Bowil - Seit 75 Jahren eine eigene Kirche – nur fehlt jetzt der Chor

Die Kirche Bowil steht umrahmt von hohen Bäumen idyllisch neben saftigen Wiesen. Beim Betreten der Kirche fällt der Blick auf den grossen, kunstvoll verarbeiteten Abendmahlstisch. Über dem Chorgestühl hängen drei Tonreliefs mit Bildern aus der Jakob-Geschichte. Die sechs Tonplatten an der weissen Wand neben der Kanzel sind so angeordnet, dass die Zwischenräume als helles Kreuz aufleuchten. Die vier Ecktafeln zeigen die Symbole der vier Evangelisten.

Geld gesammelt für eigene Kirche

Der Bau der Kirche war für die Bowiler Bevölkerung wichtig. In der «politischen Versammlung Grosshöchstetten» war Bowil im Jahre 1866 mit 1608 Personen die grösste Einwohnergemeinde. Doch nicht nur wegen der Grösse wollte Bowil eine politisch eigenständige Gemeinde werden. Es hing auch mit den weiten Wegen ins Abstimmungslokal nach Grosshöchstetten zusammen. All diese Argumente fanden sich auch wieder im Entscheid, eine eigene Kirche in Bowil zu bauen. Die durchgeführte Gedsammlung bei der Bevölkerung zur Mitfinanzierung der Baukosten zeigte, dass der Kirchenbau einem lang gehegten Wunsch entsprach. Aus der Gemeinde Bowil wurden so 13’604 Franken an Spenden zusammengebracht. Die Baukosten betrugen 94’641 Franken. So erfolgte der Spatenstich am 8. September 1930. Etwa ein Jahr später erklang die Orgel zum feierlichen Einweihungsgottesdienst mit dem Mitbegründer und damaligen Ortspfarrer Fritz Lienhard. Trotz der eigenen Kirche gehört Bowil bis heute zur Kirchgemeinde Grosshöchstetten.

Umgebaut und erneuert

Eine grundlegende Sanierung sowie wichtige Umbauten erfolgten 1980, fasst ein halbes Jahrhundert später. Die Fenster, die Heizung und die Bestuhlung wurden erneuert und ein Wärmedämmputz angebracht. Damals wurde auch der künstlerische Schmuck erworben.

In den 75 Jahren leiteten acht Personen regelmässig die Gottesdienste. Seit gut 13 Jahren arbeitete Pfarrer Andreas Gund-Schneider im Pfarramt Bowil. Seine Idee ist es, Christentum und Moderne zu verbinden, dies mit unterschiedlichen Projekten. Speziell sind etwa die Gottesdienste für Kinder im Vorschulalter oder Partnerschaften mit gleichgesinnten Gemeinden in ähnlichem Umfeld, so mit dem Tessiner Dorf Brontallo.

Letzter Auftritt des Chors

Auch der Kirchenchor weist das Geburtsjahr 1931 auf. Den Auftrag, Gottes Wort mit Musik und Gesang weiterzugeben, nahm er vor allem an den grossen Feiertagen im christlichen Kirchenjahr wahr. Neun verschiedene Leiter prägten den Chor in den 75 Jahren. Nun gibt der Kirchenchor, gleichzeitig mit dem Jubiläum sein Abschiedskonzert, dies mit der Toggenburger Messe. Trotz intensiver Suche konnten die fehlenden Stimmen nicht gefunden werden. Wenigstens hätten sie für das Jubiläumskonzert genügend Aushilfsstimmen gefunden, erklärt die Präsidentin Katrin Wüthrich.

Das Jubiläum

Im Monat September wird das Kirchen- und Kirchenchorjubiläum mit verschiedenen Anlässen gefeiert:
Sonntag, 3. September, 10 Uhr Steinenpredigt bei Familie Lehmann; 15 Uhr Konzert «Leierchischte» in der Kirche.
Sonntag, 10. September, 9.30 Uhr Festgottesdienst in der Kirche.
Sonntag, 17. September, 9.30 Uhr Bettagsgottesdienst, 20 Uhr Konzert Kirchenchor Bowil, beides in der Kirche.
Sonntag, 23. September, 20 Uhr Konzert Kirchenchor in der Kirche Grosshöchstetten.
Sonntag, 24. September, 9.30 Uhr Kirchgemeindegottesdienst in der Kirche.
10. bis 30. September Foto- und Dokumentenausstellung in den Schaukästen des Archivs beim Schulhaus Dorf.

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