Diskussion um "Exodus" aus Worb: Niklaus Gfeller erklärt die Zahlen

In einem Zeitungsartikel hiess es, die Bevölkerungszahl von Worb sei "seit einigen Jahren (...) rückläufig." In der Kommentarspalte auf BERN-OST entspann sich darob eine Diskussion, in die Gemeindepräsident Niklaus Gfeller nun etwas Licht bringen möchte.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Die Sätze standen ganz am Ende eines BZ-Artikels zum Stand verschiedener grosser Bauprojekte in Worb: "Die Ablehnung der Ortsplanungsrevision hat die Entwicklung bös gebremst." Denn schon seit einigen Jahren ist die Einwohnerzahl rückläufig. "Unser Ziel ist, die Bevölkerungszahl mindestens zu halten und möglichst oder sogar um 50 Personen pro Jahr zu erhöhen", so Gfeller.

Für Diskussionsstoff sorgte die Aussage zwischen den beiden Zitaten, dass die Bevölkerungszahl von Worb seit einigen Jahren abnehme. Ein Kommentator fand auf der Worber Gemeindewebsite Zahlen. Tatsächlich wuchs die Bevölkerung von 2011 bis 2015 um insgesamt 143, pro Jahr um 7 bis 74 Personen.

Niklaus Gfeller: "Der kritisierte Satz ist tatsächlich falsch"

Gemeindepräsident Niklaus Gfeller betont, dass der kritisierte Satz so tatsächlich falsch sei. "Im Bereich Planung sind aber grössere Zeiträume massgebend." Ein Blick in die online verfügbare Statistik zeigt: In der Zeit bis 1990 wuchs die Bevölkerung. Am 31. Dezember 1990 erreichte die Einwohnerzahl mit 11'604 ihren Höhepunkt. Im Jahr 2000 aber wohnten mit 10'859 fast 750 Personen weniger in Worb. 2010 war die Zahl mit 11'277 wieder etwas höher, Ende 2015 lag sie bei 11'384. Der Trend der letzten 25 Jahre ist also leicht negativ, vermutlich aber nicht signifikant.

Gleich viele Leute in immer mehr Wohnungen

"Das Erstaunliche daran ist: Obschon während dieser Zeit in Worb recht intensiv gebaut wurde, hat die Worber Bevölkerung nicht zugenommen." Die Erklärung dafür findet sich ebenfalls in einer Statistik: Im Jahr 1980 lebten 11'080 Einwohner in 4000 Wohnungen. Zwanzig Jahre später lebten nahezu gleichviele Einwohner, nämlich 10'895 in rund 5000 Wohnungen.

"Dieser Trend ist schweizweit zu beobachten. Jede Person beansprucht im Durchschnitt immer mehr Wohnfläche", erklärt Gfeller. Dahinter stünden veränderte Ansprüche, vorallem aber auch neue Formen des Zusammenlebens. "Kurz: Die Wohnungen werden immer grösser und es leben immer weniger Leute darin."

1980 war eine Wohnung in Worb noch durchschnittlich 110 m2 gross und bot Wohnraum für durchschnittlich 2,8 Personen. 1990 lebten waren es bereits 115 m2 für 2,57 Personen, 2000 gar 121 m2 für 2,35 Personen. "Wenn dieser Trend so anhält, braucht es in den nächsten 15 Jahren 400 neue Wohnungen allein um die Bevölkerungszahl konstant zu halten."

Wolle man um 50 Einwohnerinnen und Einwohner jährlich wachsen, wie man das mit der laufenden Ortsplanung anstrebe, brauche es nochmals 350 dazu. "Dafür sind die Bauprojekte wichtig", so Gfeller.

[i] Siehe auch "Grossprojekte: Worb stoppt den Exodus" vom 9.8.2016
[i] Die Bevölkerungsstatistik der Gemeinde Worb seit 1850.

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Erstellt: 12.08.2016
Geändert: 12.08.2016
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