Schaulager Capramontes: 144 Unterschriften gegen den Abriss

Das Schaulager Capramontes in Rüfenacht steht vor dem Ende. Betreiber Walter Geissberger will nicht kampflos aufgeben, macht sich aber keine grosse Hoffnungen.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Nach dem Bau des Zentrums Sonne steht an der Worbstrasse in Rüfenacht das nächste grosse Bauprojekt in den Startlöchern.

 

Seit elf Jahren Kunst und Konzerte

Betroffen sind das grosse, schon länger leerstehende Einfamilienhaus direkt neben den Sonne-Neubauten in Richtung Worb und das "Haus Choffat". In diesem betreibt Walter Geissberger seit elf Jahren das Schaulager Capramontes. Dort werden Lesungen und Konzerte organisiert, zudem macht Geissberger dort selber Kunst. Beide Häuser sollen abgerissen werden und Neubauten Platz machen.

 

"Perle von Rüfenacht"

Seine Kündigung per 31. März 2024 und den Abriss der von ihm gemieteten Liegenschaft will Geissberger nicht einfach so akzeptieren. "Mit dem Abriss verschwindet eine Perle von Rüfenacht", ist er überzeugt. Er hat deshalb rund 144 Unterschriften gesammelt, die er der Gemeinde Worb und der Bauherrschaft dieser Tage übergeben will.

 

Grosse Hoffnungen mache er sich nicht, sagt er gegenüber BERN-OST. "Wahrscheinlich ist der Abriss nicht aufzuhalten und muss ich meine Liebe zu dem Haus beerdigen. Aber ich bin nicht einer, der Dinge einfach mit sich geschehen lässt."

 

Käufer wollte das Haus erhalten

In seinem Protest beruft er sich auf ein Versprechen, das ihm der neue Eigentümer gegeben habe. "Bei einer Begehung Anfang 2021 sagte mir der Käufer, er wolle das Schaulager erhalten und das Haus sanieren."

 

Ein Versprechen habe er nie gemacht, sagt dazu Max Rieder, dessen Firma Rieder Bau und Immobilien das Haus gekauft hat. Ursprünglich sei er sogar nur am Haus direkt neben dem Zentrum Sonne interessiert gewesen.  Erst nach mehrmaligem aktivem Angebot des damaligen Eigentümers Peter Choffat habe er das Haus mit dem Schaulager schliesslich auch gekauft.

 

"Absicht, aber kein Versprechen"

Bei der Begehung habe er tatsächlich die Absicht geäussert, das Haus erhalten und sanieren zu wollen. Auch sei er bei der Gemeinde mit zwei Bauprojekten vorstellig geworden, bei denen das Schaulager stehen geblieben wäre. Nicht zuletzt, weil es so nahe an der Strasse steht, wie das bei einem Neubau nach aktuellen Vorschriften nicht mehr erlaubt wäre.

 

Bei beiden Projekten habe die Gemeinde abgewunken und schliesslich ein "qualitätssicherndes Workshopverfahren" verlangt, da die Liegenschaften in der Kernzone von Rüfenacht stehen. Dieses Verfahren habe er von einem befreundeten und in ähnlichen Projekten erfahrenen Architekten durchführen lassen. Nach einer Auslegeordnung und der Prüfung von Varianten habe ein Neubauanlage, bestehend aus zwei Baukörpern unter Einbezug und Abbruch des Haus' Choffat sowohl ihn wie auch den Fachausschuss der Gemeinde am meisten überzeugt. "Das Haus ist stark sanierungsbedürftig. Es hat nicht einmal eine Zentralheizung."

 

"Dass das für Herrn Geissberger traurig ist, ist klar", sagt Rieder.  "Wahrscheinlich war es ein Fehler, dass ich nicht noch einmal persönlich das Gespräch gesucht habe mit ihm. Ich werde das vielleicht noch nachholen."

 

28 Wohnungen und ein Atelier

Das Einreichen des Baugesuchs steht laut Max Rieder kurz bevor. Geplant sind zwei viergeschossige Wohnhäuser mit insgesamt 28 Wohnungen zwischen zwei und vier Zimmern, mit einem Gewerberaum im Parterre des einen und einer zweistöckigen Atelierwohnung im anderen Gebäude. Vorgesehen ist eine naturnahe Gestaltung des Freiraumes in Richtung Dorfstrasse und ein kleiner öffentlicher Platz mit einem grossen Baum und Sitzgelegenheiten am östlichen Ende des Landes, da wo heute Geissbergers Schaufenster ist.

 

Walter Geissberger will nun abwarten, wie die Reaktion auf seine Petition ausfällt. Seinen Unterstützer:innen verspricht er: "Falls ich Erfolg habe und den Abbruch verhindern kann, gibt es ein Riesenfest."


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Erstellt: 25.04.2023
Geändert: 05.09.2023
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