Eishockey - Captain Moser: Der SC Bern vor dem Saisonstart
Wenn Bern heute zu Hause gegen Gottéron in die Saison startet, wird Simon Moser das «C» auf der Brust tragen. Der Stürmer wurde von Trainer Kari Jalonen zum neuen Captain bestimmt. Moser denkt nicht, dass das Team ihn gewählt hätte. «Aber meine Rolle wird von jedem akzeptiert.»
Mit dem Spiel gegen Gottéron greift auch der SC Bern heute in die Meisterschaft ein. «Für einige kommt der Saisonstart zu früh», hält Simon Moser fest. Der 27- jährige Stürmer spricht damit die Verletztenliste an. «Die Ausfälle bedeuten für alle eine Herausforderung. Nervös werden wir deswegen jedoch nicht», sagt Moser.
Nervosität passt sowieso nicht zum Schlosswiler. Moser wirkt auf wie neben dem Eis ruhig. Trainer Kari Jalonen attestiert dem «Teamplayer» neben spielerischen Qualitäten auch einen «guten Charakter». Deshalb hat der Finne den Emmentaler zum Captain bestimmt, als Nachfolger von Martin Plüss. Moser fühlt sich geehrt. Bedenken, dass er sich ob der neuen Aufgabe verkrampfen wird, hat er nicht. «Mein Fokus gilt nach wie vor in erster Linie der Leistung auf dem Eis», betont Moser. Das passt zu ihm. Er zieht das Team eher mit seinem mannschaftsdienlichen, unermüdlichen Einsatz mit. Aber er scheut sich nicht davor, auch mal in der Garderobe Klartext zu reden. So müsse er etwa Tristan Scherwey ab und zu die Regeln in Erinnerung rufen. «Ihn muss man immer wieder in bestimmten Situationen an den Dresscode oder das Handyverbot erinnern», sagt Moser und lacht. Dass der Job auch weniger angenehme Seiten hat, stört ihn nicht. Moser geht zwar davon aus, dass das Team nicht ihn gewählt hätte, hätte Jalonen den Entscheid der Mannschaft überlassen. «Womöglich wäre ein Erfahrener oder ein Älterer gewählt worden. Aber meine Rolle wird von jedem im Team akzeptiert.»
Doppelmandat
Moser übte bereits in der vergangenen Saison ein Amt aus: Er war Kassier. «Das bin ich weiterhin», sagt er. Dieser Job sei nicht beliebt. Schon vor einem Jahr sei er der einzige Freiwillige gewesen. Dass Doppelmandat belastet ihn nicht: «Ich habe mit Alain Berger einen guten Assistenten. Wir harmonieren perfekt.» Schmunzelnd ergänzt er: «Ich erledige die Büroarbeit, er treibt das Geld ein.» Mit den Bussen werden jeweils Teamanlässe und -reisen bezahlt.
Dem Team traut Moser auch in der neuen Saison viel zu. Trotz zwei Meistertiteln stellt er keine Sättigung fest. «Der dritte Titel in Serie ist für jeden das Ziel. Sonst wäre er am falschen Ort.» Selber hat sich der frühere Langnau-Akteur bewusst für Bern entschieden. Vor einem Monat hat Moser seinen Vertrag vorzeitig bis 2023 verlängert. «Umgebung, Organisation und Fans sind top. Es gab keinen Grund, einen anderen Klub zu suchen.» Einzig die Chance auf einen Wechsel in die NHL hat er sich bewahrt. In der Saison 2013/2014, nachdem er die Tigers als Captain verlassen hatte, durfte Moser sechs Spiele für Nashville absolvieren. «Ich habe die NHL weder ständig im Hinterkopf, noch habe ich das Thema ad acta gelegt. Ich hatte in den letzten Jahren keinen Kontakt nach Nordamerika. Aber ich wollte mir mit der Klausel die Möglichkeit offenlassen, sollte sich etwas ergeben.» Der bodenständige Moser ist sich allerdings bewusst, dass die Chance klein ist. «Im Alter von 27 Jahren gibt mir kein Team mehr zwei, drei Jahre Zeit. Wenn, dann holen sie mich als kompletten Spieler.»
Doppelbelastung
Ohne Hintergedanken betont der Teamleader, dass er weiterhin hart arbeiten werde, «um den SCB weiterzubringen. Sollte sich dadurch eine Offerte ergeben, müssten wir miteinander sprechen.» Ein Schweizer Spieler, der im eigenen Land tätig ist, hat fast nur mit dem Nationalteam die Möglichkeit, auf internationaler Bühne auf sich aufmerksam zu machen. Moser bestätigt das. «Der Karjala-Cup, der Spengler-Cup und die Olympischen Spiele sind drei Schaufenster. Alle drei gehören zu meinen Zielen in dieser Saison.» Dass ihm die Mehrfachbelastung zu viel wird, befürchtet der Schwerarbeiter nicht. Doch vorerst gilt die ganze Aufmerksamkeit dem Ligastart. Obwohl die Berner vor zwei Jahren bewiesen haben, dass man auch nach einer verkorksten Regular Season noch Meister werden kann, bevorzugt Moser den letztjährigen Weg. «Wir wissen, dass es schwierig wird. Wir sind in jeder Partie die Gejagten.» Sollte sich dennoch Genügsamkeit einstellen, wird Moser seine Teamkollegen rasch an die Demut erinnern. Diese lebt er vor. So hält er im Erfolg nichts von Belohnungen – für sich schon gar nicht. «Das ist nicht mein Stil. Ich kann mich nicht erinnern, wie und wann ich mich zuletzt belohnt hätte. Höchstens ein Bier, aber das gönne ich mir auch mal nach einer Niederlage.»