"Es isch fei e chli öpis los": Bruno Gerber über den Start als Käser in Landiswil
Aus dem Freiburgischen ins Emmental und vom Greyerzer zum Emmentaler. Anfang Oktober übernahm Bruno Gerber die Käserei Landiswil, die zuvor das Ehepaar Ryser während 36 Jahren geführt hatte. Die Übergabe sei beispielhaft verlaufen, sagt der Käsermeister.
„Besser geits fasch nid. Der Support von Rysers ist beispielhaft“, rühmt Bruno Gerber seine Vorgänger. Er sitzt am Küchentisch der über der Käserei gelegenen Wohnung und blickt bei einer Tasse Kaffee auf die ersten Monate als Käser in Landiswil zurück. Der 50-Jährige war im Kanton Freiburg als Angestellter in einer Greyerzer-Käserei tätig, hatte jedoch schon länger den Traum, einen eigenen Betrieb zu führen.
Verwurzelt in der Gegend
„Es wäre sehr schade, wenn hier nicht mehr Käse produziert würde“, erinnert sich Gerber an seine Gedanken, nachdem er das Inserat für die Landiswiler Käserei gesehen und diese gemeinsam mit seiner Ehefrau besichtigt hatte. Zwar sei die Emmentaler-Produktion aufgrund der aktuellen Marktlage nicht allzu attraktiv, sagt Gerber. Dennoch sei er zuversichtlich, was die Zukunft des kürzlich übernommenen Betriebs betrifft. So spreche etwa die topographische Lage dafür, dass in Landiswil längerfristig eine Käserei benötigt werde und durch die Weitsicht der in der Milch-Genossenschaft organisierten Bauern sei diese auch finanziell gesund. „Die Landiswiler sind sehr stark mit ihren Höfen und ihrer Chäsi verwurzelt.“
Verwurzelt ist auch Gerber in der Gegend, wenn auch nicht direkt. Der passionierte Käsermeister ist im Oberaargau aufgewachsen. Seine Eltern, die ebenfalls eine Käserei führten, stammen mit Arni und Oberthal jedoch aus der Umgebung von Landiswil. Aktuell pendelt der fünffache Familienvater noch zwischen der frisch sanierten Wohnung an seinem neuen Arbeitsort und Bern hin und her. „Im Moment haben wir zwei Lebensmittelpunkte, da die Kinder in Bern zur Schule gehen.“
„Man ist immer irgendwie schwanger“
Einen besonderen Moment hat Gerber jedoch bereits hinter sich. Den ersten selbst hergestellten Emmentaler konnte er nach der Reifezeit von drei Monaten probieren. „Er ist gut gelungen“, sagt er und verweist mit einem Schmunzeln auf die damit verbundene Unsicherheit. „Mit dem ‚Chäsen‘ ist man immer irgendwie schwanger.“
Die Produktionsprozesse seien zwar - abgesehen von den sortenspezifischen Eigenheiten - immer dieselben. Die Milch sei je nach Wetter und Jahreszeit aber unterschiedlich. Eine Herausforderung, die die Arbeit als Käser aber auch besonders spannend macht. „Der Beruf ist einfach schön“, sagt Gerber denn auch. Dies obschon die Arbeit eine 7-Tage-Woche mit sich bringt. Morgens und abends kommen jeweils rund 20 Bauern zur Milchabnahme. „Es isch fei e chli öpis los“, sagt der neue Inhaber zufrieden.
Die Vorgänger helfen aktiv mit
Unterstützung erhält er dabei von einem 70 Prozent-Angestellten sowie mindestens einmal pro Woche von Hansueli Ryser, der auch bei der Produktion mit Rat und Tat zur Seite steht. Und auch Maria Ryser hat sich nicht ganz aus der Käserei zurückgezogen. „Sie kommt ab und zu vorbei und hilft mir beim ‚Anke‘ ipacke“, freut sich Gerber. Die Butter wird anschliessend im hauseigenen Lädeli verkauft. „Wir versuchen, das Lädeli aufrecht zu erhalten. Bei den Öffnungszeiten mussten wir aber Anpassungen machen.“
Auch was die Zukunft anbelangt, hat sich Gerber bereits Gedanken gemacht. „Im Gegensatz zu einer Greyerzer-Käserei können wir hier nur etwa 50 Prozent der angelieferten Milch zu Emmentaler verarbeiten“, verweist der Käsermeister auf die nicht einfache Marktlage. Aktuell werden in Landiswil deshalb rund eine Million Kilo Milch pro Jahr für die Industrie abtransportiert. Eine Tatsache, die der Landiswiler Käsermeister gerne ändern würde. „Der Markt hier ist gesättigt. Ich möchte deshalb ein Produkt entwickeln, das in ferne Länder wie Armenien oder Aserbeidschan exportiert wird, die noch nicht so gut mit Käse bedient sind.“