"Der Lichtschalter fürs Rampenlicht": OL-Läufer Florian Schneider über sein Leben als Profi
Seit dem vergangenen Sommer setzt der ehemalige Junioren-Weltmeister aus Stettlen auf die Karte Spitzensport. Auf BERN-OST lässt Florian Schneider (24) die Leserinnen und Leser in einer Kolumne an seinen Gedanken über den Alltag als Vollzeitsportler teilhaben.
Nun versuch ich mich also als Kolumnist für BERN-OST. Ich hoffe, dass ich mit meinem Thema viele Leute ansprechen kann und sei es nur, um ein Schmunzeln auszulösen, die eine oder andere spannende Frage aufzuzeigen oder auch nur eine spannende Geschichte zu erzählen fürs Gespräch zwischendurch.
Das Leben als Orientierungsläufer wird oft als «Laufen im Dunkeln» bezeichnet. Dies, da der Orientierungslauf «unscheinbar» oder «unbekannt» sei. Jedoch ist dieser Sport nicht weniger bekannt als etwa Schwingen, Tischtennis oder Unihockey. Es gibt aber wie überall auf der Welt Gebiete mit grossem Interesse und solche mit weniger. Wieso sollte ich also meinen Alltag als «dunkel» bezeichnen?
Schliesslich laufe ich ja vor allem, weil es mein Hobby und mittlerweile meine «Berufung» ist. Ein Bauarbeiter erwartet ja auch keine mediale Aufmerksamkeit, wenn er seinen täglichen Arbeiten nachgeht. Und dennoch wäre es manchmal erwähnenswert, was gewisse andere Menschen leisten. Wie oft hätte ich gerne den Bauarbeitern entlang der Bahnhofstrasse in Worb einfach mal ein Merci ausgesprochen für Ihre Arbeit – sogar im Regen. Ich tat es nie. Die Botschaft ist einfach – Ich laufe nicht mehr im Dunkeln, sollte aber auch für andere das Licht anzünden.
„Aus der Region, für die Region“
Ich bin Vollzeitsportler und beschäftige mich oft mit dem Thema: «Richtig auffallen». Jedoch nicht nur für mich, sondern für die vielen Leute, die an mich glauben und mich unterstützen. Seit jeher vermarkte ich mich selber und bin daher auch interessiert, mich zu zeigen. So werden auch die Leute gesehen, die hinter mir stehen. Allen voran meine Sponsoren. Wie aber vermarkte ich mich, wenn man mich nicht sieht? Das ist die grosse Frage, die sich wohl viele Spitzensportler, Vereine, Veranstalter oder Kulturschaffende stellen. Nur eine Antwort auf diese Frage gibt es wohl kaum. Es gibt viele.
Eine einfache aber effektive Antwort ist, dass ich nicht nur gesehen werden will, sondern auch sehe. Ich gebe mir Mühe, auch etwas zurück zu geben. Ich darf mich beim Bauarbeiter dafür bedanken, dass er extra für uns Fussgänger eine Schalungsplatte auf den Schlamm legt, damit die Schuhe nicht dreckig werden. Ich darf mich bei der Bedienung für die hilfreiche Auskunft bedanken, auch wenn ich nichts gekauft habe. Wenn ich nämlich diese Offenheit nach aussen trage, kommt diese auch an mich zurück. Und diese Methode hilft nicht nur mir als Sportler, sondern uns allen. Ganz nach dem Motto: Aus der Region, für die Region.
[i] Siehe auch „Vor der OL-EM: Florian Schneider setzt auf die Karte Spitzensport“ vom 23.01.2018