Corona-Massnahmen fallen: "Ohne Zertifikat wird's einfacher"

Kein Zertifikat mehr im Restaurant, keine Maske mehr beim Servierpersonal. Ist jetzt die Pandemie vorbei? Ist es ok, dass man im ÖV noch Maske tragen muss? Wir haben mit einer Wirtin, einem Veranstalter und mit Leuten auf der Strasse gesprochen.

Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch

Der Bundesrat hebt die Zertifikatspflicht auf. Jede und jeder kann ohne Test und Maske einkaufen gehen, in eine Bar, ein Theater, einen Club oder in eine Beiz. Die Maske muss nur noch im ÖV und im Spital getragen werden. Grundsätzlich ist die Reaktion der Gefragten positiv.

 

"Es bringt eine gewisse Normalität zurück"

"Ich bin froh. Ich kann mich selbst schützen. Ich bin Lehrerin", sagt eine Frau, bei einer Strassenumfrage vor dem BERN-OST-Kafi, die anonym bleiben will.

 

"Es bringt eine gewisse Normalität zurück. Es war für die Schulkinder manchmal auch belastend. Stellen Sie sich vor, im Singunterricht, sehe ich nun wieder, wie die Kinder singen. Dass man die Maske im ÖV noch tragen muss, finde ich richtig. Manchmal gibt es ein 'Gstungg', so ist man geschützt, wenn jemand niest. Dass man beim Einkaufen keine mehr braucht, macht auch Sinn. Im Laden ist es schliesslich nicht so eng wie im Bus."

 

"Ohne Zertifikat wird es einfacher"

"Wir sind froh, dass nun alle zu uns ins Restaurant kommen können", sagt Barbara Löffel, Seniorchefin des Restaurants Ochsen in Münsingen. "Dass wir keine Zertifikate mehr kontrollieren müssen, finden wir in Ordnung. Die Akzeptanz hat bei einigen Gästen in letzter Zeit nachgelassen. Es kam dann meistens noch ein Spruch. Das ist jetzt vorbei."

 

Ob sich dadurch viel ändern werde? Dazu sagt Löffel: "Der eine oder die andere wird künftig nicht mehr kommen. Corona ist immer noch da. Es gibt schon Leute, die sich jetzt weniger sicher fühlen im Restaurant." Dafür kämen solche, die nicht mehr konnten, weil sie nicht geimpft waren. Unter dem Strich sei es kein Riesending, aber eine Erleichterung.

 

Maske trotzdem auf

Das Servierpersonal muss ab morgen keine Maske mehr tragen. Barbara Löffel äussert sich dazu noch vorsichtig. "Wenn ich im vollen Saal serviere, werde ich weiterhin eine Maske tragen." Aber letztlich überlasse sie es dem Personal, ob die Leute mit oder ohne Maske arbeiten wollen. Ein Raum, in dem nur Gäste mit Zertifikat bedient werden, sei kein Thema. "Wir wollen das nicht trennen", so die Wirtin. Wer sich nicht sicher fühle, bleibe halt eher zuhause. Das sei ein persönlicher Entscheid.

 

"Bitte um Distanz, Pandemie ist noch nicht vorbei"

Bei einer Umfrage vor dem BERN-OST Kafi sagt Richard Bernhard aus Worb: "Ich begrüsse das. Man sollte sich aber noch an die Distanz erinnern. Ich fand es unlogisch, dass man im Laden eine Maske tragen musste, die Leute aber Gemüse und Obst fingerten. Der Handschlag fehlt mir nicht, aber die Umarmungen schon. Das ändert sich wohl jetzt langsam. Die Pandemie ist erst vorbei, wenn wir vernünftig bleiben."

 

"Einfach nur geil"

"Das ist so geil!", sagt Peter Leu, Betreiber der Kulturfabrik, Biglen. Aber es dauere wohl noch einen Moment, bis sich die Leute daran gewöhnt hätten. "Ich rechne mit zwei bis drei Monaten." Die Kulturfabrik hat ihren Betrieb an die Pandemie angepasst. Das Publikum sitzt nicht mehr in Reihen, sondern an Bistrotischen, ohne Maske. "Das kam bei Artist:innen und Publikum gut an. Wir behalten das vorerst bei, damit die Leute nicht eng aufeinandersitzen", so Leu.

 

Mit oder ohne Maske

"Wir vom Betrieb arbeiten wohl noch mit Maske und schauen mal was passiert. Wir bleiben vorsichtig und wollen niemanden überfahren." Kulturveranstalter Leu ist gespannt, wie der Abend am Freitag unter diesen neuen Umständen abläuft. Christof Wolfisberg tritt mit seinem kabarettistischen Theater auf. "Wir freuen uns, dass wir weiter veranstalten können. Allen Gästen sage ich: Bei uns ist es sicher, niemand muss Angst haben."

 

"Beim Zertifikat war ich immer dagegen"

"Ich finde es gut, dass die Massnahmen weg sind. Wir sind erwachsen genug, um Rücksicht zu nehmen." Sagt ein Mann bei der Strassenumfrage, der anonym bleiben will. "Im ÖV finde ich, wenn sich jemand unsicher fühlt, soll er oder sie nach wie vor eine Maske tragen. Es sollten aber alle selbst entscheiden können. Beim Zertifikat war ich immer dagegen. Das war eine Schikane und hat Freundschaften zerstört. Feiern werde ich den Entscheid nicht, ich bleibe vorerst zuhause."

 

[i] Nach dem Bundesrat, hebt auch der Kanton Bern die meisten Massnahmen auf

[i] Medienmitteilung des Bundesrats zum Entscheid


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 17.02.2022
Geändert: 17.02.2022
Klicks heute:
Klicks total: