Eishockey - Christoph Küffer: Meister mit Dubais Kamelen

Draussen ist es 40 Grad warm, drinnen wird auf Eis gespielt - im Einkaufszentrum. In der Emirates Hockey League ist alles etwas anders. Christoph Küffer aus Arni, er wurde mit den Dubai Mighty Camels Meister, gewährt einen Einblick.

Philipp Rindlisbacher / Berner Zeitung BZ

Die knappe Niederlage des SC Bern im Playoff-Final gegen die ZSC Lions schmerzt manch einen noch heute. Es gab in der vergangenen Saison aber dennoch einen Berner, der zu Meisterehren kam. Christoph Küffer gewann mit den Dubai Mighty Camels die Emirates Hockey League. Bei 40 Grad bereitet er sich derzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf die neue Meisterschaft vor.

Der Anruf aus der Heimat versetzt Küffer ins Staunen. Der 34-Jährige aus Arni bei Biglen hatte seinen Wechsel nach Asien dem Schweizerischen Eishockeyverband nicht gemeldet. «Die hätten mich wohl gar nicht ernst genommen», sagt er mit einem Schmunzeln. Vielleicht hätten sich die Verantwortlichen auch gefragt, weshalb ein Schweizer den Drang verspürt, auf einmal Eishockey unter Palmen zu spielen.


Kein Trainer, kein Training

Christoph Küffer studierte in Bern Betriebswirtschaft, arbeitete in Zürich in der Finanzbranche und weilte in dieser Funktion oft im Mittleren Osten. Als das Angebot kam, dauerhaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu arbeiten, war er zunächst alles andere als begeistert. «In Dubai ist es zwischen April und Oktober enorm heiss und feucht, das macht einem zu schaffen. Und meine Frau wollte überhaupt nichts von einem Leben hier wissen.» Mittlerweile fühlt sich das Paar im Emirat aber wohl; es wohnt in einer schmucken Wohnung im 72. Stock eines Wolkenkratzers – mit Meerblick.

Das Eishockey hat Christoph Küffer geholfen, Kontakte zu knüpfen, sich in der Ferne ein soziales Umfeld aufzubauen. Der ehemalige Erst- und Zweitliga-Spieler des EHC Worb hatte sich via Email angeboten; er durfte vorspielen, zunächst aber nur in einer Plauschmannschaft. Anfang Jahr wurde er dann zu den Mighty Camels in die nationale Liga (siehe Kasten) befördert; in seiner Mannschaft spielen viele Kanadier, zwei Slowaken und ein Schwede, aber keine Araber. Der eine oder andere Einheimische sei richtig gut, erzählt Küffer, «das Gefälle aber ist riesig, auch was die Fitness betrifft». Er schätzt, dass das Niveau mit der 2. Liga in der Schweiz vergleichbar ist. «Die Araber nehmen die Meisterschaft sehr ernst. Wir dagegen trainieren gar nie, einen Trainer haben wir ohnehin nicht.»

Vor über 1000 «Fans»

Selbstverständlich ist Eishockey in Dubai eine Randsportart. Küffer muss sein Material selbst bezahlen, eine Meisterprämie erhielt er nicht. Die Zeitungen berichten ab und zu, «aber nur, wenn die einheimischen Teams gewinnen», meint der Emmentaler. Ihre Spiele tragen die Camels nicht in einer gewöhnlichen Eishalle aus, «das würde nicht zu Dubai passen». Das Eisfeld befindet sich in einem riesigen Einkaufszentrum mit Hunderten Geschäften, zwischen Schuhkauf und Kleideranprobe schielen die Passanten aufs Spielgeschehen. «Kaum einer bleibt eine Stunde stehen», sagt Küffer, «aber für kurze Zeit schauen uns über 1000 Leute zu». Aus ökologischer Sicht sei der Spass natürlich Blödsinn, gesteht der Stürmer, ergänzend, in seiner zweiten Heimat sei vieles surreal. Christoph Küffer beabsichtigt, dereinst in die Schweiz zurückzukehren. Er bezeichnet sich als Heimweh-Berner, erkundigt sich regelmässig über die Resultate der SCL Tigers und des SCB. Letzterem wird er im nächsten Frühling in den Playoffs die Daumen drücken. Er will schliesslich nicht der einzige Berner Meister bleiben.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 20.09.2012
Geändert: 20.09.2012
Klicks heute:
Klicks total: