Eishockey - Sportklassen und zwei Trainings pro Tag
St. Petersburg und Minsk zeigen in Wichtrach Eishockey von höchstem Nachwuchsniveau.
St. Petersburg, die Millionenstadt im Norden Russlands, ist die Heimat mehrerer grosser Eishockeyclubs. Der grösste unter ihnen ist SKA, dessen Fanionteam in der Kontinental Hockey League (KHL), der zweitbesten Liga der Welt, vertreten ist. Dahinter folgt Dynamo, das der zweithöchsten Spielklasse angehört. «Unter den Vereinen herrscht eine gesunde sportliche Konkurrenz», sagt Sergei Jarowoi, der Trainer jener Mannschaft mit Spielern des Jahrgangs 2002, die derzeit am internationalen Nachwuchsturnier in Wichtrach engagiert ist.
Sowohl die Russen als auch das Nachwuchsteam des weissrussischen KHL-Clubs Dynamo Minsk sind in die Schweiz gereist, um Erfahrungen gegen hiesige Junioren zu sammeln. Die Art, wie die Nachwuchsförderung betrieben wird, ist in beiden Grossstädten ähnlich, unterscheidet sich aber dennoch in einigen Punkten. Russland zählt im Eishockey zur Weltspitze. Selbst innerhalb einer Region wie St. Petersburg lässt sich eine Nachwuchsmeisterschaft von guter Qualität organisieren. Da die 16-jährigen Akteure noch zur Schule gehen, sind sie vorwiegend in diesem Wettbewerb aktiv und treffen dazu an Turnieren auf Teams aus anderen Städten wie Moskau. Im Alter von 6 Jahren können Kinder bei Dynamo beginnen. In einer normalen Schule werden Sportklassen geführt, um den Talenten zu ermöglichen, auf genügend Trainingszeit zu kommen. Die nach Wichtrach gereisten Spieler absolvieren in der Regel an fünf Tagen pro Woche zwei Einheiten. Dazu stehen zwei Partien pro Woche auf dem Programm. «In der Mannschaft hat es Spieler aus allen Regionen Russlands», sagt Trainer Jarowoj. «Sie wohnen in der clubeigenen Unterkunft, trainieren und leben zusammen.»
Mit 17 Jahren verlassen sie die Schule; ihr Ziel ist es, ins erste professionelle Team aufzusteigen. Dieses nimmt an der gesamtrussischen Juniorenmeisterschaft teil, die Akteuren bis ins Alter von 21 Jahren offensteht. Die Spieler sind bereits vertraglich gebunden und erhalten ein Salär. Auf die Frage, wie viele der in die Schweiz gereisten Spieler es in Dynamos erste Mannschaft schaffen können, antwortet Jarowoi: «Einige. Es hängt von ihnen ab, ob sie es schaffen.»
Minsk reist per Bus an
In Minsk besuchen die Nachwuchsspieler ebenfalls Sportklassen und können in einer zentralen Unterkunft wohnen. Allerdings wird nur einmal pro Tag trainiert. Weissrussland ist in der Eishockey-Weltrangliste hinter der Schweiz auf Platz 14 klassiert, die Qualität in der Breite längst nicht so gross wie in Russland. Dynamo führt die Rangliste der heimischen Juniorenliga an. Die erste Mannschaft ist in der KHL vertreten, die Minsker nützen die Kontakte, die sich daraus ergeben, um Freundschaftsspiele und Turniere gegen russische Teams zu absolvieren. Anders als die St. Petersburger sind die Minsker nicht in die Schweiz geflogen, sie waren fast einen ganzen Tag per Bus nach Wichtrach unterwegs. «Dies ist billiger», liefert Trainer Artjom Batwiankow die Begründung.
Die hohen Erwartungen erfüllten die osteuropäischen Gäste am ersten Tag. «Eishockey von solchem Niveau hat man an diesem Turnier noch nie gesehen», geriet Ruedi Wenger, im Organisationskomitee für das Sportliche verantwortlich, ins Schwärmen, nachdem St. Petersburg und Minsk ihre ersten Spiele gegen Sierre und Burgdorf/ Brandis 17:1 respektive 15:1 gewonnen hatten. Gestern bezwang Minsk Langenthal 8:0, die Russen jedoch bekundeten gegen Gastgeber Dragon/Thun zwei Drittel lang Mühe, siegten letztlich aber noch klar 6:1.