Coworking für Bioproduzenten: Bioschwand plant "gläserne Manufaktur"

Die Bio Schwand AG geht mit einer lange gehegten Idee in die Offensive: Auf dem Gelände soll eine Produktionsstätte für Bioprodukte entstehen, die von verschiedenen Parteien gemeinsam genutzt werden kann. Gleichzeitig soll die Anlage auch zur Wissensvermittlung dienen.

Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch

Bereits vor fünf Jahren habe die Idee der "gläsernen Manufaktur" im Verwaltungsrat der Bio Schwand AG auf dem Tisch gelegen. "Nun ist die Zeit reif, da es eine immer grössere Nachfrage an Bioprodukten gibt", sagt Projektleiter Rafael Enzler.

 

Produzierende profitieren von Synergien

Die Idee ist es, dass "innovationsfreudige und kooperationsbereite Bioproduzenten und Bioproduzentinnen einen inspirierenden Ort finden, an welchem sie ihre Produkte in einer modernen Infrastruktur verarbeiten können", wie es in einer entsprechenden Medienmitteilung heisst. "Es ist eine Art Coworking-Space für die Herstellung von Bioprodukten", erklärt Enzler. Diese könnten dadurch von Synergien profitieren, nicht nur was die Nutzung von Geräten anbelangt, sondern auch die Vermarktung der Produkte. "Wir pflegen Kontakte zu verschiedenen Vertriebspartnern, zu denen wir den Produzierenden direkten Zugang verschaffen könnten", so Enzler. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Produzentinnen und Produzenten mit der selbständigen Verarbeitung ihrer Produkte einen weiteren Teil der Wertschöpfungskette bei sich behalten könnten.

 

Die Manufaktur als Lernort

Die neue Anlage soll auch zur Wissensvermittlung genutzt werden. "Der Name der 'Gläsernen Manufaktur' ergibt sich aus der Idee, die neu zu bauenden Produktionsstätten offen zu gestalten und so den Einblick in die Verarbeitung 'von der Frucht bis zur Konfitüre' zu ermöglichen", heisst es in der Medienmitteilung der Bio Schwand AG. "Wir haben viele Seminare hier und es wäre gut, wenn wir diese auch mit der Praxis verbinden könnten", sagt Enzler. Auch beispielsweise Schulklassen könnten in der Manufaktur nachvollziehen, wie unser Essen entsteht. Zudem sollen auch die Produzierenden selber voneinander lernen können.

 

Was wird produziert?

Kommt die Idee zum Fliegen, dauere es sicher ein, zwei Jahre, bis etwas stehe, sagt Enzler. Die Räumlichkeiten müssten noch gebaut werden. "Ein erster Gedanke ist, die bestehende Werkstätte umzunutzen", sagt er. Vielleicht fange man aber auch ganz klein mit nur einem Produkt an.

 

Produziert werden könnten zum Beispiel Konfitüre, Pasta, Bier und Fleischprodukte. "Es ist noch offen, ob komplexere eigenständige Produkte hergestellt werden sollen, oder ob es dem Bauern, der schon selbst Konfitüre herstellt, eine effizientere und systematischere Produktion ermöglichen soll", so Enzler.

 

Beitrag von Bund und Kanton in Abklärung

Derzeit wird abgeklärt, ob das Projekt ein "Projekt zur regionalen Entwicklung" (PRE) des Bundesamts für Landwirtschaft sein kann, womit Bund und Kanton zur Finanzierung beitragen würden. Dafür müsste die Trägerschaft, zum Beispiel eine Genossenschaft, zu fünfzig Prozent in Bauernhand sein, wie Enzler erklärt. "Es könnte auch ein Investor aus dem Nachhaltigkeitsbereich sein, der die Manufaktur als Modell aufbaut", nennt er eine weitere Finanzierungsidee.

 

Landwirte und -wirtinnen gefragt

Morgen lädt die Bio Schwand AG zu einer Informationsveranstaltung. "Wir erwarten etwa 15 bis zwanzig Personen, wovon eine bis zwei Landwirte sind", blickt Enzler voraus. Der Rest seien Sympathisanten und Leute, die Freude an Essen hätten, sowie Lehrabgänger. "Das Interesse an der Idee ist da, aber noch nicht an konkreten Produkten", sagt Enzler. Er hofft nun vor allem noch auf mehr Interesse seitens der Landwirtinnen und -wirte.

 

[i] Die Informationsveranstaltung findet am Freitag, 10. Mai von 16-18 Uhr auf der Bioschwand in Münsingen statt. Anmeldung via Online-Formular auf der Webseite der Bio Schwand AG.


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Erstellt: 09.05.2019
Geändert: 09.05.2019
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