Keine Einbürgerungsgesuche in kleinen Gemeinden: "Es wäre spannend zu sehen, wer kommt"
Landiswil, Häutligen und Oberthal haben seit 1992 keine einzige Person eingebürgert. BERN-OST hat die Gemeindepräsidenten nach den Gründen gefragt.
Vor einigen Tagen publizierten verschiedene Medien neue Zahlen zu Einbürgerungen in Schweizer Gemeinden seit 1992. Insgesamt 125 Gemeinden haben in diesen 18 Jahren keine einzige Person eingebürgert. Dazu gehören mit Landiswil, Häutligen und Oberthal auch drei aus der Region Bern-Ost. Auf Nachfrage von BERN-OST bestätigen die Verantwortlichen den Sachverhalt. Allerdings: Es wurden auch keine Gesuche gestellt.
"Jemand, der hier seine Wurzeln hat, nimmt das hin"
"Zuerst einmal müsste ja jemand Oberthal als Wohnort wählen", überlegt Andreas Steiner (parteilos), Gemeindepräsident von Oberthal laut. Dass es in der Gemeinde aber zum Beispiel keinen ÖV mehr habe, mache sie für Zuzügerinnen und Zuzüger, insbesondere wenn sie wenig Geld und somit auch kein Auto haben, nicht sehr attraktiv. "Jemand, der hier seine Wurzeln hat, nimmt das hin. Aber hier neue Wurzeln schlagen will man dann vielleicht doch nicht." Auch gebe es in grösseren Orten oft bereits eine Gemeinschaft von Leuten aus dem Heimatland. "Das hilft bei der Integration. Jemand aus Afghanistan zum Beispiel wäre hier in Oberthal der Einzige."
Wie andere abgelegene Gemeinden kämpft Oberthal nicht mit zu viel Wachstum sondern eher mit Bevölkerungsschwund. "Ich freue mich über jeden Zuzüger und jede Zuzügerin, egal welcher Herkunft", sagt Steiner darum.
Kaum Arbeitsplätze
Auch Samuel Wittwer (parteilos), Gemeindepräsident von Landiswil, sieht die Gründe für die fehlenden Einbürgerungsgesuche in den Eigenschaften seiner Gemeinde. "Ein schöner Ort ist nicht automatisch auch als Wohnort attraktiv." Zum Beispiel gebe es kaum Arbeitsplätze im Dorf. Auch er würde sich über neue Bürgerinnen und Bürger freuen, in Landiswil sinkt die Bevölkerungszahl seit einigen Jahren leicht. "Es wäre auch spannend zu sehen, wer kommt und warum."
In beiden Gemeinden leben nur wenige Menschen ohne Schweizer Pass: In Landiswil sind es anteilsmässig 1.59 Prozent (Stand 2017), in Oberthal 2.33 Prozent. Wer diese Leute sind, weiss etwa Andreas Steiner nicht so genau: "Ich staune jeweils, dass es überhaupt diese 10 bis 12 Ausländerinnen und Ausländer hat."
"Ich wüsste nichts von Ausländern"
Ähnlich ist es in Häutligen. "Ich wüsste nichts von Ausländern, die sich einibürgern lassen wollen", sagteter Gäumann, Gemeindepräsident von Häutligen auf Anfrage. 0.79 Prozent der Bevölkerung hatten hier 2017 keinen Schweizer Pass. Bei 253 Einwohnerinnen und Einwohnern (ebenfalls Stand 2017) wären dies gerade einmal zwei Personen, heute sind es gemäss Gäumann vier. Und auch hier gab es keine Gesuche. "Es will offenbar niemand", so die knappe Erklärung des Gemeindepräsidenten.
Im Gegensatz zu Landiswil und Oberthal gab es in Häutligen gemäss Gemeindepräsident auch keine erleichterten Einbürgerungen. Diese stehen Ehemännern und Ehefrauen von Schweizern oder Schweizerinnen und Kindern eines schweizerischen Elternteils offen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Für die Bewilligung des Gesuchs ist der Bund zuständig, Kanton und Gemeinde haben ein Beschwerderecht.