Bowil - Zumba tanzen statt Mäuse jagen
Die Landfrauen von Bowil feiern ihr 50-Jahr-Jubiläum. Anfangs sollte der Verein vor allem die Bildung von Bäuerinnen fördern, doch heute gehen seine Tätigkeiten weit darüber hinaus.
Es ist bereits dunkel, als sich die acht Frauen in einem abgelegenen Bauernhaus in Bowil treffen. Sie setzen sich an einen Tisch in der Stube und schenken sich ein Glas Holunderblütensirup ein. Protokollbücher und Ordner werden aufgeschlagen: Die Sitzung des Landfrauenvereins kann beginnen. «Wir führen eine langjährige Tradition fort», sagt Barbara Schenk, Präsidentin der Landfrauen. In der Tat. Bereits seit 50 Jahren setzt sich der Verein für das Wohl der Gemeinde ein. Unterstützt werden nicht nur Frauen, sondern auch Männer, Kinder und ältere Menschen.
Bildung im Vordergrund
Früher sah alles noch ganz anders aus. Am 19. Januar 1965 fand die erste Versammlung der Landfrauen Bowil statt. 65 Frauen nahmen daran teil. «Viele waren froh, einmal von den Männern wegzukommen», sagt Anna Jutzi und lacht. Barbara Schenk stimmt ihr zu: «Zu dieser Zeit war es nicht üblich, dass Frauen etwas unter sich machen konnten.»
Anfangs organisierte der Verein vor allem verschiedene Vorträge und Kurse. Ziel war es, die Bildung der Bäuerinnen zu fördern. Referate über das Frauenstimmrecht oder die Abtreibung sollten das Selbstbewusstsein der Landfrauen stärken. Allerdings hatte es auch nützliche Kurse für den Haushalt. Die Frauen lernten zum Beispiel, wie Mäuse möglichst schnell aufgespürt und beseitigt werden konnten, oder erhielten Einführungen in das Einfrieren von Lebensmitteln.
Heute betreiben von den neun Frauen des Vorstands nur noch drei Landwirtschaft. Aus den 65 Mitgliedern sind mittlerweile 107 geworden, und auch das Angebot hat sich um einiges verändert. Obwohl der Verein immer noch Traditionelles wie «Frouezmorge», Adventsfeiern oder Maibummel organisiert, bemüht er sich um ein zeitgemässes und attraktives Tätigkeitsprogramm.
Zeitgemässes Programm
«An den Kursen dürfen alle Interessierten teilnehmen, auch die Männer», sagt Barbara Schenk. Das Programmheft des Landfrauenvereins wird jeweils in alle Bowiler Haushalte geschickt. Mäusejagden und Gebrauchsanweisungen für Gefriertruhen wurden durch Zumba und Grillkurse ersetzt. «Ein wichtiger Bestandteil unserer Tätigkeiten ist die Altersarbeit», so Schenk. Deshalb sei der Vorstand so gross: «Essen für Senioren oder Altersnachmittage sind aufwendig zu organisieren.»
Die alten Menschen würden die Arbeit sehr schätzen, fügt die Vereinspräsidentin an. Dies sei ein Grund, motiviert zu bleiben. An Motivation fehlt es dem Vorstand jedenfalls nicht. Die Frauen freuen sich auf die Sitzungen. Auch wenn sich die Umstände in den letzten 50 Jahren stark verändert haben, sind die Landfrauen froh, einander zu haben: «Es ist schön, ab und zu von zu Hause wegzukommen, sich mit anderen Frauen zu treffen und etwas zu unternehmen», sagt Vorstandsmitglied Anna Jutzi.
In ihrem Haushalt gebe es nur Männer. Sie erinnert sich gerne an die regelmässigen Exkursionen. Die diesjährige Jubiläumsreise ging nach Lamboing, wo die Frauen eine Glasbläserei besuchten. «Wie wir wissen, kommt vor dem Vergnügen die Arbeit», sagt Barbara Schenk und lächelt. Für den Herbst haben die Frauen noch einiges zu planen. «Das Programm schalten wir dann jeweils auf unserer neuen Webseite auf.» Von wegen, auf dem Land sei nichts los.
www.landfrauenbowil.ch