FC Münsingen im Cup: "Es ist genial und übertrifft alles"
Der FC Münsingen hat im Cup schon gegen Basel und Sion gespielt. Trotzdem ist das Duell am Mittwoch gegen YB für den Erstligisten ein Ereignis mit neuen Ausmassen, wie Präsident Andreas Zwahlen schwärmt.
Alex Trunz, "Der Bund": Andreas Zwahlen, der Countdown zum Cuphit Münsingen gegen YB läuft, bleibt dem Präsidenten des FCM noch Zeit zum Arbeiten und Schlafen?
Andreas Zwahlen, FC Münsingen: Es ist intensiv, sehr intensiv sogar, aber es geht noch und ist verkraftbar. Nur das Schlafen ist ab und zu zeitlich etwas verschoben (lacht).
Der FC Münsingen hat bereits Erfahrung mit Cupspielen gegen Super-League-Clubs. Trotzdem dürfte dieses YB-Spiel nochmals eine andere Dimension sein.
Das Spiel am Mittwoch übersteigt alles. YB war unser absoluter Wunschgegner. Wir haben im Cup in den letzten Jahren zweimal gegen den FC Basel gespielt, einmal gegen den FC Sion und können deshalb bei der Organisation auf vorhandene Drehbücher zurückgreifen. Doch das Duell gegen YB hat nochmals andere Dimensionen, was den Aufwand und das Interesse betrifft. Es ist einfach genial, was bei uns im Moment abgeht.
Das Zuschauerinteresse ist riesig – gibt es auf der Sandreutenen eine Kapazitätsgrenze?
Wenn wir 6000 Tickets abgesetzt haben, werden wir das Stadion als ausverkauft melden. Die Wetterprognosen sind gut, das wird den Ticketvorverkauf nochmals beleben. Es kann sein, dass am Mittwoch keine Karten mehr an der Tageskasse verfügbar sind.
Dass die Zuschauerzahl begrenzt wird, hängt mit Sicherheitsapekten zusammen?
Das ist der entscheidende Faktor. Wir wollen nicht, dass etwas passiert, dass es negative Schlagzeilen gibt. Die Sicherheit hat für uns erste Priorität. Ausserdem hat es auch keinen Sinn, zu viele Zuschauer reinzulassen, weil diese dann eine halbe Stunde anstehen müssten, um sich verpflegen zu können. Das wollen wir vermeiden. Trotzdem geht es für den Club wohl auch darum, viel Umsatz zu machen, um einen Gewinn zu erwirtschaften. Sicher ist es so, dass wir etwas verdienen wollen, doch über Zahlen zum Budget oder zum erhofften Gewinn werden wir keine Auskunft geben.
Wie gross ist der personelle Aufwand?
Enorm. Bei uns sind 250 Helfer im Einsatz, die externe Sicherheit nicht eingerechnet. Das 12-köpfige OK hat in vier Sitzungen alle Vorkehrungen getroffen. Beim Aufbau hat letzte Woche übrigens auch die erste Mannschaft mit ihrem Trainer mitgeholfen. Das war uns als Zeichen gegen aussen wichtig. Ganz gemäss dem Motto: ein Dorf, ein Fest, ein Team.
Der Aufwand für den Aufbau der Infraktruktur ist sehr hoch, war eine Verlegung ins Stade de Suisse nie ein Thema?
Nein, das stand für uns nie zur Diskussion. Wir haben früher einmal beim Cupspiel gegen den FC Basel, das im März stattfand, witterungsbedingt über eine Verlegung in die Stockhorn-Arena oder nach Basel nachgedacht. Doch diese Idee wurde dann verworfen. So ein Abtausch ist nicht im Sinne des Schweizer Cups, weil der Reiz und die Grundidee damit verloren gehen.
Münsingen gegen YB soll also ein unvergessliches Fussballfest werden. Gibt es bezüglich Sicherheit gar keine Bedenken?
Nein, die Zuschauer müssen keine Angst haben. Wir werden alle Auflagen erfüllen, die der Verband vorgibt. Das Sicherheitspersonal wird präsent sein, auch am Bahnhof. Die Devise lautet aber ganz klar: Deeskalation. Es wird auch einen YB-Fanwalk zum Stadion geben, das ist kein Problem für uns.
Münsingen und YB, das ist ja auch keine Rivalität, sondern vielmehr eine enge Verbundenheit. Sportchef Christoph Spycher beispielsweise ist vom FC Münsingen, Verteidiger Marco Bürki auch.
Wir haben in der Tat ein sehr gutes Verhältnis zu YB. Und obwohl wir im Nachwuchs aus Konzeptgründen teilweise näher mit dem FC Thun zusammenarbeiten und auch mit diesem Club ein gutes Verhältnis pflegen, sind die Young Boys für uns so etwas wie der grosse Bruder. Viele rund um den FC Münsingen sind gleichzeitg YB-Fans, haben am Mittwoch also zwei Herzen in der Brust.
Der Präsident des FC Münsingen auch?
Ja, ich gehe auch ab und zu ins Stade de Suisse und gönne es den Young Boys sehr, wenn sie Erfolg haben. Wem hier geht das nicht so?
Werden Sie das Spiel trotz dieses innerlichen Konflikts geniessen können?
Es kann gut sein, dass ich innerlich in einen Clinch gerate, wenn wir sehr gut mithalten (lacht). Wenn es normal läuft, wird YB aber gewinnen, unsere Chancen sind ja nur minim.
Wer weiss, vielleicht findet Trainerlegende Kurt Feuz ja wie schon im Sechzehntelfinal gegen den FC Schaffhausen wieder das richtige Rezept?
Im Duell mit dem FC Schaffhausen hat nicht das fussballerisch bessere Team gewonnen, sondern jenes, das mehr Herz und Willen gezeigt hat. Wenn wir auch gegen YB eine kleine Chance haben wollen, muss dies erneut unser Rezept sein.
Stichwort Kurz Feuz: Wie ist es möglich, dass ein Club und ein Trainer über Jahrzehnte so erfolgreich zusammenarbeiten?
Ich kann das ganz kurz zusammenfassen: Es passt einfach. Der Trainer hat seine Ecken und Kanten, wir als Club auch, aber es funktioniert. Und man darf sicher sagen: Wir haben zusammen nicht alles falsch gemacht in den letzten Jahren. Kurt Feuz bestreitet zurzeit seine 33. Saison bei uns, unterbrochen nur von einem Jahr, in dem er weg war. Und ich kann hier auch verraten, dass wir uns bereits einig sind, den auslaufenden Vertrag nochmals um zwei Jahre bis 2020 zu verlängern. Was danach kommt, werden wir sehen. Da unser Trainer beruflich in Pension gegangen ist, kann er jetzt ja noch mehr Zeit in den Fussball investieren (lacht).
Haben Trainer und Mannschaft bereits eine Prämie ausgehandelt, falls der grosse Coup gegen YB gelingt?
Die Mannschaft soll jetzt zuerst einmal spielen, dann schauen wir weiter. Wir werden nach dem Anlass in jedem Fall einen Strich ziehen, alles abrechnen und dann schauen, was möglich ist. Es ist aber klar, dass alle an diesem speziellen Cupereignis teilhaben werden, die Mannschaft wie auch unsere vielen Helfer.
Was würde es für den FC Münsingen bedeuten, wenn es wider Erwarten doch klappen würde mit dem Vorstoss in die Viertelfinals?
Nochmals, diese Chance ist sehr gering. YB wird bestens vorbereitet sein, Adi Hütter war am Samstag sogar selber beim Spiel Münsingen gegen Solothurn, was wir mit Stolz zur Kenntnis genommen haben. Ich kann aber verraten, dass wir auf das Szenario eines «Wunders gegen YB» vorbereitet wären. Bis zum Viertelfinal Ende November würde uns nur gerade ein Monat Zeit bleiben. Deshalb sind gewisse Vorkehrungen bereits getroffen, wir hätten vieles schon in der Schublade.