Eishockey - In den letzten Zügen
Roland Käser und Timmy Hoppe spielen ab heute mit Wiki-Münsingen um den Amateurmeistertitel. Die beiden Routiniers und Freunde wollen vor ihrem Rücktritt noch einmal einen grossen Erfolg feiern.
Welcher Zug ist der beste? Roland Käser und Timmy Hoppe wissen nicht genau, wohin sie die Figuren auf dem Schachfeld bewegen sollen. Müssen sie auch nicht wissen. Ihr Spielfeld ist glatt und wird mit Schlittschuhen befahren. Auf dem Eis gehören sie unter den nicht professionellen Akteuren zu den Experten. Ihre Spielzüge führen oft dazu, dass ein Tor für den Erstligisten Wiki-Münsingen fällt. Lange werden sie nicht mehr aktiv sein. Käser und Hoppe haben ihren Rücktritt angekündigt. Zuvor steht ein letzter Höhepunkt an. Wiki spielt ab heute gegen Winterthur und Sion um die Amateurmeisterschaft und besitzt eine erneute Chance auf den Titel. Vor einem Jahr waren die Aaretaler im Final in der Verlängerung Dübendorf unterlegen.
Wie eine Familie
«Wiki liebt man, oder man hasst es», sagt Timmy Hoppe. Einige Spieler und Fans können mit dem Aaretaler Erstligisten wenig anfangen, andere bleiben dem Verein jahrelang treu und fühlen sich hier wie in einer bestens harmonierenden Familie. Der 33-Jährige und sein aus Worb stammender Freund Käser gehören zur letzteren Kategorie. Der Thurgauer Hoppe nahm 2005 ein Wirtschafts- und Sportstudium in Bern auf. Er suchte in der Region nach einem Erstligaklub.
Wiki war der einzige Interessent. Hoppe zog in eine Wohngemeinschaft ein, in der auch Käser zu Hause war. Dieser hatte sich nach einigen Jahren in der NLA und NLB (Bern, Langnau, Ambri-Piotta, Basel) aus dem Profieishockey verabschiedet und ins Aaretal gewechselt. «Ich brauchte erst etwas Angewöhnungszeit», sagt Hoppe. Er lebte sich bei Wiki ein, wurde Teil der Familie und Käser einer seiner besten Freunde. Tennisspielen, Kitesurfen, Biken, Skifahren und Skitouren: die Liste der sportlichen Aktivitäten, denen sie gemeinsam nachgehen, ist lang. Mehrmals sind sie auch schon gemeinsam in die Ferien gefahren. Nicht mehr zusammen zu spielen, konnten sie sich nicht mehr vorstellen, und ein Vereinswechsel war kein Thema mehr. Auch auf dem Eis harmonieren die beiden Angreifer dermassen gut, dass sie nur selten nicht in einer Linie aufgestellt wurden.
Nicht abgesprochen war hingegen, dass sie gemeinsam ihre Aktivkarriere beenden würden. «Wenn wir letztes Jahr Amateurmeister geworden wären, hätte ich aufgehört», sagt Hoppe. Käser konnte in der Endrunde 2014 wegen der Folgen eines Autounfalls gar nicht mittun. Im Laufe der aktuellen Saison spürten beide, dass der Zeitpunkt zum Rücktritt gekommen ist. «Man braucht von Saison zu Saison mehr Erholung», sagt der 35-jährige Käser. «Und das Spiel wird nicht langsamer.» Hoppe ergänzt: «Man braucht mehr Zeit, um nach Verletzungen zu regenerieren.»
Zurück nach Bern
Wiki trägt seine Endrundenheimspiele in der Berner Postfinance-Arena aus. Käser spielte einst zwei Jahre für den SCB, nachdem er 1999 mit den Aaretalern bereits einmal Amateurmeister geworden war. Hoppe hat als Davoser Elitejunior auch Ernstkämpfe in Bern bestritten. «Noch lieber hätten wir allerdings in Wichtrach gespielt», sagen beide. Im Heimstadion von Wiki ist wegen eines Barfestivals kein Eis mehr verfügbar.
Die letzten Züge in der 1. Liga sollen für Timmy Hoppe und Roland Käser möglichst erfolgreiche sein. Beide haben sich längst glücklich im Berufsleben etabliert; Hoppe als Firmenkundenberater bei einer Grossbank, Käser als Infrastrukturprojektleiter in einem Grossspital. Eishockey wollen sie in Zukunft bei den Wiki-Senioren spielen. Und so weiter Teil der Aaretaler Familie bleiben.