Deisswil - Weiterhin ungewisse Zukunft für Deisswiler Hobbykicker

Da die Kablan AG ihren Hauptsitz doch nicht auf dem Schwandi-Areal baut, könnte der FC Deisswil aufatmen. Doch die Zukunft des Fussballplatzes sieht auch weiterhin düster aus. Gebaut werden soll nämlich trotzdem.

Michael Bucher, Berner Zeitung BZ
Ein bisschen kicken, danach den Grill anfeuern und bei Bier und Würsten mit dem Gegner im Clubhaus den lauen Sommerabend gemütlich ausklingen lassen: Die Firmenfussballer aus der Region Bern/Jura geniessen es stets, beim FC Deisswil im Schwandipark ihre Spiele auszutragen.

Doch lange sah es düster aus um die Zukunft des Fussballbetriebes gleich neben der ehemaligen Kartonfabrik Deisswil. Die Besitzerin des Areals, die Kablan AG, plante, einen neuen Hauptsitz zu bauen: ein 300 Meter langes Gebäude mit 80'000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche. Dies hätte das Ende der lauschigen Fussballabende bedeutet.

Doch es kam anders: Der Kanton taxierte den Neubau als zu wuchtig und lehnte das Bauprojekt in dieser Grösse ab. Also schaute sich die Kabel- und Logistikfirma anderweitig um und wurde schliesslich in Bolligen fündig. Im April wird die Kablan AG den ehemaligen Sitz der Coca-Cola HBC Schweiz AG erben.

Was bedeutet das für den Fussballklub? Kann dieser nun aufatmen? Nicht wirklich, meint Michael Burkhard, Präsident des FC Deisswil. Denn die Zukunft des Areals bleibe unbestimmt. Diese Ungewissheit plagt den Sportverein seit Herbst 2010, als die Kablan AG die Parzelle für den Bau ihres Hauptsitzes kaufte. «Seither können wir immer nur von Saison zu Saison planen», so Burkhard.

Investitionen werden nötig

«Aufgrund dieser Planungsunsicherheit haben wir seither kaum mehr Investitionen in die Infrastruktur getätigt», sagt der Klubpräsident. Doch diese wären allmählich nötig. Mit rund 12'000 Franken für Fussballplatz, Garderoben und Clubhaus rechnet er. Wegen des drohenden Aus der Fussballer-Idylle im Schwandipark haben auch etliche Fussballer das Handtuch geworfen. Von einst 45 Spielern in zwei Mannschaften sind heute noch 25 Kicker in einer Seniorenmannschaft übrig.

Nach dem Saisonende letzten Herbst machte sich dann bei den Hobbykickern definitiv eine Stimmung des Lichterlöschens breit. Der Verein rechnete damit, dass dies die letzte Saison war. Der Klubhausbetrieb wurde heruntergefahren, Buchungen für Privatanlässe darin wurden für 2016 keine mehr angenommen. Aber eben, mit dem Entscheid der Kablan AG, in Bolligen zu bauen, kam alles anders. Michael Burkhard will in den nächsten Wochen erneut das Gespräch mit der 150-Mann-Firma suchen, wie es nun weiter geht. «Nur wenn wir eine verbindliche Zusage für mindestens 5 Jahre haben, lohnt es sich, wieder auf Normalbetrieb umzustellen und Investitionen zu tätigen», meint er.


Kablan will vermieten

Dies bleibt wahrscheinlich ein Wunschgedanke, wenn man sich die Pläne der Kablan AG anhört? «Mittel- bis langfristig möchten wir das Land überbauen lassen», verrät Geschäftsführer Sandro Jaussi und fügt an: «Wir haben das Areal schliesslich nicht gekauft, um dort Fussball spielen zu lassen.» Den Boden behalten, die Gebäude darauf vermieten, das ist der Plan der Firma. Wenn möglich soll noch in diesem Jahr ein Interessent gefunden werden.

Konfrontiert mit diesen Plänen lässt sich Michael Burkhard vorerst nicht die Laune verderben. Er findet, wenn es mit der Baubewilligung wieder so lange dauere wie in der Vergangenheit, so würde der FC Deisswil sicher noch ein paar Jährchen dort kicken können.

Gemeinde Stettlen winkt ab

Einen kleinen Seitenhieb an die Gemeinde Stettlen kann sich der Klubpräsident nicht verkneifen. Jahrelang sei er bei den Behörden vorstellig geworden mit der Forderung, es solle doch ein alternativer Platz gesucht werden für den Fussballbetrieb. Immer hiess es: Die Gemeinde hat keine Landreserven. «Nun könne man doch das Areal der Kablan AG abkaufen und dort eine richtige Sportanlage installieren, um der Fussballplatzmisere in der Region Bern entgegenzuwirken», findet Burkhard.

Ganz und gar utopisch findet das Stettlens Gemeindepräsident Lorenz Hess (BDP). Denn das Areal befindet sich in einer Industriezone mit teurem Bodenpreis. Die Gemeinde könne nie und nimmer einen mehrfachen Millionenbetrag aufwenden, um eine – böse gesagt – «grüne Matte» zu kaufen, und dort Fussball spielen zu lassen, meint dieser. Keine Chance hätte das Vorhaben in seinen Augen auch bei einer Volksabstimmung.

Verkompliziert wird das Ganze, da der Fussballplatz auf Ostermundiger Gemeindegebiet liegt. «Die Gemeinde Ostermundigen hat sicher ein starkes Interesse daran, dass sich dort ein Unternehmen niederlässt», so Hess. Das sind für die Fussballer keine guten News. Scheint so, als wären die lauschigen Fussballabende über kurz oder lang doch vorbei.

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Erstellt: 22.01.2016
Geändert: 22.01.2016
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