"Einbahnsystem ist die beste Lösung": Interview mit Projektleiter Adrian Gygli über die Verkehrssanierung Worb
Wieso die Wahl auf die Variante Einbahnregime fiel: Adrian Gygli, Projektleiter Verkehrssanierung Worb, gibt im Interview mit dem Tiefbauamt des Kantons Bern, Oberingenieurkreis II, Antworten auf diese und weitere Fragen.
Herr Gygli, seit Februar können die Rubigen- und die Bernstrasse infolge der Bauarbeiten nur in Richtung Bern befahren werden. Warum hat sich der Kanton für die Variante Einbahnregime entschieden?
Adrian Gygli: Die Baustellen sind zu nahe an den Kreiseln, um den Verkehr im Gegenverkehr mit Lichtsignalanlagen zu regeln. Die vor den Ampeln wartenden Fahrzeuge würden sich im Kreisel stauen und so die Fahrbahn in alle Richtungen blockieren – es käme zum Verkehrskollaps. Wir prüften auch eine Totalsperre, verwarfen diese Idee aber aus Rücksicht auf das Gewerbe. Das Einbahnsystem war dann die beste Lösung und fand auch bei der Begleitgruppe Anklang.
Aus welchem Grund wird an der Rubigen- und Bernstrasse gleichzeitig gebaut?
Die Rubigenstrasse ist Teil der bereits eröffneten Umfahrung. Diese Arbeiten konnten aber nicht gleichzeitig mit der Umfahrung ausgeführt werden. Zu den flankierenden Massnahmen der Verkehrssanierung gehören die Bern- und die Bahnhofstrasse. Wenn wir an zwei Strassen gleichzeitig arbeiten, können wir die Bauzeit von drei auf zwei Jahre verkürzen - das Dorf wird schneller vom Durchgangsverkehr entlastet. Daher macht die Gleichzeitigkeit der Baustellen an der Bern- und Rubigenstrasse durchaus Sinn.
Auch eine Bauzeit von zwei Jahren wird teilweise als zu lang wahrgenommen.
Am kürzesten dauern jene Strassenbaustellen, bei welchen man eine ganze Strassenseite in einem Zug bearbeiten kann. In Worb müssen wir aber in Etappen arbeiten, damit die Zufahrten zu den Liegenschaften auf beiden Strassenseiten möglich ist. So gesehen bewegen wir uns im normalen zeitlichen Rahmen.
Aus Gewerbekreisen wird umgekehrt auch die Frage aufgeworfen, warum denn in Worb eine Baustelle nahtlos der anderen folgen müsse und nicht eine baufreie Zwischenphase, quasi zum Aufschnaufen, eingeplant worden sei.
Ich verstehe gut, dass viele Worberinnen und Worber ihr Dorf derzeit als Dauerbaustelle wahrnehmen. Ob dem Gewerbe besser gedient wäre, wenn wir zwischen die einzelnen Bauetappen Pausen einschalten würden, wage ich zu bezweifeln. Die Bauerei würde so noch länger dauern. Die Forderung zeigt das Dilemma, in dem wir uns befinden. Die einen, zum Beispiel viele Anwohnende und übrigens auch viele Gewerbler, wollen alles möglichst rasch hinter sich bringen, die andern rufen nach Zwischenstopps.
Das Gewerbe ist verunsichert. Es sorgt sich um Einbussen im Geschäftsgang.
Für die Läden im Zentrum ist es zweifellos eine schwierige Zeit. Wenn man die Argumente hört, sind die Befürchtungen nachvollziehbar. Inwiefern diese jedoch berechtigt sind, kann ich nicht beurteilen. Ich stelle aber auch fest, dass im Zentrum von Worb sehr viel Geld investiert wird, wenn man die aktuellen Überbauungen (Dreiklang, Sternenplatz und Sunneboden) sieht. Alle diese Überbauungen profitieren sehr von der Verkehrssanierung. Sei es, weil die Erschliessung möglich ist oder weil der Verkehr abgenommen hat.
Man hört Stimmen, die mit der Ausschilderung der Umleitungen nicht glücklich sind.
Ja, das stimmt. Auch wir stellten fest, dass Automobilisten zum Teil mit der neuen Situation überfordert waren. In der Anfangsphase ist das normal. Die Ausschilderung haben wir gemeinsam mit der Polizei und unseren Fachleute der Abteilung Signalisation nach dem üblichen Vorgehen festgelegt. Wir mussten die Signalisation ein paar Mal anpassen. Sehr oft fahren die Automobilisten bewusst durch die Baustelle. Am Anfang war die Verkehrsführung für Velos auch ungenügend. Das haben wir geändert. Diese können jetzt das Trottoir mitbenützen, um die Baustellen unbeschadet zu passieren.
Wie bewährt sich die bereits eröffnete Umfahrung aus Sicht des Kantons?
Die Nordumfahrung, also durch den Mülachertunnel Richtung Boll, hat sich bereits bewährt und eine Verkehrsberuhigung gebracht. Eine Bilanz für die Südumfahrung zu ziehen ist verfrüht, weil durch die laufenden Arbeiten im Zentrum im Moment ist alles im Umbruch ist.
[i] Siehe auch:
- "Der staubige Weg bis zur Entlastung: Stimmen und Fakten zur Worber Verkehrssanierung" vom 03.05.2017