Contra Abstimmung Worbboden: «Das Projekt ist überdimensioniert»
26 Millionen sind zu viel für die Sanierung des Schulhauses Worbboden. Das sagt ein Komitee von FDP und SVP. Wir wollten wissen, was würden sie anders machen und wo könnte Geld gespart werden.
Gregory Graf (23) vom Komitee «Wobo mit Vernunft» sitzt seit Anfang Jahr für die FDP im Grossen Gemeinderat von Worb, auch seit Anfang Jahr präsidiert er die FDP Worb.
BERN-OST: Herr Graf, warum sind Sie gegen eine Sanierung des Schulhauses Worbboden?
Gregory Graf: Wir kritisieren das Ausmass der Sanierung und die 26 Millionen Franken. Das ist zu viel für Worb und führt zu Steuererhöhungen. Nur das Beste ist gut für Worb, das passt nicht. Es ist zu viel Geld für zu viel Raum. Das Schulhaus wurde für 550 Schülerinnen und Schüler gebaut, heute gehen nur noch 276 dort zur Schule. Das ist keine wirtschaftliche Nutzung, es muss effizienter genutzt werden.
Sie sagen das Projekt müsse redimensioniert werden, wie stellen Sie sich das vor?
Das heisst, man muss in Etappierungen vorgehen. Man muss das Notwenige vom Wünschbaren trennen. Es sind Umgebungsarbeiten in der Höhe von 600'000 Franken und Aussengarderoben für mehr als eine Million geplant, das ist nicht dringend. Wir fordern, dass man ohne Provisorium saniert und man die Raumaufteilung so belässt wie bisher.
Wir sehen keinen Sinn für Gruppenräume, man kann den Unterricht auch in den Klassenzimmern halten. Das ist eine Wunschlösung. Und wie gesagt, man soll Schritt für Schritt sanieren. Die Vorlage zeugt von einer Sturheit des Gemeinderats.
Wie würden Sie den Worbboden sanieren?
Am dringendsten sind wohl die sanitären Anlagen, die Elektronik und der Brandschutz. Das muss als erstes saniert werden. Auch die Böden müssen renoviert werden. Ich ging dort zur Schule und weiss, es hat alte Teppichböden, das muss erneuert werden.
Man muss das Schritt für Schritt analysieren und sinnvolle Sanierungsetappen bilden. Ein Nein wäre ein Signal an den Gemeinderat, nicht alles aufs Mal zu sanieren. Wir konnten in der Debatte im Worber Parlament keine Varianten einbringen. Es gab lediglich das fertige 23-Millionen-Paket und das akzeptieren wir nicht.
Wie sieht es aus mit der Fassade?
Für uns ist unbestritten, dass diese auch gemacht werden muss. Das könnte in einer zweiten Etappe saniert werden oder auch als erstes, je nach Priorisierung. Wir sehen den Bedarf, aber nicht eine Maximalvariante und dass man alles aufs Mal macht.
Es ist geplant Fenster zu installieren, die elektronisch geöffnet werden können. Auf diese Weise sollen im Sommer nachts die Zimmer runtergekühlt werden. Wie sehen Sie das?
Ist es notwendig oder wünschbar? Wir fordern, dass das Schulhaus für die nächsten Jahre parat ist. Es muss sicher für die Schüler sein, damit man dort unterrichten kann. Wie gesagt, wir wollen kein marodes Schulhaus. Deshalb muss das Notwenige vor dem Wünschbaren erledigt werden, danach schauen wir weiter.
Der Gemeinderat hat drei bis vier Fenster-Varianten geprüft. Er kam zum Schluss, dass Fenster, die elektrisch geöffnet werden können, die beste Variante sind. Was kritisieren Sie an diesem Vorgehen?
Aus unserer Sicht ist das Projekt überdimensioniert. Der Bildung helfen solche Fenster nicht. Wenn die Sonne scheint, kann man in andere Räume gehen und dort unterrichten.
Das tönt nicht sehr zeitgemäss.
Ich ging auch dort auch zur Schule, es war warm und damals ging das auch.
Sie sagen, Worb braucht gute Schulhäuser, keine überdimensionierten Bauten. Was ist am Worbboden überdimensioniert?
Dass das Schulhaus für 550 Schülerinnen gebaut wurde und jetzt nur noch von 276 Schülern genutzt wird. Und dass man es gesamtsaniert. Man könnte einen Teil des Schulhauses vermieten. Es gibt Musikschulen, die es benützen, aber es ist noch keine Vollnutzung. Damit der Bürger einverstanden ist, brauchen wir einen Massnahmenplan. Es kann weitervermietet werden, leider wurde das nicht geprüft.
Fassade, Böden, Elektrisches, Fenster, LED, das Schulhaus wird behindertengerecht gemacht – was würden Sie anders machen?
Da sind wir für alle Schritte dafür. Aber wir würden es definitiv für weniger als die 26 Millionen sanieren lassen. Wie bereits erwähnt, könnte man den Aussenbereich, die Aussengarderoben und die Raumaufteilung weglassen oder später sanieren. Den Betrag kann ich nicht sagen, aber es muss günstiger gebaut werden als für 26 Millionen.
Sie kritisieren die Finanzen, im Gegensatz zum Gemeinderat sagen Sie, Worb kann sich das nicht leisten, wie kommen Sie darauf?
Weil wir bei einer Ausgabe von 26 Millionen über die Schuldengrenze kommen. Wir haben weitere Projekte, die anstehen, das Sonnhalde-Schulhaus und die Rüttihubelstrasse müssen saniert werden. Wir haben gesagt, dass wenn die 26 Millionen kommen, man auf künftige Projekte verzichten muss.
Sie sagen, es brauche kein Provisorium für drei Millionen während der Sanierung. Wie würden Sie dies lösen?
Eine Idee ist, dass die Schülerinnen und Schüler in ihrer Umgebung in anderen Schulhäusern zur Schule gehen. Und sich die Lehrpersonen dorthin bewegen. Das ist ein erster Vorschlag. Dies wurde vom Gemeinderat nicht geprüft und gäbe eine Reduktion von 2.8 Millionen Franken.
Aber so würden ja die Klassen auseinandergerissen. Denken Sie das käme gut?
Das ist nicht sicher. Das ist eine erste Idee, man müsste dies prüfen. Ohne Kompromisse wird es nicht gehen.
[i] Gregory Graf hat eine kaufmännische Lehre bei einer Bank absolviert und diese mit der Berufsmatura abgeschlossen. Er verfügt über einen Bachelor im Betriebsmanagement. Heute arbeitet er als Kundenberater bei einer Bank. Seit Anfang Jahr ist er Mitglied des Grossen Gemeinderats von Worb und Präsident der FDP Worb. Zudem ist er Mitglied der Geschäftsprüfungs- und der Bildungskommission.
[i] Über die Argumente des Gemeinderats haben wir gestern berichtet.