Familie Schiessler aus Schlosswil in Texas: Road-Trip durch New Mexico

Am 12. Juli begann für Bernhard (42), Susanne (43), Elina (15), Lionelle (13), Lisa (9) und Luis (7) Schiessler aus Schlosswil ein grosses Abenteuer. An diesem Tag zogen sie für ein halbes Jahr nach Abilene Texas in die USA. Die neue Heimat muss natürlich erkundet werden. Familie Schiessler erzählt von ihrem Roadtrip durch New Mexico.

Susanne Schiessler

Kaum waren wir in Abilene angekommen, packten wir erneut die Koffer und gingen auf Reisen. Der erste Ausflug führte uns von Abilene nach Fredericksburg, TX. Landschaftlich war es traumhaft über die Texashills zu fahren. In Brady machten wir eine Mittagspause. Eine kleine urchige Stadt mit ganz viel Durchgangsverkehr.

Wir hätten stundenlang vor dem Bistro "Reno's on the Square" sitzen können, um den Verkehr zu beobachten. Hunderte von Trucks brummten über den heissen Asphalt. Aber wir wollten ja noch was von Fredericksburg erleben. Also machten wir uns, nachdem wir unsere Clubsandwiches gegessen hatten, auf den Weg. Der Ursprung von Fredericksburg sind deutsche Einwanderer, die heute noch das Stadtbild prägen und so auch eine Menge an Touristen anlocken.

Amerikanische Waffeln im Motel

Beim Frühstück bereiteten wir das erste mal selbst Waffeln zu. Mit einer Maschine, welche Waffeln aus frischem Teig presst, die natürlich die Form des Staates Texas hat. Auch den Ahornsirup über den Waffeln liessen wir uns schmecken. Anschliessend besuchten wir das National Museum of Pacific War mit bedeutenden Kriegsgeschichten wie Pearl Harbor und Hiroshima. Unsere Kinder beeindruckte das alte Kriegsmaterial wie das ausgestellte U-Boot. Später am Nachmittag besichtigten wir ausserhalb der Stadt die Tropfsteinhöhle "Cave without a name". Der Inhaber führte uns in 30 Metern Tiefe durch die riesigen Höhlen mit wunderschön geformten Stalaktiten und emporwachsenden Stalagmiten. 

Idyllische Strandferien

Von Fredericksburg ging es dann weiter Richtung Süden an den Golf von Mexiko. Die Meeresküste von Texas erstreckt sich über eine Länge von 591 Kilometer und ist somit die drittlängste Küste in den USA. Nach einer vierstündigen Fahrt erreichten wir unser Ziel in Padre Island. Lionelle hat sich riesig auf diesen Moment gefreut. Endlich ans Meer und den feinen Sand unter den Füssen spüren. Wir genossen das lauwarme Wasser, die grossen Wellen und den Strand.

Die hohen Wochenendpreise an der Küste trieben uns wieder ins Landesinnere. Nach mehreren 100 Meilen entlang der mexikanischen Grenze entschieden wir uns, aufgrund der eher abwechslungslosen Gegend, in die Stadtnähe von Austin (Hauptstadt) zu fahren. 

Weil unsere Kids hungring wie junge Vögel waren, verliessen wir den Highway und steuerten den Ort Boerne an. Glücklicherweise fand an diesem Samstagabend ein American Car Meeting statt. Es gab ganz viele alte historische Autos, eine Live-Band und natürlich Hamburger mit Pommes.

That's America!

Die Leute waren sehr gesprächig. Ein Ehepaar, das mit uns geplaudert hatte, würde am liebsten an ihren Ferienort nach Luzern auswandern. Zwei andere ältere Damen, die uns ins Herz geschlossen hatten, erzählten uns faszinierende Geschichten über die alten Pickup-Trucks. Zur Verabschiedung gab es liebenswürdige Umarmungen und die besten Wünsche für die Kinder, um eine Erfahrung reicher zu werden. That`s America!

Der nächste Tag war heiss. Um die 100 Grad Fahrenheit, also beinahe 40 Grad Celsius. Die imposante Stahlbrücke über das Flussbett im Ort Junction verlockte uns zu einen Foto-Stop. Bald wurden wir über ein Freibad orientiert. Hier in Texas sind solche Badeanstalten eher eine Seltenheit. Zwei Dollar Eintritt und ab ins kühle Nass - dachten wir. Leider war das Wasser entsprechend der Lufttemperatur und bot keinerlei Abkühlung. Nach zehn Minuten pfiff die Bademeisterin die spärlichen Badegäste aus dem Wasser. Wir staunten und wussten nicht, was das soll. Uns wurde erklärt, dass eine Pause im Schatten von zehn Minuten stündig verordnet ist. 

 

Da uns dieser Küstenaufenthalt so gut gefallen hat, buchten wir nochmals vier Tage Strandurlaub. Galveston ist unmittelbar nach Houston und mit 400 Meilen Entfernung auch die kürzeste Distanz zu unserem Zuhause. Wir bauten Sandburgen, suchten Muscheln und genossen das Salzwasser. Die grosszügige und trotzdem günstige Ferienwohnung mit Blick aufs Meer bot auch die Gelegenheit für das Kochen zu Hause. Auch der Besuch im Golden Corral (all-you-can-eat-Restaurant) war seinen Eintritt wert.

 

Staat New Mexico

Zurück in Abilene stellten wir uns einer Fünf-Tages-Tour für den Nachbarstaat New Mexico zusammen. Am liebsten wären wir auch noch durch Arizona gereist, aber das wären dann nochmals 2000 Meilen mehr gewesen. Die erste Etappe führte uns über Lubbock nach Tucumcari. Kaum hatte man die Staatsgrenze überschritten, änderte sich auch schon das Landschaftsbild. Von buschigem Gebiet zu grossen bewirtschafteten Feldern und in der Ferne Hügel und Berge.

Tucumcari liegt an der historischen Route 66, die von Chicago nach Los Angeles führt. Dieses Städtchen fasziniert mit unzähligen Hauswand-Malereien: Bilder vom wilden Westen bis zu den 70er Jahren. Geschäfte und Motels mit strahlenden Leuchtreklamen, die die ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen. Andere Geschäftshäuser stillgelegt und verschlossen, ruhen im Sandstaub. Aufgrund der fehlenden Kundschaft, die nun über den Interstate (Autobahn) eine Vielzahl von Dörfern und Städten aussterben lässt. Für Luis (7) und Lisa (9) war es ein grosser Traum hier das Dinosaurier-Museum zu besichtigen, welches von der lokalen Universität als Forschungsinstitut betrieben wird. 

Tucumcari - Las Vegas - Santa Fe

Am zweiten Tag ging es von Tucumcari über Las Vegas (nicht zu verwechseln mit der Spielerstadt in Nevada) nach Santa Fe. Die Kassiererin vom Dinosaurier-Museum gab uns den Tipp, anstelle der Interstate die Road durch die Berge nach Santa Fe zu nehmen. Sie hatte nicht zu viel versprochen. Es war einfach atemberaubend. Wie im besten Wildwest-Film. Die roten Berge, die endlose Weite bis zum Horizont und einen stahlblauen Himmel. Während diesen 173 Meilen kreuzten wir kaum Autos. Beinahe beängstigend diese Menschenleere. Unsere Kids fanden dies einfach cool.  

Der dritte Tag führte uns von Santa Fe in den Süden nach Las Cruces. Nah an der mexikanischen Grenze. Ziel war der Besuch vom National Monument "White Sands". Ein Gipsfeld mit riesigen Dünen, welche eine Fläche von 582 Quadratkilometer einnimmt. Ein traumhafter Ort. Man zahlt 3 Dollar Eintritt und fährt mit dem Auto den Dune Drive 12 Kilometer auf einer freigeräumten Strasse in die Dünen.

Sand oder Schnee?

Unsere Kinder hatten den Eindruck, in einer Schneelandschaft zu sein und doch verwirrt, ob dies Sand sei. Und tatsächlich konnten wir am Ticketschalter einen "Füdlibob" mieten, mit dem wir die Sanddünen hinunter flitzen konnten. Unmittelbar neben unserem Auto parkierte ein Besucher seinen Pickup mit Pferde-Anhänger.

Wie ein Magnet zog uns (Bernhard (42) und Elina (15)) der Anblick des bereits gesattelten Pferdes an. Will der etwa mit seinem Pferd durch die Dünen reiten? Der Cowboy freute sich über unser Gespräch und wollte uns auch diesen Spass mit einem Ausritt über die standfesten Hügel mit seinem Pferd "Pesos" ermöglichen. Elina war natürlich Feuer und Flamme mit dem Ausritt und wird diese einmalige Gelegenheit in Erinnerung behalten. Wir verweilten, bis die Sonne unterging.

Am nächsten Tag nahmen wir uns reichlich Zeit um die Stadt Las Cruces zu durchstöbern. So konnte sich Luis (7) endlich Boots (Cowboystiefel) kaufen. Etwas wehmütig verabschiedeten wir uns von diesem zauberhaften New Mexico. Nächstes Ziel, kurz vor der texanischen Staatsgrenze, war Roswell. Ein Städtchen, das seine Berühmtheit durch den Absturz eines Ufos im Jahre 1947 bekam. Was auch immer stattfand, die Einwohner präsentieren den Ort heute noch mit zahlreichen Aliengestalten, Ufos wie auch einem Museum.

 

Als Familie hatten wir viele schöne Momente erlebt. Die tausenden von Meilen kamen uns wie ein Filmvergnügen im Kino vor.  


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Erstellt: 21.08.2015
Geändert: 21.08.2015
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