Christian Reisacher: «Bowil ist eine Schlafgemeinde»

Nach 14 Jahren tritt Gemeinderat Christian Reisacher aus dem Gemeinderat von Bowil zurück. BERN-OST hat er erzählt, warum Bowil eine Schlafgemeinde ist.

Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch

Christian Reisacher arbeitet seit Januar 2009 im Gemeinderat Bowil mit. Er führte während 14 Jahren das Ressort Raum, Entwicklung, Ver- und Entsorgung. Während dieser Zeit amtete er zusätzlich als Vize-Gemeindepräsident. Seit Anfang Jahr steht er dem Ressort Finanzen und Liegenschaften vor. Reisacher hat auf Ende August seinen Rücktritt eingereicht.

 

BERN-OST: Herr Reisacher, warum treten Sie zurück?

Christian Reisacher: Wir haben unser Geschäft, eine Immobilienverwaltung in Langnau, und waren auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Wir wollten etwas, das weniger Arbeit gibt als ein Einfamilienhaus mit Umschwung. Deshalb ziehen meine Frau und ich von Bowil nach Lauperswil.

 

Sie waren 14 Jahre im Gemeinderat, wie hat sich Bowil in der Zeit verändert?

Es ist eine Schlafgemeinde, es läuft nichts.

 

Ist das gut oder schlecht?

Das ist schon eher negativ, es reisst sich niemand drum, wenn man etwas machen will. Plant man etwas Neues, wird es torpediert.

 

Können Sie ein Beispiel nennen?

Wenn Läden oder Restaurants schliessen, interessiert dies niemanden. Es fehlt an Initiative, es müssten Impulse kommen.

 

Woran denken Sie als scheidender Gemeinderat gerne zurück?

Wir konnten viel erreichen punkto Abwasser, wir konnten viele Gebiete neu erschliessen. Es gibt nicht mehr viele, die nicht an die ARA angehängt sind. Wir haben den Spielplatz im Schulhaus realisiert. Zu erwähnen ist auch der Bahnhof, der umgebaut wurde.

 

Was sind die Schattenseiten des Amtes?

Der zeitliche Aufwand ist hoch, wenn man etwas bewirken will. Das ist sicher ein Handicap. Als ich noch dem Ressort Raum vorstand und gleichzeitig Vize-Gemeindepräsident war, musste ich schon einen halben Tag pro Woche aufwenden.

 

Wurde diese Zeit vergütet?

Es gibt ein Grundsalär und Spesen, je nach Aufwand.

 

Was sollte Ihre Nachfolgerin oder Ihr Nachfolger mitbringen?

Es hängt immer vom Ressort ab, bei mir sind das die Finanzen. Man sollte eine Ahnung vom Harmonisierten Rechnungsmodell 2 des Kantons haben. Zudem ist die Arbeit im öffentlichen Bereich schon anders als in der Privatwirtschaft. Weiter sollte man mit Zahlen umgehen können und die Zeit aufwenden.

 

[i] Der Gemeinderat hat eine Ersatzwahl angeordnet. Wahlvorschläge können bis am 15. September 2023 bei der Gemeindeverwaltung eingereicht werden.


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Erstellt: 08.07.2023
Geändert: 08.07.2023
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