Dentenberg/Worb - Eine "Höllen-Party" in der Zeltstadt

Viel Klamauk und wenig Schlaf: 500 Pfadfinder schlugen ihre Zelte über Pfingsten auf dem Dentenberg auf. Wie es zwischen Zeltstangen und Lagerfeuer zu- und herging – aus der Sicht einer 15-Jährigen.

Dominik Galliker, Berner Zeitung BZ
Die Pfadi sucht die schönste Kuh. Im Pfingstlager auf dem Dentenberg ist eine Viehschau angesagt. Eine fachkundige Jury unter anderen mit Heidi, Schellen-Ursli und Kilian Wenger nehmen die Tiere unter die Lupe, von Huf bis Horn. Ausgezeichnet werden jedoch nicht Kühe aus Fleisch und Blut, sondern aus Karton, Kleister oder was immer die Pfader sonst noch verwenden.

Annika Baumgartner, in der Pfadi nur Vanja genannt, reisst ein Stück Klebeband von der Rolle und befestigt die Beine der zukünftigen Kuh am Kartonbauch. Die 15-Jährige und ihre Kolleginnen und Kollegen der Pfadi Wärrenfels aus Belp-Toffen setzen auf ein Kartongerüst, das später mit Stoff überzogen wird. Wie eine Kuh sieht das Gerüst allerdings nicht aus. Ausserdem ist das Kartonvieh ganz schön wacklig auf den Beinen. Vanja lacht. «Ach was, wir werden die Viehschau bestimmt gewinnen.»

 

Die Kuhpräsentation ist Teil eines grossen Älplerfestes, das der Pfadibezirk Bäretatze über Pfingsten feierte. Rund 500 Pfader aus der Region Bern hatten ihre Zelte auf dem Dentenberg aufgeschlagen, darunter auch 16 Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung. Jede der 22 Gruppen vertrat einen Kanton, kämpfte in Postenlauf, Seilziehen oder Unspunnenstein-Werfen um den Sieg.

 

Dessert in den Haaren

 

«O nein.» Vanja dreht sich lachend ab. Ihre Gruppenleiterin hat gerade die nächste Stafette erklärt: Die Belper Pfader müssen nur mit dem Mund ein Stück Brot aus einer Schüssel Mehl essen. Die Krux: Gerade noch haben sie mit dem Mund Gummibärchen aus einem Becken Wasser gefischt. Die meisten Jugendlichen sind von oben bis unten nass. Das Mehl klebt also bestens, manch einer rennt mit weissem Kopf zurück zu den Kollegen.

 

«Das geht ja noch. Wir haben schon weit Schlimmeres gemacht», erzählt Vanja, die seit sieben Jahren in der Pfadi ist. Einmal hätten sie Ricola-Täfeli zunächst aus Schoggicreme, dann aus Puderzucker fischen müssen. «Meine ganzen Haare waren voll davon.» Da höre der Spass für sie auf. Ansonsten geniesse sie, dass nicht immer alles perfekt sauber und rausgeputzt sei. «Nach einem Tag ist das Make-up weg, das ich zu Hause aufgetragen habe», sagt Vanja. «Das interessiert hier jedoch niemanden.» Im Lager könne jeder herumlaufen, wie es ihm gerade passt. Fladerhosen statt Röhrchenjeans. In der Schule dagegen würde man nur schon ohne Schminke auffallen.

 

«Viel Schlaf gibts nicht»


«Ich freue mich, das ganze Wochenende mit meinen Kolleginnen draussen zu verbringen», erzählt Vanja. Das Lager sei eine «erfrischende Abwechslung» zum Schulalltag, erzählt die 15-Jährige. Nicht die Spiele seien für sie das Grösste im Pfingstlager. Die Pausen dazwischen würden ihr mindestens so gut gefallen: Unfug treiben, andere Pfader kennen lernen und natürlich tratschen. «Am Abend haben wir im Zelt immer eine Höllenparty», erzählt Annika Baumgartner. «Viel Schlaf gibts nicht.» Wieder zu Hause, heisse es dann erst mal: duschen, essen und lange ausschlafen – «im eigenen weichen Bett».

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 29.05.2012
Geändert: 29.05.2012
Klicks heute:
Klicks total: