Fahrsport - Der Zäziwiler Stefan Kläy an der Vierspänner-Weltmeisterschaft in Südspanien

Der 21-jährige Zäziwiler Vierspännerfahrer Stefan Kläy nimmt mit seinem Gespann an den Weltreiterspielen in der südspanischen Stadt Jerez de la Frontera teil. Der Vater von Stefan Kläy, Hansueli Kläy, berichtet für das regionale Int

Hansueli Kläy
Ort: Jerez de la Frontera
Zeit: 2300 Uhr
Wetter: Regenschauer
Temperatur: 20°C

Hallo liebe Fahrsportfreunde

Die WM (WEG) Jerez de la Frontera 2002 ist für die Fahrer zu Ende. Ein Grossereignis, auf das die ganze Fahrerwelt lange mit grosser Spannung wartete, ist plötzlich auf einen Schlag vorbei. Wie eine grosse Leere kommt einem dieser Augenblick vor. Fast ein bisschen wehmütig denkt man an die vielen Stunden der gemeinsamen Vorbereitung zurück. An die schönen Stunden und Tage in Wachtebecke, Aachen und Breda. An das Trainingslager in Vejer und, und, und…
Man hat sich gegenseitig auf engstem Raum verstehen gelernt. Konflikte und Meinungsverschiedenheiten sind in solchen Situationen unvermeidlich, aber wichtig ist, dass sie schnell behoben und vergessen werden. Das Schöne im Schweizer Fahrteam war immer die Hilfsbereitschaft füreinander. Wenn es darauf ankam, waren alle zur Stelle. Ein kleines Beispiel war der Vet. Check im Marathon von Werner, drei Teams mit ihren Grooms, spannten um, kühlten Pferde, legten Hand an, wo es nötig war. Eine sehr eindrückliche Vorstellung, in Mitten vieler Zuschauer!

Heute Morgen um 0600 Uhr öffnete der Himmel wieder einmal die Schleusen und es regnete wie aus Kübeln. Um 0800 Uhr hatten sich die Wolken gelichtet und ein schöner warmer Tag stand an. Nur noch der schmierige gelbe Sand oder die Wasserpfützen auf dem Einfahrplatz zeugten von diesen nächtlichen Wetterlaunen.
Bereits kurz nach acht meldete sich Beat Wampfler und wollte die Pferde sehen. Er ordnete Spaziergänge mit den Pferden und ein Vortraben um 0900 Uhr an. Alles war o.k. Auch Shango, der gestern etwas ausgetrocknet war, nach dem Marathon, hatte sich gut erholt und bestand die Belastungsprobe an der Loge gut. Alle Teams konnten ihre gewünschten Pferde im Hindernisfahren einsetzen. Trotzdem wurden auch die Reservepferde bewegt, damit sie auch für einen eventuellen Einsatz bereit gewesen wären. Um 1000 Uhr war für die drei Fahrer die Parcoursbesichtigung. Um 1100 Uhr begann das Hindernisfahren, die ersten Starts wurden von allen Fahrern beobachtet. Kein Wunder, war doch Michael Freund der Erststartende. Er pulverisierte die vorgegebene Zeit von 220 sec., mit gefahrenen 194 Sekunden.

Die Zeit wurde auf 205 herabgesetzt. Eine zwingende Massnahme, den der Parcours war nicht WM-würdig, er war viel zu leicht. Die Zeit hätte meines Erachtens ruhig auf 195 oder 200 sec. sein dürfen, so gab es dann auch viel zu viele Nuller und fast keine Verschiebungen in der Rangliste. Kein Wunder, oder böse gesagt: Holland führte im Einzel- wie im Mannschaftswettbewerb und der Parcoursbauer war ebenfalls aus Holland. So konnten eigentlich nur so genannte dumme Fehler noch etwas Spannung in die Prüfung bringen. Ich habe selber noch kaum einen so farblosen leichten Parcours gesehen an einer internationalen Prüfung. Eigentlich schade, es wäre so einfach gewesen einige Tore nur ein wenig abzudrehen. Schlussendlich erreichten zwölf Fahrer das Stechen!!

Daniel, unser Aushängeschild im Hindernisfahren, zeigte wie gewohnt eine sehr sichere, überzeugende Clear Round. Das Ersatzpferd Ephemeria zeigte sich in sehr guter Verfassung. Als zweiter Schweizer startete Stefan zur letzten Prüfung. Auch er zeigte eine sehr gute Fahrt mit einer sehr schnellen Zeit, wie sie Michael Freund vorgelegt hatte.

Wäre da nur nicht das Tor fünf gewesen. Ein ganz kleiner Schwenker und die Vorderpferde drückten gegenseitig, dabei berührten sie die Kegel und der bal war unten bevor der Wagen das Tor passierte. Ein wie schon oben erwähnt dummer, ärgerlicher Fehler.

Nach dem gestrigen Marathon waren die Schweizer im Mannschaftsklassement auf Platz fünf vorgestossen, nur 0,5 Punkte hinter Schweden und 0,1 Punkte vor Ungarn. Die beiden bereits gestarteten Ungarn hatten bereits 10 Straf-Punkte eingefahren, so dass vor dem Start von Werner von hinten keine Gefahr mehr drohte. Da aber auch die beiden Schweden bereits 15 Punkte auf ihrem Konto hatten, hatten wir die Möglichkeit, diese mit einer 0-Runde von Werner zu überholen. Ohne jegliche Schwierigkeiten, ganz souverän, fuhr Werner diese Clear Round nach Hause.

Der vierte Platz im Mannschaftsergebnis ist ein hervorragendes Resultat. Ich zitiere Charles Barrelet bei seiner Tischrede heute am Schweizerabend: “Ihr habt das zur Zeit Maximale herausgeholt, als Mannschaft, in jeder Disziplin, hatten wir ein Spitzenergebnis. Alle haben den Anteil zu diesem Erfolg beigetragen“. Eine absolut richtige Einschätzung. Sicher haben wir immer geliebäugelt mit dem dritten Platz. Wir haben starke Nationen wie Schweden, Ungarn und Belgien hinter uns gelassen. Aber der Abstand zu den drei Medaillengewinnern und vor allem zu Deutschland auf dem Bronzeplatz, welche geschwächt durch die Aufgabe von Michael Freund ohne Ersatzfahrer fast zehn Punkte Vorsprung auf uns herausholten, zeigt doch klar unsere momentanen Möglichkeiten auf. Unsere Möglichkeiten im Verhältnis z.B. zu den Amerikanern sind wirklich sehr beschränkt. Um vorne mitmischen zu können, braucht es in jeder Disziplin zwei Top-Resultate, und diese können wir im Moment nur sicher im Hindernisfahren bringen. Dressuren von 50 reichen nicht mehr aus, es braucht zwei tiefe 40-er Dressuren, und dazu sind Top Pferde nötig.

Daher möchte ich nochmals betonen es war eine Suuu…per Leistung der drei Schweizer Fahrteams! Das maximal Mögliche (im Moment) wurde herausgeholt. Wären meine kühnen Prognosen vor dem Dressurtag in Erfüllung gegangen, wären wir zwar mit etwas weniger Abstand aber trotzdem vierte. Auf Ausrutscher von Konkurrenten im Spitzensport zu hoffen, kann oft sehr lange dauern. Freuen wir uns an den Teil-Erfolgen der drei Fahrer und an der Tatsache, dass Jungtalent „Stefan“ innerhalb von nur zwei Jahren an die internationale Spitze (fast Top Ten) gebracht zu haben. Dafür gebührt auch den zwei bewährten Fahrern Daniel und Werner aufrichtigen Dank.

Seit gestern kennt man den Namen Stefan Kläy in der Fahrerwelt definitiv.

Am Nachmittag starteten dann die zwölf qualifizierten Fahrer für das Stechen.
Was am Morgen an Spannung fehlte, war dann hier um so mehr. Einmal mehr fuhr Michael Freund eine unheimliche Zeit, aber mit einem Fehler. Lange hielt Jozsef Dobrovitz mit 91 sec. die Bestzeit. Bis plötzlich Ton Monhemius eine Zeit von 82 sec. hinzauberte. Alle glaubten sofort an seinen Sieg. Aber, wir haben ja noch Daniel! Er unterbot die Zeit um 0,33 sec. und schenkte damit der Schweiz noch einen Teilerfolg.

Die Resultate:
Werner Ulrich wird Gesamt-7.
Stefan Kläy Gesamt-13.
Daniel Würgler Gesamt-21.

Weltmeister ist Ijsbrand Chardon NED, 2. Christoph Sandmann GER, 3. Tomas Erikson SWE

In der Mannschaft siegt Holland vor USA und Deutschland, die CH-Mannschaft belegt den sehr guten 4. Schlussrang.

Eine Enttäuschung war für mich die Siegerehrung. Auch diese nicht ganz WM-würdig. Aber einmal mehr zeigt sich, dass halt an einer WM nur von den drei ersten geredet wird. Sitzt oder steht man dann da auf der Tribüne und lauscht dem Klang der fremden Landeshymne, versinkt man trotzdem nochmals in die kurze Vergangenheit und grübelt nach verlorenen Punkten, nach dem Wenn und Aber, mit Wehmut sieht man die Medaillen glänzen in der Sonne….. aber was habe ich am Anfang gesagt: „Die WM ist vorbei“ - Budapest UNG steht schon bald vor der Tür! Und träumen darf man ja immer!


Bemerkung der Redaktion: Die früheren Tagesberichte finden Sie in der News-Rubrik "Sport"!

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Erstellt: 22.09.2002
Geändert: 23.09.2002
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