Emmentalisches Bigenthal: Der Kronprinz unter den Schwingern

Remo Käser hat am Emmentalischen Schwingfest in Bigenthal Geschichte geschrieben: Als 15-Jähriger gewann der Sohn von Schwingerkönig Adrian Käser seinen ersten Kranz. So jung wie kaum ein anderer zuvor.

Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
Eines Tages fragte ein kleiner Bub seinen Vater, wohin er am Abend immer gehe. «Ins Schwingtraining», antwortete der Vater. Fortan bettelte der Sohn immer wieder, er wolle einmal mitkommen. Irgendwann ging der Wunsch in Erfüllung – und seither ist der Junge von dieser Sportart begeistert.

Remo Käser heisst der Sohn, Adrian Käser sein berühmter Vater. Dieser gewann mit 17 Jahren seinen ersten Kranz, und mit 18 wurde er Schwingerkönig. Kaum ein anderer war so jung schon so erfolgreich. Doch nun macht ihm ausgerechnet sein Sohn Konkurrenz: An Nachwuchsschwingertagen hat der 15-jährige Remo Käser bereits 110 Zweige gesammelt, und am «Emmentalischen» in Bigenthal – dem erst zweiten Kranzfest, das er bei den Grossen bestritt – gewann er am Sonntag bereits seinen ersten Kranz. Damit gehört er zu den jüngsten Kranzgewinnern der Schwingergeschichte. Ob er sogar der Jüngste aller Zeiten ist, bleibt offen. Eine exakte Statistik darüber existiert nicht.

 

Auch der Onkel ein König

 

Er habe zwar gehofft, im Kampf um das Eichenlaub mitreden zu können. Dass er in Bigenthal aber inmitten der besten Schwinger den 5. Rang erreiche, damit habe er «nie gerechnet», sagt Remo Käser am Tag danach. Die Freude ist ihm durchs Telefon gut anzuhören. Viele Kollegen hätten ihm über Facebook gratuliert. Zudem stieg in seiner Heimat am Sonntagabend ein grosses Fest – für ihn, für Matthias und Stefan Sempach sowie für Simon Luginbühl. Sie alle kommen aus dem 570-Seelen-Dorf Alchenstorf und haben am «Emmentalischen» den Kranz gewonnen.

 

Alchenstorf, das Schwingerdorf. Und Käser, die Schwingerfamilie. Remos Mutter Elisabeth ist nämlich die Schwester von Silvio Rüfenacht, dem Schwingerkönig von 1992. Vor allem aber wird Remo Käser natürlich immer wieder mit seinem Vater, dem König von 1989, verglichen. Der Junior selber hat keine Mühe damit, sein Vater schon eher: «Man sollte ihn nicht immer mit mir vergleichen. Remo wird seine eigenen Spuren hinterlassen», sagt Adrian Käser. Nebst Remo haben Käsers übrigens noch zwei jüngere Töchter, die selber zwar nicht schwingen, aber oft als Zuschauerinnen auf den Schwingplätzen anzutreffen sind.

 

Burgdorf 2013 als Fernziel

 

Wird Remo Käsers Weg dereinst ebenfalls auf den Königsthron führen? Er selber setzt sich nicht zu sehr unter Druck. Vorerst hofft er, sich bald von seiner leichten Schulterverletzung erholt zu haben und am Sonntag am Oberaargauischen Schwingfest in Koppigen antreten zu können. Dort hilft der Neuntklässler – nach der Schule und dem Erledigen der Hausaufgaben – diese Woche bei den Aufbauarbeiten. Ende August steht mit dem Eidgenössichen Nachwuchsschwingertag in Entlebuch dann der Saisonhöhepunkt bevor. Remo Käser zählt dort zu den meistgenannten Favoriten.

 

2013 schliesslich steht in Burgdorf das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest auf dem Programm. «Dort dabei zu sein, das ist mein Traum», sagt Remo Käser. Die Chancen auf eine grosse Karriere stünden gut, bestätigt Samuel Feller, der technische Leiter des bernisch-kantonalen Schwingerverbandes. «Remo hat eine gute Postur und eine gute Grösse, er schwingt geschmeidig und ist gewohnt, zu kämpfen», so Feller. Dennoch sei es bis zuvorderst an die Spitze, wie für alle andern erfolgreichen Nachwuchsschwinger, noch ein weiter Weg. Denn ab sofort zähle Remo Käser bei den Schwingfesten nicht mehr zu den Jägern, sondern zu den Gejagten. Zu den Kranzschwingern eben.

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Erstellt: 22.05.2012
Geändert: 22.05.2012
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