Ortsverein übernimmt Chinoworb: Gemeinde und Frauenverein helfen wohl zahlen

Das Chinoworb hat endlich eine Nachfolge gefunden. Übernehmen will der Ortsverein Worb. Noch nicht gesichert ist die Finanzierung. Der Ortsverein hat den Frauenverein und die Gemeinde um finanzielle Unterstützung angefragt.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Anfang dieses Jahres gingen die Worber Kinobetreiber Martin Christen und Rolf Nöthiger mit der Suche nach einer Nachfolge an die Öffentlichkeit. Jetzt ist klar: Der Ortsverein Worb (OVW) will das Chinoworb zusammen mit dem Team freiwilliger Helfer und Helferinnen weiterführen.

 

"Wir wollen, dass das Kino erhalten bleibt", sagt OVW-Präsident Josef Graf auf Anfrage. Viel mehr könne er noch nicht sagen, weil die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen seien. So sei zum Beispiel noch nicht klar, in welcher Form der OVW das Kino betreiben werde. Die Chinoworb GmbH zu übernehmen sei eher keine Option. "Es gibt rechtlich noch einiges abzuklären." Auch wie es für das Team des Kinos und den Filmclub weiter gehe, sei noch nicht sicher. "Wir möchten die Zusammenarbeit gerne weiterführen. Es gab aber noch keine Gespräche."

 

Frauenverein mit Vermögen

Das grösste Problem, das der OVW zu lösen hat, bleibt aber die Finanzierung. Als Dachorganisation aller Worber Vereine verfügt er kaum über eigene finanzielle Reserven und hat deshalb die Gemeinde und den Frauenverein um Unterstützung angefragt. Beides sind naheliegende Adressen dafür. Die Gemeinde Worb spricht regelmässig Beiträge zur Kulturförderung, etwa für das Chorensemble Canta Nova, die Kinderwoche im Worbboden oder den Weihnachtsmärit. Auch das Kino gehörte schon zu den Begünstigten, allerdings nicht auf regelmässiger Basis. 

 

Der Frauenverein gilt mit seinem Vermögen von rund einer halben Million Franken als der reichste Verein von Worb. Ausserdem ist die Präsidentin Patricia Graf mit Josef Graf verheiratet. Letzteres habe aber keinen Einfluss auf das Projekt, sagt Josef Graf. "Sie schaut in ihrem Verein und ich in meinem. Wir handeln das nicht am Küchentisch aus."

 

20'000 Franken "für die Freude"

Martin Christen, gemeinsam mit Rolf Nöthiger Gesellschafter der GmbH, bestätigt die Verhandlungen mit dem Ortsverein. Wieviel Geld insgesamt fliesst, will er nicht sagen. "Klar ist, dass wir keinen Rappen Gewinn machen", sagt er. "Wir wollen nur die externen Schulden loswerden. Das war unsere Bedingung Nummer eins."

 

Bei der Übernahme des Kinos 2014 mussten etwa das Kinomobiliar übernommen und die Projektionsanlage erneuert werden. Allein letzteres habe 80'000 Franken gekostet, die Sitze 40'000 Franken, so Christen. Auch habe man einiges renovieren und umbauen müssen. Ein Teil davon wurde durch Privatpersonen finanziert, z.B. wurden die 160 Kinosessel für je 500 Franken "verkauft". Die GmbH bekam aber auch ein verzinsliches Darlehen von der Genossenschaft EvK (Eigentümerin auch dieses Internetportals) und darf ausserdem ihr Konto bei der Bank SLM um bis zu 50'000 Franken überziehen. "Das haben wir aber nie ausgeschöpft", betont Christen. Die 20'000 Franken, die Christen und Nöthiger je hälftig zur Gründung der GmbH aufbrachten, würden sie abschreiben. "Das ist für die Freude, die wir hatten", so Christen.

 

Keine Freikirche im Kino

Bedingung Nummer zwei sei, dass das Kino weiter als Kino betrieben wird. 2014 waren Christen und Nöthiger eine von fünf Parteien, die sich für das Kino interessierten. Drei waren Freikirchen. "Dafür wäre das Kino natürlich gut eingerichtet. Man müsste nur noch einen Pfarrer vorne hinstellen."

 

Das Projekt kommt nur zustande, wenn sowohl Gemeinde wie auch Frauenverein Ja sagen zur Unterstützung. Der Frauenverein wird darüber Mitte September an einer ausserordentlichen Hauptversammlung über einen Beitrag von 20'000 Franken entscheiden. Bis dann werde auch klar sein, was die Antwort der Gemeinde ist, sagt Vereinspräsidentin Patricia Graf. "Damit die Frauen auch wissen, worüber genau sie abstimmen." Der Vorstand sei dafür, könne aber nicht abschätzen, wie die Mitglieder reagieren. "Wir wollen das Kino nicht übernehmen", betont sie aber. "Dafür haben wir schon gar nicht die Kapazität. Wir möchten aber, dass es erhalten bleibt Solidarität zeigen, auch gegenüber all den Freiwilligen, die das Kino am Laufen halten." Der Frauenverein finanziert regelmässig gemeinnützige Projekte, zum Beispiel den Robi-Spielplatz in Rüfenacht oder die Ferienwoche, inklusive Verpflegung, die im vergangenen Sommer ebenda stattfand. Haupteinnahmequelle des Vereins ist die Brockenstube. Auch sei der Verein in derVergangenheit sehr sparsam mit dem Geld umgegangen, sagt Patricia Graf.

 

Kommt kein Geld, steigt der Ortsverein wieder aus

Bei der Gemeinde bestätigt man die Anfrage, hält sich ansonsten aber bedeckt. "Die Sache kommt erst zum Fliegen, wenn der Frauenverein entschieden  hat", sagt Gemeindepräsident Niklaus Gfeller. Die Gemeinde werde erst danach informieren. Und was, wenn kein Geld kommt? "Dann müssen wir das Projekt fallen lassen lassen", sagt Josef Graf. Damit wären Christen und Nöthiger auf mit der Suche nach einer Nachfolge wieder auf Platz eins.


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Erstellt: 05.09.2018
Geändert: 05.09.2018
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