Stationsstrasse Worb: Kampf gegen Fahrverbot geht weiter

Die Beschwerdeführenden aus Trimstein akzeptieren das Fahrverbot nicht. Sie gelangen nun ans Verwaltungsgericht. Vier Stimmen zur aktuellen Entwicklung.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Anfang Juli lehnte der Regierungsstatthalter die Sammelbeschwerde von Einwohner:innen des Münsinger Ortsteils Trimstein gegen das Fahrverbot auf der Worber Stationsstrasse ab. (BERN-OST berichtete.) Die Gemeinde hatte das Fahrverbot verfügt, weil die Strasse als Schleichweg benutzt wird. Der dadurch entstehende Mehrverkehr mindert einerseits die Sicherheit des Langsamverkehrs. Andererseits weichen viele Autos beim Kreuzen auf angrenzendes Kulturland aus und richten Schäden an.

 

Der Trimsteiner

Diesen Entscheid akzeptieren die Beschwerdeführenden nicht. Sie ziehen weiter ans Verwaltungsgericht. "Wir haben von 185 Personen eine Zusicherung für den Weiterzug", sagt David Fankhauser. Er vertritt das "Kernteam Trimstein", das hinter der Beschwerde steht, gegenüber Behörden und Medien. Die erste Beschwerde hatten noch 301 Personen unterschrieben. "Etwa 20 Personen sind seither weggezogen oder gestorben, einige haben wir nicht erreicht weil die Frist in die Sommerferien gefallen ist und wenige haben Nein gesagt zum Weiterzug."

 

Zur inhaltlichen Argumentation der Beschwerdeführenden will Fankhauser aktuell nicht Auskunft geben. Grundsätzlich sei es so, dass man für die Strecke Trimstein-Worb SBB mit dem Fahrverbot ein Vielfaches an Zeit brauche, da der direkte Weg verschlossen würde. "Diese Sperrung trifft den Nerv der Trimsteiner Bevölkerung,  es ist der einzige, gut erreichbare Weg zum ÖV." Es sei auch im Interesse von Trimstein, dass der Durchgangsverkehr nicht über die Stationsstrasse fahre. "Aber den motorisierten Verkehr von Trimstein über das Zentrum von Worb zu leiten, ist auch für Worb eine unnötige Belastung."

 

Der Richiger

Kein Verständnis dafür hat Bernhard Zürcher aus dem Worber Ortsteil Richigen. Er war an den Beteiligungsforen, die die Gemeinde Worb zur Stationsstrasse durchgeführt hatte und ist für das Fahrverbot, so wie offenbar viele andere Richiger:innen auch. Dass man den Entscheid des Regierungsstatthalters in Trimstein nicht akzeptiere, könne er nicht verstehen.

 

"Es geht ja nicht nur um die Trimsteiner:innen". Die Strasse wird auch genutzt von Leuten, die von Enggistein oder von Grosshöchstetten her kommen und Worb umfahren wollen. Dieser Schleichverkehr passiert das Dörfchen Richigen, wo auch Schulkinder unterwegs sind. Auch die Richiger:innen haben durch das Verbot einen weiteren Fahrweg nach Worb SBB. "Eigentlich sind wir sogar noch mehr betroffen", findet Zürcher.

 

Während den Trimsteiner:innen nämlich mit der Hornstrasse eine (inoffizielle) Abkürzung durch den Wald offen stehe, müssten die Richiger:innen die offizielle Route über die Trimsteinstrasse nehmen. "Aber wir stellen die allgemeine Sicherheit über das Eigeninteresse", so Zürcher.

 

Der Worber

Ebenfalls mit der Sicherheit argumentiert Charles Halbeisen aus Worb – allerdings sieht er gerade durch das Fahrverbot neue Probleme aufziehen. Der Grund: Wird die Stationsstrasse gesperrt, führt der offizielle Weg von Trimstein nach Worb über die Trimsteinstrasse. An dieser liegen im Bereich Eichmatt Familiengärten und eingangs Worb grosse Wohnblöcke. Zwar gilt ab Worb dorfauswärts bis zur Abzweigung Gsteigweg Tempo 40. An den Familiengärten darf man aber mit 80 Stundenkilometern vorbeifahren.

 

"Viele Leute gehen zu Fuss oder mit dem Velo in den Garten. Wenn hier nach dem Verbot auf der Stationsstrasse mehr Autos unterwegs sind, wird das gefährlich, weil auch diese Strasse sehr schmal ist." Das Fahrverbot sieht er deshalb nicht nur positiv und schlägt als Begleitmassnahme vor, Tempo 40 zu verlängern. "Am besten mindestens bis zum Fussballplatz Niederhaus. Auch da sind nämlich oft Fussgänger:innen auf der Strasse unterwegs."

 

Der Gemeinderat

Urs Gerber (Grüne), hat als Gemeinderat mit dem Ressort Sicherheit die Aufgabe, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. "Es ist das gute Recht der Trimsteiner:innen, den Rechtsweg weiter zu beschreiten, auch wenn das jetzt halt noch einmal seine Zeit braucht", sagt er zur neuesten Entwicklung. Das Sicherheitsrisiko durch Mehrverkehr auf der Trimsteinstrasse relativiert er.

 

"Nicht alle, die jetzt über die Stationsstrasse fahren, werden in Zukunft die Trimsteinstrasse nutzen. Als Schleichweg, um Worb oder Münsingen zu umfahren, ist die Route dann nicht mehr attraktiv. Litte die Sicherheit auf der Trimsteinstrasse tatsächlich, würde die Gemeinde auf den Kanton zugehen, damit dieser die Strasse sicherer macht."


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 24.08.2021
Geändert: 24.08.2021
Klicks heute:
Klicks total: