E-Kehricht-LKW in Münsingen: "Die Chauffeur:innen wollen nicht mehr zurück zum Diesler"
Münsingens Abfall wird ab nächstem Jahr zu einem Teil elektrisch abgeführt. Die mit der Abfuhr beauftrage Firma E. Bigler Transporte AG aus Gümligen hat kürzlich mit ihrem neuen e-Kehrichtfahrzeug eine Testfahrt in Münsingen gemacht. Geschäftsleiter Reto Lauper sagt, womit das Fahrzeug überzeugt und was damit schwieriger wird.
Seit diesem Jahr hat E. Bigler Transporte in Muri und Gümligen zwei e-Kehrichtfahrzeuge im Einsatz. Mit einem davon wird sie künftig in Münsingen einen Teil der Abfuhr erledigen. "Das elektrische Fahrzeug ist grandios für unseren Stop-and-go-Betrieb, bei dem wir langsam durchs Quartier schleichen", sagt Reto Lauper. "Der E-Motor hat aus dem Stand volle Kraft, der Betrieb ist viel ruhiger und es entsteht kein Abgas."
Auf den richtigen Akku kommts an
Die Fahrzeuge der Marke Futuricum haben 255- und 340-Kilowatt-Akkus. Für den Betrieb in Münsingen musste die benötigte Strommenge der Tour ermittelt werden. "Das Akkupaket muss die richtige Grösse haben", sagt Lauper. Sei der Akku zu gross, verschwende man wegen dessen Gewicht unnötig Strom, sei er zu klein, reiche der Strom nicht.
"Bei unseren Fahrzeugen macht der Aufbau viel aus. Vor allem das Heben der Container und das Pressen, Verdichten und Ausstossen des Abfalls braucht viel Strom." Eine Tagestour betrage 80 bis 90 Kilometer. "Bei der Akku-Leistung geht es aber weniger um die Reichweite, als um die Stunden, die das Gefährt arbeiten kann", sagt Lauper.
Geladen werde der Akku nachts mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen. Der Strom der BWK habe ein Zertifikat. "Der ist zwar teurer, aber dafür verwenden wir keinen Graustrom", sagt Lauper.
Herausforderung für Chauffeur:innen
Laupers Chauffeur:innen mussten lernen, ihre Fahrweise auf die neuen Elektro-Fahrzeuge anzupassen. "Beim Bremsvorgang muss man Strom zurückgewinnen und dafür anders Gas geben und bremsen", sagt Lauper. Tue man das nicht, reiche der Strom nicht. "Wir haben bereits gemerkt, dass der Akku im Winter weniger Leistung bringt und jetzt wenns ganz heiss ist dann wohl auch", sagt er. Am Anfang sei es für Chaufer:innen stressig gewesen, nicht zu wissen, ob der Akku reicht. "Aber jetzt macht es sie nicht mehr nervös. Dank einer Anzeige weiss man immer, wie weit man kommt."
Und: "Es 'fägt' für die Chauffeur:innen. Wenn sie einmal Elektro gefahren sind, wollen sie nicht mehr zurück", so Lauper. Der Fahrkomfort überzeugt: "Es ruckelt nicht mehr und ist ruhig. Es ist wie schweben." Auch für die Belader:innen sei es angenehmer, da auch sie weniger Lärm und keinen Abgasen mehr ausgesetzt seien.
"Man kann nicht einfach zur Tankstelle fahren"
Ein Nachteil sei, dass sie etwas weniger schnell reagieren könnten. "Was ist zum Beispiel, wenn wir nachts Stromausfall hatten? Oder wenn es Umleitungen gibt?", sind Fragen, die sich Lauper und sein Team stellen mussten. Mit dem Diesler könne man jederzeit einfach zur Tankstelle. "Wir haben gewisse Reserven eingeplant, aber diese Unsicherheit schwingt immer mit", sagt Lauper.
Warten auf die Lieferung
Der Einsatz in Münsingen ist ab Frühling 2022 geplant. "Das ist ein vorsichtiger Termin", so Lauper. In Münsingen wird eines der beiden Fahrzeuge verkehren, die jetzt in Muri unterwegs sind. Für Muri schafft das Transportunternehmen ein drittes Fahrzeug als Ersatz an. "Wir hoffen, dass dieses bis nächsten Frühling geliefert wird." Wegen Corona gebe es derzeit Lieferverzögerungen.
Zudem wird das Fahrzeug für Münsingen noch mit geeichten Antennen ausgestattet. Diese ermöglichen es, den Containerinhalt zu wägen für die gewichtsabhängige Abfuhr.
Es wird bunt
Das e-Kehrichtfahrzeug wird zwar leiser durch Münsingen schleichen, dafür bringt es etwas Farbe auf die Strassen. "Eine Schulklasse hat in einem Workshop-Projekt Zeichnung von Sachen gemacht, die man in den Abfall werfen kann", sagt Lauper. Die Zeichnungen liess er von einer Grafikerin zusammenstellen. Nun zieren sie den LKW. Lauper: "Es ist super, ich habe mega Freude."