"Die Leistungsverträge mit dem Kanton Bern laufen jeweils ein Jahr", erklärt Enrico Colombo von der Heilsarmee Regionalstelle Konolfingen. "Seit dem ersten Januar bekommen wir, wie auch andere Organisationen, die in der Asylbetreuung tätig sind, massiv weniger Geld." Verschiedene kleinere Durchgangszentren seien in der Folge auf- oder an andere Organisationen übergeben worden.
Wohnungen für 35 Personen
Auch das Durchgangszentrum Oberdiessbach konnte aus finanziellen Gründen in dieser Form nicht mehr betrieben werden, die Betreuung wurde eingestellt. In den Räumlichkeiten des ehemaligen Durchgangszentrums sind nun rund 35 Personen in Wohnungen und Studios untergebracht. Colombo: "Es handelt sich dabei um Asylsuchende, die schon länger in der Schweiz sind und um vorläufig aufgenommene Flüchtlinge."
Urs Dällenbach vom Regionalen Sozialdienst Oberdiessbach rief nach der Schliessungdes Zentrums im Lindenblatt 2/2014 die Bevölkerung dazu auf, sich auf freiwilliger Basis an deren Betreuung zu beteiligen. "Wir haben als Sozialdienst den gesetzlichen Auftrag, zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund beizutragen", erklärt er gegenüber BERN-OST. Diese Integration sei ihm auch persönlich ein Anliegen. "Insbesondere von Flüchtlingen, die dazu noch keiner Arbeit nachgehen dürfen."
Bessere Schulnoten dank Hausaufgabenhilfe
Auf seinen Appell haben sich acht Personen gemeldet, um eine Besuchsgruppe aufzubauen. Ein erstes Treffen mit den Fachleuten der Heilsarmee hat bereits stattgefunden. Im August läuft das Projekt an. Geplant sind unter anderem gemeinsames Kochen, Einkaufsfahrten zu Brockenhäusern oder Aldi und Hausaufgabenhilfe. Colombo: "Es wäre übertrieben, dabei von Betreuung zu sprechen." Es gehe eher darum, eine Schnittstelle zwischen Asylsuchenden und Bevölkerung zu schaffen.
"Grosse Gemeinden haben zum Teil ein Budget für die Integration von Flüchtlingen und bieten etwa über die Schulen extra Hausaufgabenhilfe an", so Colombo. In kleineren Gemeinden, wie zum Beispiel Oberdiessbach, sei das nur auf freiwilliger Basis möglich, deshalb begrüsse er eine Initiative wie jene von Urs Dällenbach. "Wir sind sicher, dass sich die Unterstützung auf nachbarschaftlicher Basis lohnt und dass sich zum Beispiel die Aufgabenhilfe positiv auf die Schulnoten der fremdsprachigen Kinder auswirkt."