Man weiss nämlich heute, dass Giftstoffe über das Nagelbett in den Körper eindringen können."
Andererseits muss auch das Feuerwehrmagazin entsprechend eingerichtet sein. Demnächst wird das Magazin in Münsingen neu mit Duschen ausgestattet (siehe unten).
"Kein Luxus"
Gesetzlich vorgeschrieben ist die Schwarz-Weiss-Trennung nicht. "Es ist aber eine wärmste Empfehlung", so Burgherr. Sie umzusetzen habe viele Feuerwehren vor grosse Herausforderungen gestellt. Nicht nur organisatorische, sondern auch finanzielle. Denn: "Es braucht Investitionen." Es sei aber die Zukunft. "Man muss den Behörden ein Kränzchen winden, dass sie das ernst genommen und unterstützt haben", lobt Burgherr die Gemeinde. "Es ist kein Luxus. Entweder man nimmt die Verantwortung wahr oder nicht."
[i] 120 000 Franken für bessere Schwarz-Weiss-Trennung
Der Gemeinderat hat einen Kredit von rund 120 000 Franken für die Umgestaltung des Umkleide- und Trocknungsraums genehmigt. Denn im Münsinger Feuerwehrmagazin gibt es derzeit keine Duschen. Der Trocknungsraum befindet sich im Inneren des Magazins. "Dort kommen jetzt zwei abgetrennte Duschkabinen mit je einem Umkleidebereich rein", sagt Burgherr. Der Trocknungsraum finde neu Platz in den ehemaligen öffentlichen Toiletten im Aussenbereich.
Damit müssten die Feuerwehrleute nicht mehr mit den zwar vorgereinigten, aber immer noch sozusagen "dunkelgrauen" Gerätschaften das Magazin betreten. "Neu kann man auch die Schuhe draussen waschen, bevor man reingeht", sagt Burgherr. Am wichtigsten seien aber die Duschen. "Die Leute gehen nach dem Einsatz teilweise wieder zurück ins Geschäft."