Eintracht Oberthal: "Die Leute kämen vielleicht sowieso nicht"
Am Donnerstag gab der Bundesrat seine aktuellsten Weisungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise bekannt. Während unter anderem Coiffeursalons, Gartencenter und Physiotherapie-Praxen wieder öffnen dürfen, gibt es für die Gastronomie noch keine Lockerung. Was bedeutet das zum Beispiel für die Eintracht Oberthal?
Für Peter "Pesche" und Annemarie Herrmann wäre in dieser Zeit des Jahres mit dem Catering an verschiedenen Schwingfesten ein wichtiges Standbein ihres Betriebs zum Tragen gekommen. Nun bleiben die Einnahmen daraus und auch diejenigen aus den vielen Anlässen, Konzerten und Klassentreffen im Haus aus.
"Lieber noch etwas warten"
"Es wird scho chli äng", sagt Annemarie Herrmann. Aber: "Es wäre auch dann finanziell eng, wenn wir jetzt wieder aufmachen dürften", sagt sie. Sie vermutet, dass viele Leute aus Angst vor einer Ansteckung trotzdem noch nicht wieder ins Restaurant kommen würden. "Die Angestellten müsste man dann trotzdem bezahlen", sagt sie.
Sie wisse auch nicht, wie das Bedienen der Gäste unter den nötigen Schutzmassnahmen vonstatten gehen sollte. "Wir warten lieber noch etwas, dafür können wir nachher wieder mit unserer normalen Herzlichkeit bedienen", so die leidenschaftliche Gastgeberin.
Als Eigentümer im Vorteil
Herrmanns haben das Glück als Eigentümer der Eintracht keinen Pachtzins bezahlen zu müssen. "Mit über 30 Jahren Eigentümerschaft haben wir auch kein Problem mehr mit Bankschulden", sagt Annemarie Herrmann.
Sie fühlten sich auch beim Bund gut aufgehoben, was das Personal anbelangt: "Wir konnten alle Angestellten zu achtzig Prozent arbeitslos anmelden und können ihnen somit immer noch ein Salär bezahlen." Mit dieser Lösung mussten die Angestellten aber einverstanden sein, ansonsten hätten Herrmanns ihnen von Gesetz wegen kündigen müssen. Vorerst wird dies nun aber nicht passieren und Herrmanns haben die Sicherheit, dass sie bei der Wiedereröffnung nicht alleine in der Gaststube stehen.
Annemarie Herrmann ist auch hoffnungsvoll, dass die Gastronomie vom Bund finanziell weiter unterstützt wird. "Wir werden etwas für die Geschäftskosten bekommen und eventuell bezahlt auch die Versicherung noch etwas", sagt sie.
Noch keine Demonstrationsgelüste
Dass ihre Situation, und damit ihre Sicht, nicht alle teilen, ist ihr bewusst. "Es ist viel Frust da. Und wir im Gastgewerbe sind uns gewohnt 'viu z wärche'. Das kann man nicht gut von einem Tag auf den anderen abstellen", sagt Herrmann. Sie und ihr Mann hätten aber auch schon ein gewisses Alter und seien darum wohl gelassener als Jüngere. "Wir gehen noch nicht demonstrieren."
Take Away sorgt für schöne Momente
Der aktuellen Situation kann Annemarie Herrmann denn auch Gutes abringen. "Es macht manchmal auch Spass", sagt sie. Das Take Away laufe gut. Neben Stammgästen aus der Region, kämen nun teilweise aus Solidarität auch andere Oberthaler.
"Durch die Take Away-Ausgabe am Eingang haben wir auch immer noch den Kontakt zu den Leuten", sagt Herrmann. Zudem würden sie nun auch sehr gerne extra kochen, wenn zum Beispiel ein Geburtstags-Essen aus der Eintracht-Küche gewünscht sei. "Das ist sehr schön", freut sich Herrmann.
Was bringt der Sommer?
Trotz allem: Ganz kalt lässt der Lockdown auch Herrmanns nicht. "Es kann schon sein, dass wir den Sommer durch 'e chli dümple'", sagt Annemarie Herrmann. Dann müsse man den Gürtel enger schnallen. Für Herrmanns und ihre Angestellten bedeutet das, dass sie die Ferien im Sommer anders nehmen müssen als gewohnt. "Das schauen wir ganz genau an", so Herrmann.