Dorf-Chäsi Oberdiessbach: Ein Ort für Spezialitäten, Persönliches und zum "Gänggele"
Ob ein Stück Emmentaler, ein Güetzi oder etwas vom nachfüllbaren Waschmittel. In der Dorf-Chäsi an der Schulhausstrasse gibt es fast alles für den täglichen Gebrauch zu kaufen. „Viele sagen uns, sie kommen einfach gerne in die Chäsi“, beschreibt Verkäuferin Esther Bärtschi den besonderen Charakter des Geschäfts.
Bei der Dorf-Chäsi ist schon früh morgens einiges los. Bauern aus der Umgebung liefern kurz nach 6 Uhr die erste Milch an, die in einem grossen Tank gesammelt und später abgeholt wird. Und auch im Laden selber laufen die Vorbereitungen für den anstehenden Tag. Während die Ladenleiterin Christine Fink üblicherweise kurz vor halb Sieben die frischen Produkte einräumt, ist am Donnerstag bereits um Viertel vor fünf Arbeitsbeginn – ein Lastwagen bringt die sogenannten Hartwaren.
Ein bunter Mix an Kunden
Von Müdigkeit ist wenige Stunden später in der Dorf-Chäsi jedoch nichts spürbar. Esther Bärtschi, die aufgrund der Ferienabwesenheit von Christine Fink den Frühdienst heute übernommen hat, und Anna Ramseier sind damit beschäftigt, Joghurt, Mehl und andere Produkte in den Regalen einzuräumen. In regelmässigen Abständen klingelt die Ladenglocke und eine der beiden wechselt zur Kasse oder hinter die Käse-Theke, um Kunden zu bedienen.
«Das Persönliche ist das Schönste an meinem Beruf», sagt Esther Bärtschi, die bereits als Kind unbedingt Verkäuferin werden wollte. Heute betreibt sie gemeinsam mit ihrem Ehemann und den zwei Kindern in Herbligen einen Bauernhof und arbeitet Teilzeit in der Dorf-Chäsi, die wie elf andere Betriebe zur Chrüzwäg Chäsi Oberlangengegg gehört. «Die Kundschaft ist sehr gemischt. Es kommen sowohl Bewohner vom Kastanienpark, als auch Schulkinder, die etwas 'gänggelen' wollen», freut sich Bärtschi über den bunten Mix.
Von den Auswirkungen der Konkurrenz…
Etwas, das auch Anna Ramseier besonders schätzt. «Ich komme sonst nicht allzu viel unter die Leute», sagt sie mit einem Schmunzeln. Wie alle der drei Teilzeitangestellten führt sie mit ihrer Familie einen Bauernbetrieb. Seit rund 14 Jahren arbeitet sie im Chäsi-Laden. Eine lange Zeit, in der es auch die ein oder andere Veränderung gegeben habe. «Seit vor wenigen Jahren das Avec eröffnet hat, machen wir am Samstag weniger Umsatz», hält sie fest.
Befürchtungen in dieselbe Richtung äussert Esther Bärtschi. «Persönlich mache ich mir Sorgen, was die Eröffnung des auf dem Industrieareal geplanten Volg-Ladens für uns für Folgen hat. Glücklicherweise können wir jedoch auf eine treue Stammkundschaft zählen.»
... und den Vorteilen der Stammkundschaft
Im Laden herrscht denn auch eine fast familiäre Atmosphäre. «Wir spüren, dass wir in einem Dorf sind. Man sagt sich 'Sälü' und kennt die Gewohnheiten. Ein Kunde kommt jeweils am Samstag um 11 Uhr. Kommt er ausnahmsweise einmal bereits um 9 Uhr, fragen wir ihn verwundert, ob bereits fast Mittag sei», berichtet Esther Bärtschi mit einem Lachen.
Zudem profitiere der Laden, der etwas versteckt oberhalb der Kirche liegt, auch von Mund-zu-Mund-Propaganda. So kämen etwa für die Bigler-Meringuen, die verschiedenen Mehle der Mühle Schüpbach oder die hauseigene Fondue-Mischung auch Leute von ausserhalb. «Ein älterer Mann kommt jeweils extra mit dem Velo von Steffisburg», freut sich Bärtschi. Besonders schätzen würden die Kunden, dass sie aus den rund 70 Sorten an Käse im Offenverkauf mehrere auswählen und auch kleinere Mengen kaufen könnten.
Die Metzgerei fehlt
Wie viele Kilogramm an Emmentaler, Frauenpower und weiteren Käse-Spezialitäten dabei täglich über die Ladentheke wandern, sei schwer zu sagen. «Es ist unterschiedlich, durchschnittlich kaufen die Kunden aber für rund 20 Franken ein», sagt Bärtschi. Und auch wenn die Dorf-Chäsi seit der Schliessung der Metzgerei Dällenbach mehr Fleischprodukte im Sortiment hat und dies von den Kunden rege genutzt wird, wünscht sie sich für Oberdiessbach: «Dass es wieder eine Metzgerei gibt.»