Deutsche Einsiedlerin im Wald von Bolligen: Schwester will in die Schweiz reisen

In der Geschichte um die deutsche Einsiedlerin im Wald von Bolligen zeichnet sich ein Happy End ab. Die jüngere Schwester der 52-Jährigen mache sich von Deutschland auf den Weg in die Schweiz, um sie abzuholen.

sda / Res Reinhard, info@reinhards.ch
Dies sagte Rudolf Burger, Gemeindepräsident von Bolligen, am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Die Schwester der Einzelgängerin habe ihn am Dienstagmorgen über ihre Reisepläne informiert.

Wiedersehen am Mittwoch

Die Deutsche dürfte am Mittwoch in Bolligen eintreffen. Er werde sie dann in den Wald zu der Einsiedlerin bringen, die seit rund einem Jahr in einem einfachen Unterschlupf aus Plachen haust, so Burger.

Am Montag war die Geschichte der 52-Jährigen bekannt geworden. Die Frau war vor zwölf Jahren in Deutschland als vermisst gemeldet worden. Wo sie sich zwischenzeitlich aufhielt, ist noch nicht geklärt.

Bereit für "Rückreise"

Vertreter der Gemeinde und der Burgergemeinde Bern als Waldbesitzerin hätten die Frau am Dienstagnachmittag informiert, dass sie nicht im Wald bleiben könne. Die Frau habe angetönt, sie befinde sich "sowieso auf der Rückreise". Wenn ihre Schwester sie mitnehmen würde, käme ihr das gelegen, so Burger.

Obwohl die Einsiedlerin mit ihren Angehörigen in Deutschland in den vergangenen zwölf Jahren keinen Kontakt hatte, habe sie offenbar ein gutes Verhältnis zu ihrer jüngeren Schwester. Bei dem Gespräch sei die 52-Jährige "sehr zugänglich" gewesen.

Rätselhafte Vergangenheit

Über ihre Vergangenheit wolle die Frau aber dennoch nichts erzählen. Auf die Frage, wie sie sich denn im Wald ernährt, habe sie etwa geantwortet: "Mit Gottes Hilfe". Oder sie habe beispielsweise gesagt, sie habe "Kracker" gegessen. Woher sie diese hatte, sei unklar geblieben.

Auch über den Grund ihres "Verschwindens" wolle sie keine Auskunft geben, sagte Burger. In verschiedenen deutschen Medien war heftig über die Lebensumstände der Frau aus Brandenburg spekuliert worden. Sie sei geschieden und arbeitslos gewesen und habe den Papst besuchen wollen, hiess es etwa.

Die Polizei hatte in ihrer Mitteilung vom Montag die körperliche Verfassung der Einsiedlerin als gut bezeichnet. Rudolf Burger berschrieb die Frau als leicht verwahrlost. Womöglich habe sie Wahnvorstellungen. Sie spreche immer wieder von einer "Mission".

Hilfe abgelehnt

Die Gemeinde habe ihr eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten, was die Frau jedoch abgelehnt habe. "Es ist schwierig, jemandem zu helfen, der sich nicht helfen lassen will", sagte Burger. Deshalb bleibe die 52-Jährige weiterhin in ihrem wohl selbst gebauten Unterschlupf.

Die Frau mit einem so genannten Fürsorgerischen Freiheitsentzug, den das Regierungsstatthalteramt aussprechen kann, in die psychiatrische Klinik einzuweisen, wäre unverhältnismässig, zeigte sich Burger überzeugt. Die Einsiedlerin gefährde schliesslich weder sich noch andere. Zudem habe sie sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Dennoch forderte die Burgergemeinde Bern die Deutsche auf, den Wald zu verlassen. Der Wald sei für die öffentliche Nutzung, zur Naherholung etwa, gedacht, sagte Burgergemeindeschreiber Andreas Kohli auf Anfrage dazu. Permanentes Wohnen könne aber nicht toleriert werden.

Sollte die mysteriöse Waldbewohnerin ihre Behausung wider Erwarten doch nicht verlassen, könnte die Burgergemeinde sie aber nicht einfach wegweisen. Dazu bräuchte es laut Kohli einen richterlichen Beschluss.

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Erstellt: 20.01.2009
Geändert: 21.01.2009
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