Schleichweg Trimstein: Das Fahrverbot kommt

Der Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat die Beschwerden gegen das Teilfahrverbot auf der Worber Stationsstrasse abgelehnt. Ob die Trimsteiner:innen den Entscheid akzeptieren, ist noch nicht klar.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Um die Stationsstrasse zwischen Trimstein und Worb SBB vom Pendler- und Durchgangsverkehr zu entlasten, hat der Gemeinderat von Worb 2019 für die Strecke zwischen dem Bahnübergang in Worb und der Kreuzung Niederhaus ein Teilfahrverbot beschlossen. Das Verbot betrifft Autos und Motorräder. Für Fahrräder, landwirtschaftliche Fahrzeuge sowie für den Linienverkehr und für Zubringer bleibt die Strasse offen.

 

Gegen das Fahrverbot hatten über 300 Personen aus dem Münsinger Ortsteil Trimstein Beschwerde eingereicht beim Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland. Die Stationsstrasse ist der kürzeste Weg von Trimstein nach Worb SBB.

 

Diese Beschwerden hat Regierungsstatthalter Christoph Lerch nun abgelehnt. Er beurteile die Massnahme als recht- und verhältnismässig, heisst es in einer Medienmitteilung. Das Teilfahrverbot liege im öffentlichen Interesse. Der Verkehr werde so auf die besser ausgebauten Hauptverkehrsrouten verlagert. Somit werde die Sicherheit auf der Stationsstrasse erhöht.

 

"Längere Strecke ist zumutbar"

Die Interessenabwägung der Gemeinde sei nachvollziehbar. Es sei zumutbar, dass gewisse Personen zukünftig eine längere Strecke auf sich nehmen müssten. Unter diesen Umständen wolle man nicht in den Gestaltungsspielraum der Gemeinde eingreifen.

 

"Ich bin froh, dass unser Entscheid gestützt wird und dass es keine Zweiklassengesellschaft gibt auf der Strasse", sagt der zuständige Worber Gemeinderat Urs Gerber (Grüne). Im Verlauf der Diskussionen um die Stationsstrasse war auch der Vorschlag aufgekommen, die Trimsteiner:innen vom Fahrverbot auszunehmen. "Da es sich um eine Worber Gemeindestrasse handelt, wäre diese Ungleichbehandlung für mich undenkbar."

 

"Für uns ist es ein grosser Eingriff"

Dass der Umweg zumutbar ist, sieht David Fankhauser aus Trimstein anders. Der Münsinger Gemeindeparlamentarier vertritt die Beschwerdeführenden. Gegenüber BERN-OST sagt er: "Für uns ist es ein grosser Eingriff. Der Weg von Trimstein nach Worb SBB wird damit viel länger. Und das Verbot gilt ja sogar für Roller." Nach seinen Messungen ist der Weg von der Kreuzung Niederhaus nach Worb SBB heute 900 Meter lang. Der Umweg über Worb 2900 Meter. "Vom Zeitfaktor, besonders zu Stosszeiten, will ich gar nicht reden."

 

Ob die Beschwerdeführenden den Entscheid des Regierungsstatthalters akzeptieren, ist noch nicht klar. Sie haben nun einen Monat Zeit. Etwas genervt ist Fankhauser über das Timing des Regierungsstatthalters: "Dass die Medien vor uns informiert werden, finde ich unglücklich. Schliesslich dauerte es bis zu dem Entscheid eineinhalb Jahre, es gab x Termine und einen Briefverkehr von über 100 Seiten."

 

An der Begehung gab es Applaus

Für diese Kritik zeigt Christoph Lerch Verständnis, verteidigt aber das Vorgehen seiner Behörde als normal. "Wir gingen davon aus, dass die Beschwerdeführenden den Entscheid gelesen haben, bis wir um 10 Uhr die Mitteilung verschickt haben. Das war hier offenbar nicht der Fall und das bedaure ich. Es ist der übliche Ablauf und sicher kein böser Wille."

 

Die Kommunikation mit den Beschwerdeführenden bewertet er ansonsten positiv, insbesondere die öffentliche Begehung der Stationsstrasse. "Nebst Behördenvertreter:innen kamen auch viele der Beschwerdeführenden. Dass ich auf Platz kam und Fragen beantwortet habe, wurde geschätzt und am Schluss gab es sogar Applaus. Recht geben konnte ich ihnen nun allerdings nicht."


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Erstellt: 07.07.2021
Geändert: 07.07.2021
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