Corona Massentests: Diese Bern-Ost-Gemeinden sagen Nein
Am nächsten Montag beginnt der Kanton Bern mit Corona-Massentests an Schulen. In der Region Bern-Ost machen vier Gemeinden nicht mit. Wir haben nach den Gründen gefragt.
An den Berner Schulen sollen Schüler:innen sowie Lehrpersonen einmal wöchentlich auf das Coronavirus getestet werden. Der PCR-Test erfolgt mit einer Mundspülung, also absolut schmerzfrei, und ist freiwillig. Das heisst, die Eltern müssen ihr Einverständnis geben. Auch für die Schulen und Gemeinden ist die Teilnahme freiwillig.
BERN-OST hat bei allen Gemeinden nachgefragt. Von den 28 Gemeinden, die zum Einzugsgebiet unseres Internetportals zählen, haben sich 23 für die Massentests angemeldet. Entschieden hat das in den meisten Fällen der Gemeinderat. Im Fall von Gemeindeverbünden, etwa der Schule Aaretal Süd mit Wichtrach, Kiesen und Oppligen, war es die Schulkommission, die den Entscheid gefällt hat.
Vier Gemeinden haben sich gegen eine Teilnahme entschieden: Kiesen, Herbligen, Brenzikofen und Wichtrach. Wobei in allen vier Fällen nur die Unterstufe betroffen ist, ältere Schüler:innen besuchen den Unterricht in Nachbargemeinden, in denen getestet wird.
Kiesen: Stichentscheid
Was sind seitens Gemeinden die Gründe für die Nicht-Teilnahme? „Wir haben die Schule und die Schulkommission nach ihrer Meinung gefragt“, sagt Ernst Waber, Gemeindepräsident von Kiesen. Zusammenfassend sei hier die Haltung eher negativ gewesen. Die Durchführung der Tests sei aufwändig und bringe nicht viel, da kleine Kinder ja nur wenig gefährdet seien.
Gegen die Tests entschieden hat schliesslich der Gemeinderat - allerdings mit einem knappen Resultat. „Es war ein Stichentscheid“, sagt Waber. Von Eltern habe die Gemeinde im Vorfeld des Entscheids zwei, drei Stellungnahmen gegen die Tests erhalten. Befürchtet hätten diese, dass trotz Freiwilligkeit ein gewisser Gruppenzwang entstehen könnte. Selber sehe er den Entscheid eher kritisch, sagt Waber. „Ich vermute auch, dass da noch negative Rückmeldungen kommen. Wahrscheinlich mehr, als wenn wir Ja gesagt hätten.“
In Herbligen und Brenzikofen, deren Kinder die gemeinsame Unterstufe in Brenzikofen besuchen, fiel der Nein-Entscheid im Gemeinderat einstimmig. Zuerst in Herbligen. „Wir möchten probieren, die Sache etwas zu beruhigen“, sagt Gemeindepräsident Rudolf Scheidegger. „Je mehr man über Corona diskutiert, umso mehr beherrscht es die Leute. Ausserdem würden wohl sowieso nicht alle Eltern das Einverständnis geben.“ Reaktionen von Eltern oder Lehrpersonen habe es keine gegeben, weder vor noch nach dem Entscheid.
"Es hätten sowieso nicht alle mitgemacht"
In Brenzikofen habe man sich am Entscheid von Herbligen orientiert, sagt Gemeindepräsidentin Sabine Lüthi. „Es war uns wichtig, gemeinsam zu entscheiden. Hätten wir es anders gesehen als im Gemeinderat Herbligen, hätten wir das Gespräch gesucht.“ Das war aber nicht der Fall. Die Gründe für das Nein von Brenzikofen: „Wir fanden es nicht nötig. Auch da sowieso nicht alle mitgemacht hätten und somit ein blinder Fleck geblieben wäre. Mit den Selbsttests ist es ja mittlerweile allen möglich, sich zu testen, wenn sie das wollen.“
Keine Information zu den Mehrheitsverhältnissen gibt es aus Wichtrach. Gemeindepräsident Bruno Riem sagt nur: „Der Gemeinderat hat in Absprache mit der Schulleitung entschieden.“ Zu den Gründen wollte er sich nicht im Detail äussern. „Wir hatten schlicht zu wenig Infos und es war auch nicht möglich, mehr zu bekommen.“ Reaktionen von Eltern habe es in beide Richtungen gegeben.
Noch keine offizielle Entscheidung für oder gegen die Teilnahme am Test-Programm gibt es in Walkringen. Hier will der Gemeinderat im Verlauf der Woche entscheiden.
Nachtrag: Am Mittwoch gab die die Gemeinde Walkringen bekannt, dass sie sich an den Massentests beteiligt.