Boxen - Mischa Nigg setzt ein Zeichen

Der Thuner Mischa Nigg hat bestanden. In seinem ersten internationalen Titelkampf schlug er den Gegner aus Georgien K. o.

Stephan Dietrich, Berner Zeitung BZ

Mischa Nigg hat einen ersten Gürtel für seine Sammlung. Der Thuner darf sich Internationaler Meister im Super-Mittelgewicht der World Boxing Federation (WBF) nennen. In einem animierten Kampf besiegte der 27-Jährige den 7 Jahre jüngeren Ramazi Gogichaschwili. In der 4. Runde war dieser zermürbt, hatte Nigg dem Georgier den entscheidenden Hieb verpasst.

Man ging ja davon aus, dass der Titelkampf umstritten sein würde. Die Realität sah dann etwas anders aus. Mischa Nigg war von Beginn weg Herr im Ring. Die ersten zwei Runden waren einigermassen ausgeglichen, Nigg sprach von «einem gegenseitigen Abtasten».

Danach übernahm der Berner Oberländer jedoch den Lead, er diktierte den Kampf beinahe nach Belieben, schlug hart, setzte dem Widersacher mit Körpertreffern zu – und musste sich höchstens vor den gefährlichen Kontern in Acht nehmen. «Der Gegner hat mehr Routine als ich», erzählte Nigg, «ich musste stets wachsam sein». Nigg blieb geduldig und wartete auf den richtigen Moment für den K.-o.-Schlag. Dass Gogichaschwili nicht in die Kategorie Fallobst gehört, bekam Mischa Nigg früh zu spüren. Nach einem satten Treffer begann die Nase zu bluten.

Erst Ferien, dann Prüfungen

«Super, grossartig, ich bin stolz», liess der Sieger nach dem Kampf verlauten. «Dieser erste Gürtel bedeutet mir sehr viel.» Verteidigen wird er das edle Stück nicht, «es handelt sich nicht um einen Titel, der verteidigt wird. Aber es ist ein Meilenstein in meiner Karriere.» Wie es weitergeht, weiss Nigg nicht. «Jetzt mache ich Ferien mit meiner Freundin, danach stehen Prüfungen an», erklärte der Psychologiestudent. Es ist das normale Leben eines Profiboxers in der Schweiz.

An den grossen Honigtopf kommt Nigg mit diesem Erfolg nicht. Jean-Marcel Nartz, Vizepräsident der WBF, sagt: «Ohne Präsenz im Fernsehen ist es schwierig, sich bekannt zu machen.» Eine Equipe des Schweizer Fernsehens war übrigens in Worb dabei. Das Filmmaterial wird für einen Beitrag in der «Sportlounge», die jeweils am Montagabend gesendet wird, zusammengeschnitten. Der Zeitpunkt der Ausstrahlung ist noch nicht bekannt.

Was fehlt Mischa Nigg sonst noch zur glorreichen Karriere? «Es würde sicher nicht schaden, wenn er einmal ein paar Wochen im Ausland trainieren könnte», antwortet Nartz, der früher einer der bekanntesten Matchmaker Deutschlands war. Nigg lässt die nähere Zukunft offen. «Ich bin gespannt, welche Türen sich öffnen», sagt er gelassen. «Im Moment geniesse ich einfach den Erfolg.»

Einen ruhigen Abend verbrachten die beiden anderen lokalen Profiboxer. Viviane Obenauf hatte mit der Serbin Semra Bogucanin wenig Probleme, musste sich aber bis zur 5. Runde bis zum K. o. gedulden. «Unser Plan war abzuwarten», erzählt sie. «Ich bin ein Temperamentbündel und muss lernen, Energie zu sparen. Ich boxte zu Beginn im Sparmodus.» Am deutlichen Sieg der im Berner Oberland lebenden Brasilianerin änderte sich freilich nichts.

Auch Obenauf würde gerne möglichst rasch einen Titelkampf bestreiten, «denn mein Ziel ist es, irgendwann vom Boxen leben zu können». Nartz hingegen rät zu Geduld. «Sie muss noch eine Menge lernen. Ihre Schläge sind zu ungestüm, noch fehlt in ihren Aktionen die nötige Präzision.» Gar nicht erst antreten durfte Alain Chervet. Der serbische Gegner des Leichtgewichtlers hatte sich am Donnerstag krankheitshalber abgemeldet. Ein Ersatz konnte auf die Schnelle nicht organisiert werden. «Das ist zwar nicht schön, kommt aber im Boxen vor.»

[i] Eine BERN-OST-Bildergalerie folgt...


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Erstellt: 01.06.2015
Geändert: 01.06.2015
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