Fernwärmenetz Worb: Stolz, kaum Kritik und "schon am Lochen"

Auf dem Gelände der OLWO AG in Worb ensteht die Zentrale eines holzbetriebenen Wärmeverbunds. Am Montag informierten die Verantwortlichen über den Projektstand und beantworteten Fragen aus der Bevölkerung.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Am Montagabend informierten Vertreter der BKW AEK Contracting AG (BAC) an einer öffentlichen Veranstaltung in der Aula des Schulhauses Sonnhalde über den Stand des Projekts Fernwärme Worb Rüfenacht. 

 

Baubewilligung für Zentrale steht noch aus

Begrüsst wurden die rund fünfzig Anwesenden von Gemeindepräsident Niklaus Gfeller. Er sei stolz, dass das Projekt zustande komme. Obwohl die Baubewilligung für die Heizzentrale noch ausstehe, sei man beim Schulhaus Worbboden schon "am Lochen" für die Leitung, die bereits bewilligt ist. "Das zeigt, dass alle zuversichtlich sind!"

 

Die Baubewilligung für die Zentrale wird von den Verantwortlichen in den nächsten Wochen erwartet, sodass im April die Bauarbeiten starten können. Bis im Herbst sollen demgemäss die Heizzentrale und die Leitung für die erste Etappe Worb-Worbboden fertig sein. Ersteres sei eher "sportlich", so BAC-Ingenieur Leon Hegele, zweiteres dagegen realistisch.

 

Zusätzlich auch mit Öl

Geht alles wie geplant, fliesst die Wärme bereits im kommenden Winter. Notfalls komme es zu einer Übergangsphase von ein oder zwei Monaten, in denen nur der Ölkessel laufe, erklärt Hegele. Denn: Nur ökologisch und CO2-neutral läuft es auch hier nicht. Nötig sei der Ölkessel, um die Wärmeversorgung zu garantieren, etwa bei Wartungsarbeiten oder Ausfällen der Holzheizung. Maximal zehn Prozent der Wärme komme vom Öl, versicherten die Projektverantwortlichen.

 

Projektinitiantin ist die Worber Firma OLWO AG, deren bestehende, 22-jährige Holzschnitzelheizung ersetzt werden muss. Für die Heizzentrale des geplanten Wärmeverbunds stellt die OLWO auch das Land im Baurecht zur Verfügung und wird den Brennstoff liefern, vor allem in Form von anfallenden Rindenabschnitten.

 

Falls die Holzabfälle aus dem OLWO-Säge- und Hobelwerk wider Erwarten nicht genügen sollten, würden sie mit Waldholz aus der Region ergänzt. "Aus der Region heisst aus dem Umkreis von dreissig Kilometern", erklärt Konrad Gisler von der AEK auf Nachfrage.

 

Gisler zeigte sich erfreut über den Fortgang des Projekts und die überwiegend positiven Reaktionen, die die BAC erhalte. "Das ist nicht überall so", gab er zu.

 

Kein Transport von Heizmaterial

Ein Vorteil des Worber Projekts ist dabei wohl, dass das Heizmaterial vor Ort anfällt, es also kaum zusätzlichen Lastwagenverkehr gibt. Auch dass die Zentrale auf dem Gelände einer bestehenden Firma zu stehen kommt, bietet wenig Anlass zu Kritik.

 

Fragen aus dem Publikum betrafen meist technische Einzelheiten, aber nicht nur. Ein Hausbesitzer wollte wissen, wie er sich gegen allfällige Schäden absichern könne, wenn die Leitung in der Nähe seines Hauses gebaut wird. Die Antwort der BAC war, dass die Grabarbeiten nicht so tief seien, dass Risse an Gebäuden zu erwarten seien. Im Kanton Bern gebe es aber das Mittel der Rechtsverwahrung, um sich abzusichern.

 

Ein anderer Mann fragte, wer in welcher Reihenfolge angefragt werde, um sich dem Verbund anzuschliessen. Darauf erklärten die Verkaufsleiter der BAC, dass sich Interessierte gerne auch selber melden könnten, wenn etwa eine neue Heizung anstehe und man sich über den Verbund informieren wolle, bevor man diese anschaffe.

 

Schulhäuser und RBS-Werkstatt

Bereits teilweise abgeschlossen sind die Verträge für die erste Etappe Worbboden. Insgesamt dreizehn bis fünfzehn Liegenschaften sollen hier an das Wärmenetz angeschlossen werden, darunter die OLWO, die rund ein Drittel der Wärme verbrauchen wird, die Schulhäuser Sonnenhalde und Worbboden, die RBS-Werkstatt sowie das Gewerbehaus Worbboden. 

 

Der Baustart für die zweite Etappe Worb Dorf ist für Frühling 2020 geplant. Hier haben bisher unter anderem Egger Bier und die Bärenplatz-Eigentümergemeinschaft Interesse angemeldet. Die dritte Etappe wird sich in Richtung Osten erstrecken, die vierte nach Rüfenacht, sofern sich auch dort genügend Interessierte finden.

 

Finanziert werden Zentrale und Leitung  von der BAC. An den Kosten von insgesamt rund 18 Millionen, davon 7,5 für die erste Etappe, wird sich im Rahmen von Fördermassnahmen aber auch der Kanton beteiligen. Wie hoch dieser Beitrag sein wird, ist noch nicht klar. Konrad  Gisler nennt als Anhaltspunkt das Fernwärmenetz Bolligen, wo der Kanton 1,4 der insgesamt zwanzig Millionen.


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Erstellt: 26.02.2019
Geändert: 27.02.2019
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