FC Münsingen: Der Aggressivleader, der nicht mitspielen darf

Der FC Münsingen trifft heute im Cup auf Meister Basel. Kein Spieler verkörpert die Gegensätze der beiden Mannschaften besser als Patrick Strahm.

Cedric Fröhlich, Der Bund

Wenn der FC Münsingen heute Abend im Cup-Viertelfinal auf den FC Basel trifft, dann stehen sich nicht bloss der krasse Aussenseiter aus der 1. Liga und der Primus der Super League gegenüber. Es ist auch ein Duell sehr gut bezahlter Vollprofis gegen Studenten, Lehrlinge und Angestellte.

Einer davon ist Patrick Strahm. Mit Ausnahme eines kurzen Abstechers zu den Junioren der Berner Young Boys hat er stets für Münsingen gespielt – ein «Urmünsinger» also. Der gelernte Elektriker arbeitet in einem Vollzeitpensum und absolviert jeden Freitagabend sowie samstags eine Weiterbildung zum Gebäudetechniker.

Der Fussball ist trotz der starken beruflichen und schulischen Belastung ein wichtiger Bestandteil im Leben des 27-Jährigen. Drei- oder viermal pro Woche trainiert er mit seinem Team, hinzu kommen weitere individuelle Einheiten. Das grosse Geld macht Strahm damit nicht – er spricht von Trainingsspesen und Siegpämien im vierstelligen Bereich pro Jahr.

Nur halb traurig

Der Erstligist verbrachte die letzte Woche im Trainingslager in Oliva, in der Nähe von Valencia. Im Zentrum stand allerdings die Vorbereitung auf die Rückrunde. «Unser Trainer brauchte das Cupspiel mehr als positives Druckmittel. Er wollte von allen den maximalen Einsatz sehen – nur so schafft man es in die Start­elf», sagt Strahm.

Dort wird der Aussenverteidiger nicht stehen: Beim 3:2-Erfolg gegen den FC Wil im Cup-Achtelfinal erzielte Strahm zwar den zweiten Treffer für seine Mannschaft, holte sich aber auch die zweite gelbe Karte im laufenden Wettbewerb und ist deshalb gegen Basel gesperrt. Der Aggressivleader – er führt die Kartenstatistik der 1.-Liga-Gruppe 2 an – kann die Enttäuschung jedoch verkraften: «Zum Glück war ich bei der letzten Cup-Begegnung gegen den FCB dabei. Ärgerlicher wäre es gewesen, wenn wir einen anderen Superligisten zugelost bekommen hätten.»

Mit dem Kopf in Porto

Beim letzten Aufeinandertreffen im Schweizer Cup entschied Serienmeister Basel die Partie dank eines umstrittenen Penaltyentscheids mit 1:0. Damals sei das Team «extrem nervös» gewesen, erinnert sich Strahm. Die Zuschauerzahl, der scheinbar übermächtige Gegner und die Präsenz des Fernsehens: Das alles habe einen gewissen Druck erzeugt.

Umso schöner sei die Erkenntnis gewesen, dass das Team nicht an den äusseren Umständen gescheitert, sondern imstande gewesen sei, dem grossen Favoriten über weite Strecken Paroli zu bieten. Im Wissen darum rechnet sich Strahm für die heutige Partie Aussenseiterchancen aus: «Wir müssen hoffen, dass die Basler gedanklich schon beim Champions-League-Rückspiel in Porto sind und einen schlechten Tag erwischen und dass wir eine Topleistung abrufen können.» Sollte sich seine Hoffnung erfüllen, dann dürfte für einmal den Amateuren der Weg zur Arbeit am nächsten Morgen einiges leichter fallen als den Profis das Regenerationstraining.


Cup-Viertelfinal Münsingen gegen den FCB

Es ist ein Duell zwischen Zwerg und Riese. Hier der FC Basel, unbestrittene Nummer 1 der Schweiz mit einem Budget von gegen 50 Millionen Franken. Da der FC Münsingen, Erstliga-Klub aus dem Aaretal mit einem Jahresetat von 180 000 Franken. «Wir haben keine Chance, also packen wir sie», sagt Münsingen-Trainer Kurt Feuz. Der einstige NLA-Spieler (St.Gallen, YB) hätte allen Grund zum Klagen.

Er könnte sagen, seinem Team fehlten Wettkampfpraxis und Spielrhythmus, wie das Basel-Trainer Paulo Sousa letzte Woche vor dem Champions-League-Match gegen Porto getan hatte. Doch das würde nicht zum bodenständigen Coach passen. Lieber spricht er vom letztwöchigen Trainingslager in der Nähe von Valencia. Die Platzverhältnisse seien optimal gewesen, «die Küche prima». Und was das Wichtigste sei: «Keiner der Jungs hat sich verletzt, bis auf den leicht kränkelnden Aegerter sind wir alle gesund heimgekehrt.»

Nach sieben Testspielen, von denen fünf gewonnen wurden, wollen die Münsinger heute Abend dem FCB das Leben möglichst schwer machen. «Wir müssen schauen, dass wir möglichst lange die Null halten können», umschreibt Feuz die Zielsetzung.

Fast mehr Sorgen als der Gegner macht Feuz das Wetter: Für heute sind weitere Niederschläge angekündigt, die den ohnehin schon tiefen Sandreutenen-Rasen unbespielbar machen könnten. Der FCB, der sich wegen des Zustands des Terrains bereits mokiert hat, würde frohlocken. Bereits wurde mit dem 18. März ein Ausweichtermin vereinbart. (ruk)


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Erstellt: 04.03.2015
Geändert: 04.03.2015
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