Curling: «Dieser Sport fasziniert mich»
Die Worber Gemeinderätin Lenka Kölliker ist die neue Präsidentin von Swiss Curling. Die 55-jährige, die in Vielbringen wohnt, bringt viel Erfahrung in der Berufswelt, in Politik und auch im Sport mit sich. Doch alles unter einen Hut zu bringen, ist auch für sie eine Mammutaufgabe.
BERN-OST: Frau Kölliker, Wie lange spielen Sie schon Curling und wie sind Sie dazu gekommen?
Lenka Kölliker: Ich spiele seit etwa 12 Jahren. Mein Mann und ich haben damals ein gemeinsames Hobby gesucht, da wir zuvor eher individuelle Interessen und Engagements hatten. Curling hat uns dann beide fasziniert.
Was fasziniert Sie besonders am Curling?
Curling ist extrem attraktiv, auch für Zuschauer:innen. Wenn man diesen herrlichen Sport selber ausprobiert, merkt man schnell, dass es gar nicht so einfach ist. Curling ist ein Teamsport, und wenn man einen Fehlstein hat, leidet das ganze Team. Man muss Balance halten, strategisch denken, sich ständig dem Spiel und Eisverhältnissen anpassen. Es fordert körperliche Koordination und mentale Stärke, und das alles in einem sehr geselligen Umfeld. Es ist ein Sport für jedes Alter, und die Gemütlichkeit und Geselligkeit gehört nach dem Spiel auch dazu.
Und was reizt Sie am Präsidium des SwissCuling?
Besonders spannend finde ich die Möglichkeit, das Spitzen Curling, den Nachwuchs- und den Breitensport weiter auszubauen und zu stabilisieren. Der Leistungssport und die notwendige Infrastruktur spielen dabei eine zentrale Rolle. Wir haben viele talentierte Nachwuchsspieler, und es ist mein Ziel, ihnen optimale Bedingungen und Spielmöglichkeiten zu schaffen. Es steckt viel Herzblut in an dieser tollen Aufgabe, aber wir wollen die schönen Resultate auf Top-Level halten.
Sie sind sehr engagiert: Stiftungsrätin, Gemeinderätin, Botschafterin von Economiesuisse, Präsidentin des CC Worb, Vorstandsmitglied der FDP Frauen Kanton Bern und Mutter. Eine Aufgabe wie das Präsidium von SwissCurling ist zeitaufwändig. Können Sie das alles unter einen Hut bringen?
Es ist tatsächlich ein Spagat, und meine Familie muss da mitspielen. Ich muss sehr organisiert sein, mein Zeitmanagement im Griff halten und klare Prioritäten setzen. Es ist für mich eine grosse Ehre und Freude, den Curling-Sport von jung bis alt zu fördern. Dabei darf ich aber auch nicht vergessen, auf mich selbst zu achten, um fit zu bleiben.
Waren Sie bereits vor diesem Amt bei SwissCurling aktiv?
Nein, vorher war ich nicht direkt aktiv. Ich kannte jedoch den einen oder anderen der Verantwortlichen und wurde angefragt, ob diese Rolle etwas für mich wäre. Zunächst habe ich mir das in Ruhe überlegt und einige Gespräche mit den zuständigen Personen geführt. Ich bin beruflich in der Wirtschaft tätig, aber ich bin auch durch und durch Sportlerin. Sport hat mein Leben und das meiner Familie stets stark geprägt. Für mich ist es wie eine Rückkehr zu den Wurzeln. Der Sport definiert mich, und das auch in meiner beruflichen Laufbahn.
Ein Ziel ist es, bei Swiss Olympic die Leistungsstufe 1 zu behalten. Wie steht es um den Nachwuchs im Curling? In vielen Sportarten gibt es hier Probleme.
Das ist überall ähnlich, aber wir haben in schweizweit einige gute SpielerInnen und sind auch international gut unterwegs und einiges erreicht. Um junge Buben und Mädchen zu unserem Sport zu bringen, bieten wir Schulsport an und laden ganze Klassen oder auch Ferienpass-Gruppen ein, Curling auszuprobieren. Immer in der Hoffnung, dass einige dann auch dabei und einem Verein beitreten. Besonders in den Juniorenstufen haben wir in den letzten zwei, drei Jahren viel aufgebaut. Sehr oft wird Curling auch Kindern von aktiven Sportlern in der Familie weitergegeben.
Was waren Ihre ersten Aufgaben?
Die ersten Sitzungen und Gespräche haben bereits stattgefunden. Als erstes musste und muss ich mir weiter ein Bild machen und mit vielen Beteiligten, vom Verwaltungsrat über Club-Präsidenten, zu Top- und NachwuchsspielerInnen bis zu Seniorinnen und Veteranen sprechen und anhören. Wir haben drei neue Mitglieder im Verwaltungsrat und es wird wichtig sein, den aktuellen Wissensstand zu bewerten und zu schauen, wo wir was und wofür ansetzen können, um Verbesserungen zu erzielen.
Was ist Ihr Ziel in Ihrem neuen Amt als Präsidentin?
Unser Ziel ist es, beim Spitzencurling auf Top-Level zu bleiben und gleichzeitig die besten Bedingungen für den Nachwuchs zu schaffen. Es wäre natürlich ein Traum, wenn wir von den Olympischen Spielen 2026 wiederum Edelmetall mit nach Hause bringen könnten. Letztendlich wollen wir Curling vermehrt an die breite Öffentlichkeit bringen und weiterhin zu den erfolgreichsten Sportverbänden gehören.