Darts - Üben, üben und nochmals üben

Beim DC Bern agieren 43 lizenzierte Spieler, die sowohl in Teammeisterschaften als auch bei Einzelturnieren antreten. Der Weg in die Weltspitze ist für Schweizer indes äusserst steinig.

Adrian Lüpold, "Berner Oberländer"

Schon eine halbe Stunde bevor das offizielle Training beginnt, klingt der dumpfe Ton vom Einschlag der Stahlpfeile durch das heimelige Lokal im Bernapark in Stettlen. Während sich einige Spieler des Darts Club Bern in der vereinseigenen Bar noch eine Cola oder ein Wasser genehmigen, befördern andere schon mit ruhiger Hand und strengem Blick ihre Wurfgeschosse auf die Scheiben.

Wer sein Niveau in diesem Präzisionsspiel steigern will, muss in erster Linie eines: üben, üben, üben. Je mehr getätigte Würfe, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, genau zu treffen. Als Anhaltspunkt: Die besten Spieler der Welt trainieren pro Tag ähnlich lange, wie ein Bürogummi hierzulande vor dem PC sitzt. Ehrgeizige Spieler gehören deshalb zur Gattung der Perfektionisten, selbst wenn Ahnungslose nach wie vor glauben, mit ein paar Bier intus würden die Pfeile den Weg von selbst ins Ziel finden. «Beim Darts ist es wie in jedem anderen Sport. Nur wer hart trainiert und fokussiert ist, kann auf Dauer sein Spiel verbessern. Mit dem Beizenimage, das uns teilweise noch nachhängt, hat das Ganze nichts zu tun», sagt Reto Sigrist, Vizepräsident des DCB.

Zulauf auch beim DC Bern

43 lizenzierte Spieler repräsentieren den DCB, der in den höchsten drei Ligen des Schweizerischen Dartsverbands vier Teams stellt – mit steigender Tendenz. Darts verzeichnete im deutschsprachigen Raum auch dank der Berichterstattung des Senders Sport 1 zuletzt einen Aufschwung. «Allein seit dem WM-Final Anfang Januar nahmen wir sechs neue Spieler auf», erklärt Klubsekretär Jürg Sterchi. Offiziell trainieren die Berner zweimal pro Woche gemeinsam – mit Ambitionen in der Teammeisterschaft. Derzeit belegen die Herren 1 in der NLA nach 8 von 14 Runden den starken 2. Rang. «Mit Glück und einem Lauf könnte es sogar zum Titel reichen, aber es müsste viel zusammenpassen», sagt Vize Sigrist, der auch als Coach des ersten Teams fungiert. Nebst der Teilnahme an Teammeisterschaften treten die Cracks freilich auch in Singleturnieren an, die Einzelrangliste speist sich aus etwa 13 Events, verteilt aufs ganze Jahr.

Der 25-jährige Matthias Dietrich ist einer der Teamleader bei den Bernern. Er gehört gemäss Einzelrangliste zu den besten 20 Spielern der Schweiz. 2015 noch holte er in der Sportart Futsal als Torhüter mit Mobulu Bern den Schweizer-Meister-Titel. Danach entschied er sich, seine Freizeit zu grossen Teilen der Leidenschaft Darts zu widmen. «Ich hatte den Traum, den Sprung auf die Profitour zu schaffen», sagt Dietrich. Er investierte zig Stunden in den perfekten Wurf, feilte an Sicherheit, Präzision und Stehvermögen. «Ich versuchte selbst im mentalen Bereich zu arbeiten, machte Übungen ab CD, wollte überall Fortschritte erlangen.»

Das blaue Wunder erlebt

Doch der Weg zum professionellen Dartspieler mutet steinig an – noch hat es kein Schweizer geschafft, sich auf der Profitour nachhaltig zu etablieren. «In Holland oder England gibt es Akademien, in denen das Spiel professionell gelernt wird, der Stellenwert ist riesig», sagt Dietrich, der trotz Job versucht, zwei bis drei Stunden pro Tag zu trainieren. Klubsekretär Sterchi ergänzt: «In England kannst du in Pubs gehen, in denen ein Topniveau herrscht. Das macht die Spieler besser, hier fehlt die Konkurrenz.»

In der «Qualifying School» haben Amateure die Chance, Tourkarten zu gewinnen. Eine Karte berechtigt zwei Jahre lang, alle Turniere bei der PDC (Professional Darts Corporation) zu absolvieren. 2017 nahm Dietrich im englischen Wigan an einem Qualifyer teil – und erlebte sein blaues Wunder. «Schon beim Einspielen warfen mir 18-jährige Holländer lauter perfekte Darts um die Ohren.» Der Druck, das Drumherum und das Niveau seien enorm gewesen. «Es war schwierig, unter diesen Umständen den besten Level zu erreichen.» Und obschon Dietrich im Verlauf des Turniers sogar ein Spiel gewann, sagt er rückblickend: «Das Niveau der anderen Spieler war so hoch, dass ich mich fast schämte.» Dietrich bekam die Bestätigung, für das, was er schon wusste: Er muss auch in Zukunft üben, üben und nochmals üben.

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Erstellt: 25.01.2018
Geändert: 25.01.2018
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